104 - Leichenparasit des Geflügelten Todes
Ulbrandson!
Sie atmete flach, ihr Herz schlug.
Sie lebte, aber sie war bewußtlos.
Mit einem Blick erkannte Larry Brent selbst
bei den schlechten Sichtverhältnissen, daß Morna Ulbrandson nicht gefoltert
worden war. An ihrem Körper entdeckte er keine Wunden und keine Striemen, die
auf Auspeitschung hingedeutet hätten. Auch eine größere Verletzung war nicht
feststellbar.
Der »Geflügelte« war sich seiner Sache ganz
sicher gewesen. Er hatte schließlich doch noch zu lange gepokert.
Mornas Leib war eiskalt, von einer Gänsehaut
überzogen, und sie sah schlecht und mitgenommen aus.
Wahrscheinlich war sie vor Kälte und
Entkräftung besinnungslos geworden.
In diesem Zustand hatte der Dämonische zu
einem furchtbaren Trick gegriffen. Mornas Geist lag vor ihm wie ein
aufgeschlagenes Buch, und mit Hilfe seiner übernatürlichen Kräfte hatte er
Mornas Art zu sprechen in die von ihr gestaltete Wachsfigur übertragen und zum
Leben erweckt.
Ein anderer Geist hatte die Puppe in
Wirklichkeit belebt.
Larry ahnte, daß er nur mit einem ganz
geringen Teil des Geheimnisses dieses Castle und der Örtlichkeit konfrontiert
wurde. Hier warteten noch mehr Rätsel und Mysterien auf ihre Aufklärung.
Aber am wichtigsten war jetzt Mornas Bergung
und Wiederbelebung.
Ihr Körper war stocksteif.
Die unbarmherzige Kälte in diesem tiefliegenden
Keller war tödlich.
Larry begann diese Kälte erst langsam zu
spüren.
Er war noch erhitzt von der Glut des Feuers,
vor dem er geflüchtet war.
Nun eilte er - mit Morna Ulbrandson auf den
Armen - dorthin zurück.
Die Schwedin brauchte Wärme. Ideal wäre jetzt
ein heißes Bad, um ihren Kreislauf wieder in Gang zu bringen.
X-RAY-3 massierte Arme und Beine kräftig,
ohne daß sich an Mornas Zustand etwas änderte. Sie befand sich in einer
wirklich bedenklichen Situation.
Er lief dem Ausgang entgegen und dann über
die Treppe nach oben, hinter der das Feuer wütete.
Als er die unterste Stufe betraf, öffnete
sich automatisch die massive Tür oben. Rauchschwaden quollen sofort herein, und
der Widerschein des Feuers war zu sehen.
Vor allem war aber auch die Wärme zu spüren,
die ihnen entgegenschlug und von der steinernen Decke abgestrahlt wurde.
Larry wußte, daß er sich in der Nähe der
offenen Tür nicht allzulange aufhalten konnte. Die Wärme war Morna zuträglich,
aber mit der Wärme kam auch der Rauch. Und der staute sich in ihren Lungen und
führte zur Erstickung.
Sie waren beide in einem Teufelskreis
gefangen, und es schien, als sollte der »Geflügelte
Tod« und seine dämonische Absicht, ihnen den Tod zu bringen, doch noch
triumphieren.
Allein kamen sie nicht raus.
Die Hilfe mußte von außen kommen.
Längst mußte das um sich greifende Feuer
entdeckt sein und bekämpft werden.
Dann bestand die Hoffnung, daß man nach ihnen
suchte. Edward Higgins und seine Leute wußten, wohin er sich begeben hatte.
Der Rauch wurde so dick, daß Larry zurückwich
und ihm nicht anderes übrigblieb, als erneut hinter die Tür des geheimen
Gewölbes zu flüchten und dort abzuwarten.
Mit Morna in den Armen ging X-RAY-3 zu Boden.
Mechanisch begann der blonde Mann wieder die
starren Glieder zu massieren und rief immer wieder den Namen der Schwedin, ohne
jedoch darauf eine Reaktion zu erhalten.
Larry war schwindelig vor Sauerstoffmangel,
in der Hocke erholte er sich wieder ein wenig.
Er setzte seine Bemühungen fort, durch
Massage Mornas Blut in Wallung zu bringen und blickte dabei unruhig immer
wieder nach allen Seiten.
Unablässig hatte er das Gefühl, als würden
sie beobachtet.
Er fühlte förmlich die Blicke, die aus dem
Unsichtbaren auf sie gerichtet waren.
●
Sein Gefühl trog ihn nicht.
Da war wirklich etwas.
Es hatte keinen Körper mehr und bestand nur
hoch aus Geist und einer verfluchten Seele.
Mike Coogan alias der »Geflügelte Tod« war
vernichtet. Dies betraf jedoch nur seine körperliche Existenz.
Mit der Versteinerung des dämonischen Lebens,
in dem er seinen Opfern das Blut aussaugte, war ein Abschnitt seines Daseins
beendet.
Als das »Zehrende Feuer« sich in seinen Körper
fraß und die Versteinerung herbeiführte, empfing er im Unterbewußtsein ein
Signal, von dem er bisher nichts gewußt hatte.
Er erkannte, daß seine Existenz als
»Geflügelter Tod« sich vom Dasein der Crowdens unterschied. Er besaß nach der
dämonischen Metarmorphose zwei Leben! Sein Geist wurde nicht ausgelöscht und
nicht ins Jenseits geschleudert.
Er war nach wie vor
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