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1041 - Der Rächer

1041 - Der Rächer

Titel: 1041 - Der Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf das erste Grab, und seine Füße sackten in der weichen Erde bis zu den Knöcheln hin ein. Dann packte er mit beiden Händen das Holzkreuz und zerrte es aus der Erde hervor. Fluchend schleuderte er es weg.
    Er hörte irgendwo den Aufschlag und packte schon das zweite Kreuz, auf dem der Name Linda stand.
    Auch das flog weg.
    Das dritte ebenfalls.
    Er hatte die Gräber leerhaben wollen, und das war jetzt genau eingetreten.
    Sie waren leer. Sie würden es bleiben, und niemand sollte versuchen, sie noch einmal zu schmücken.
    Schwer atmend trat er zurück. Er zitterte. Die Hände hatte er zu Fäusten geballt. Sein Gesicht glänzte, denn auf der Haut hatte sich eine dünne Schweißschicht gelegt.
    Noch einmal blieb er vor den drei Gräbern stehen, die jetzt so leer waren. Er senkte den Kopf und wirkte dabei wie jemand, der beten wollte.
    Das aber kam ihm nicht in den Sinn. Nie mehr würde er es tun – nie mehr.
    »Ich werde jetzt gehen!« flüsterte er über die Gräber hinweg. »Ja, ich werde gehen, und ich werde wohl nie mehr zurückkommen. Es ist ein Abschied für dich, Maureen, auch für dich, kleine Linda, und ebenfalls für dich, mein Sohn Wayne. Euer Vater muß gehen. Ihr seid jetzt woanders. Ich werde dort nie hinkommen, das weiß ich. Aber ich kann nicht mehr zurück. Ich muß weitermachen. Ich will nur, daß ihr das versteht. Jemand hat euch mir genommen. Brutal, einfach so aus dem Leben gerissen, und an mich und an euch wurde nicht gedacht. Aber ich habe überlebt, und man wird noch von mir hören. Farewell…«
    Abrupt drehte er sich um. Es sah aus, als wäre er von einer unsichtbaren Kraft gestoßen worden. Er konnte sich nicht mehr halten.
    Er hätte am liebsten gebrüllt, aber es blieb beim Keuchen, das ihn auf seinem Rückweg begleitete.
    An der gleichen Stelle stieg er wieder über die Mauer und lief zu seinem Wagen, gegen den er sich keuchend lehnte. Er brauchte eine kleine Pause, um mit sich ins reine zu kommen und um die Gedanken zu sortieren. Den Plan hatte er nicht vergessen. Jetzt ging es um einen anderen, um den Mann, der hier in Blue Ball seinen kirchlichen Segen gab, um den Pfarrer.
    Shannon kannte den Ort wie seine eigene Westentasche. Er wußte genau, wie er ungesehen an das Haus des Pfarrers herankommen konnte, auch mit seinen beiden Kanistern. Es war leicht, von der Hintertür her einzudringen und dann in den Keller zu steigen. Von dort aus würde er sich weiter vorarbeiten, aber schon das Benzin auslaufen lassen, um eine sichere Spur zu legen.
    Abschied von seinen Lieben hatte er genommen. Die Vergangenheit war vorbei. Wichtig war jetzt nur die Gegenwart – und auch die Zukunft, die nur Rache heißen konnte…
    ***
    Pfarrer Walter Kinsley war ein großer, dunkelhaariger Mann, der eine gewisse Ruhe ausstrahlte, was sich auch auf seine Bewegungen übertrug. Nichts wirkte hektisch, alles sah so sorgfältig aus wie zuvor geplant, und so hatte er auch den Tisch für uns gedeckt. Wir konnten Tee und Glühwein trinken, aber es wurde auch Whisky angeboten.
    Die dunklen Augen des Pfarrers hatten uns beim Eintreten gemustert, und wir hatten darin so etwas wie Resignation gelesen. Er konnte wohl nicht daran glauben, daß es uns gelingen würde, den Fall aufzuklären.
    Wir saßen in seinem Arbeitszimmer, das mit dunklen Möbeln vollgestopft war. Der Pfarrer trug eine Stoffhose, einen grauen Pullover mit V-Ausschnitt, darunter ein weißes Hemd. Er saß an der Stirnseite des Tisches und hielt mit beiden Händen sein Glühweinglas umfaßt, wobei der Kopf gesenkt war und er in die rot-violette Flüssigkeit schaute. Wie ein Wahrsager, der darin die Lösung der Probleme sucht.
    Suko und ich tranken duftenden Tee, während sich Kollege Biker für Glühwein entschieden hatte. Das heiße Getränk hatte für etwas Farbe in seinem Gesicht gesorgt.
    Walter Kinsley sprach Suko und mich an. »Ich kann verstehen, meine Herren, daß Sie den Fall aufklären wollen und auch einen weiten Weg auf sich genommen haben. Sie sind auch als Fremde mir nicht weniger herzlich willkommen, aber…«, er schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, daß Sie einen Erfolg erzielen können. Sie werden ebenso versagen wie auch Ihr Kollege Biker.«
    »Warum denken Sie das?« fragte ich.
    »Es hat mich die Erfahrung gelehrt.« Er atmete schwer. »Der Herrgott hat uns eine Prüfung oder auch eine Strafe geschickt. Ich weiß nicht, wie ich mich sonst ausdrücken soll. Es gibt da einen Mann, der Priester tötet, weil er ihnen, wie auch immer,

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