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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Typisch für das Wiedererwachen aus dem induzierten Nervenschock war, daß es in seiner Erinnerung keine Lücke gab. Er fuhr von seinem Polster in die Höhe, ächzte, als er den Schmerz im Schädel fühlte, und stieß hastig hervor: „Ist Klaque zurück?"
    Weiksa beugte sich über ihn. Er sah ein paar Ärzte und bemerkte die bunte Bespannung des Zeltes. Man hatte ihn den Blicken der Menge verborgen.
    „Er ist zurück", sagte Weiksa.
    „Und?"
    „Jetzt nicht, später", antwortete Weiksa.
    Dazu machte sie eine eigenartige Geste. Carnuum verstand. Der Anschlag auf Gu hatte noch nicht stattgefunden; er würde später erfolgen. Er empfand Ärger. Warum ging in letzter Zeit alles schief?
    „Schick die Ärzte hinaus", sagte er halblaut zu Weiksa. „Ich brauche sie nicht mehr.
    Klaque soll hereinkommen."
    Weiksa übermittelte den Ärzten die Anweisung des Herzogs. Sie ging mit ihnen hinaus auf das Deck des Schwebers und kehrte Augenblicke später in Klaques Begleitung zurück. Der riesige Tart machte eine stumme Ehrfurchtsbezeigung.
    „Was ist geschehen, Klaque?" fragte Carnuum.
    Klaque deutete auf die Uhr, die der Herzog am Finger trug und machte sodann eine wischende Geste mit beiden Händen. Zwischen Carnuum und dem Tart hatte sich eine eigenartige Gestensprache entwickelt. Der Herzog verstand seinen stummen Diener ohne Mühe. Nur selten kam es dazu, daß Klaque etwas aufschreiben mußte, weil er es mit Gesten nicht verdeutlichen konnte.
    „Ihr kamt zu spät."
    Klaque bejahte. Carnuum wandte sich an Weiksa.
    „Das hätte ich mir denken sollen. Sie haben meine Ansprache gehört. Sie wissen so gut wie ich, daß so nur einer reden kann, der keine Konkurrenz mehr fürchtet. Sie rechneten sich also aus, daß ich gegen Gu vorgehen würde."
    Ein Hauch von Schwermut glitt über sein Gesicht, und die Nasenspitze verlor ein wenig von ihrem feuchten Schimmer. Was mochte Gu über ihn denken.
    Entschlossen richtete er den Blick wieder auf Klaque.
    „Wißt ihr, wohin Gu gebracht wurde?"
    Klaque imitierte mit zwei Fingern ein Paar laufender Beine.
    „Ihr habt eine Spur?"
    Auch das wurde bejaht.
    „Wann ist es soweit?"
    Klaque deutete zuerst auf die Uhr und dann senkrecht zu Boden.
    „Wenn die Sonne im Nadir steht. Mitternacht", interpretierte Carnuum. „Kümmere dich um die Sache, Klaque. Wen immer du angeworben hast - laß ihn nicht aus den Augen.
    Ich hoffe, du hast dich nicht exponiert. Herzog Gu können wir nichts vormachen, aber mit dem haben wir es nicht mehr zu tun, wenn die Untersuchung beginnt."
    Klaque hob die Hand zur Stirn und zog sich zurück.
     
    *
     
    „Wie steht es draußen?" fragte Carnuum.
    „Unentschieden", antwortete Weiksa und versuchte ein kleines Lächeln. „Die Orakeldiener haben sich bis unmittelbar vor den Wasserpalast zurückgezogen. Die Menge hält den diesseitigen Teil des Dallos besetzt. Die Leute sind unruhig. Zuerst ging das Gerücht, du seist tot. Ich gab mir Mühe, es ihnen auszureden. Aber ob sie mir geglaubt haben, das weiß ich nicht."
    „Was spricht das Orakel?"
    Sie machte eine verneinende Gebärde. „Das Orakel ist stumm. Aber..."
    Wie sollte sie es ihm sagen? Wie sollte sie ihm über jenes eine Ereignis berichten, ohne ihn gleichzeitig erkennen zu lassen, daß ihm jetzt nur noch ein Ausweg blieb: der sofortige Frontalangriff gegen alles, was den Kranen im Lauf von zweihundert Jahren heilig geworden war.
    „Aber?" wiederholte er.
    „Aber jemand anders hat von sich hören lassen. Die Bruderschaft."
    Sie wiederholte im Wortlaut die Meldung, die einer der Nachrichtenkanäle am späten Nachmittag verbreitet hatte. Danach blieb Carnuum mehrere Minuten lang stumm. Tiefe Niedergeschlagenheit spiegelte sich in seiner Miene. Aber dann, als er die Tragweite dieser Entwicklung erkannte, begann es, in den scharf geschnittenen Zügen zu arbeiten.
    Der Ausdruck der Entschlossenheit erschien auf des Herzogs Gesicht.
    Er sah zu Weiksa auf.
    „Du weißt besser als jedes andere Wesen auf Kran, daß ich mich niemals ernsthaft mit der Bruderschaft eingelassen habe. Gut, ich habe sie hier und da für kleine Handlangerdienste benützt, und insofern bin ich schuldig. Aber ich habe niemals in der Bruderschaft eine Kraft gesehen, die zur Erneuerung des Herzogtums beitragen könnte."
    „Ja, ich weiß es", antwortete Weiksa einfach.
    „Diese Nachricht ist ein hinterlistiger Versuch der Bruderschaft, mich in ihre Machenschaften einzubeziehen und sich sozusagen vor meinen Wagen zu spannen.
    Wenn ich

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