1042 - Das Feuer-Monster
überall.
Nach wenigen Sekunden schon sah er die Bewegungen. Er sah auch ein Auto, dessen Scheinwerfer eingeschaltet waren und im Schneetreiben wie verschwommene gelbweiße Glotzaugen wirkten.
Der Wagen fuhr langsam. Er rollte durch den Ort und wirkte wie ein Schatten zwischen den Häusern. Wenn er so weiterfuhr, dann würde er Malik in einer gewissen Entfernung passieren.
Soweit kam es nicht. Das Auto stoppte am Straßenrand, etwa in der Ortsmitte.
Zwei Männer stiegen aus.
Malik konnte sie nicht erkennen, aber die Kraft, die hinter ihm steckte, warnte ihn. Auf seinen Handflächen begannen die Fratzen zu brennen und sonderten wieder ihre türkisfarbenen Flammen ab.
Malik wußte Bescheid.
Diese beiden Männer waren seine Feinde. Doch das sollte ihn nicht von seiner eigentlichen Aufgabe abbringen, sich um die Menschen hier in Lukon zu kümmern…
***
Suko und ich hofften, daß wir die Bewohner des Dorfes beruhigt hatten. Zumindest einigermaßen.
Die gesamte Wahrheit hätten sie bestimmt nicht ertragen. Zudem hätten sie uns auch sicherlich nicht geglaubt, denn die Existenz eines völlig verbrannten Menschen zu erklären, der trotzdem noch lebte, widersprach jeder Logik.
Doch darum kümmerte sich die Hölle nicht. Der Teufel verließ sich eben auf seine eigene Logik, und er war leider mächtig genug, um sie auch durchsetzen zu können.
Noch gingen wir von theoretischen Voraussetzungen aus, denn wir hatten Malik nicht mehr zu Gesicht bekommen. Er war uns nur in Erinnerung geblieben, wie er an der Treppe gestanden und das verdammte Feuer entfacht hatte.
Leider war es nicht nur ein kleiner Schneeschauer gewesen. Die Flocken segelten weiterhin aus den tiefliegenden, grauen und irgendwie auch erdrückenden Wolken, so daß sie die Sicht nahmen und wir gezwungen waren, die Scheinwerfer einzuschalten. Das Licht kroch durch den Schneevorhang, während die Scheibenwischer sich von einer Seite zur anderen bewegten und die Flocken, teils Schnee, teils Wasser, zur Seite fegten.
Wir fuhren sehr langsam. Es war noch Tag, aber Lukon wirkte wie ausgestorben. Auf den Dächern lagen längst die hellen Hauben, auf der Straße weniger, da hatte sich der Schnee zunächst nur in den Gossen und Rinnsteinen gesammelt.
Ich fuhr. Suko, der neben mir saß, bewegte seinen Kopf hin und her. Er schaute so gut wie möglich zu den Rändern der Straße hin, um irgendwelche verdächtigen Dinge zu entdecken. Möglichst auch unseren verbrannten Feind.
Er sah ihn nicht. Es war noch alles normal. Lichter grüßten uns wie aus einer Waschküche. Die Flocken schienen sie auflösen zu wollen, und die sich durch den Ort bewegenden Menschen erinnerten mehr an Schatten.
Viele hielten sich nicht im Freien auf. Wenn, dann eilten sie schnell von einem Ort zum anderen und hatten sich auch entsprechend angezogen. Kapuzen bedeckten die Köpfe. Eine Frau hatte den Regenschirm aufgespannt und schützte sich durch sein künstliches Dach vor den nassen Flocken.
»Weißt du schon, wo wir hinwollen?« fragte Suko.
»Einmal durch Lukon fahren.«
»Toll. Und dann?«
»Wieder zurück.«
Er verzog den Mund. »Und du glaubst, daß uns Malik über den Weg läuft?«
»Wäre schön.«
»Nein, nein, so einfach ist das nicht«, widersprach Suko. »Der wird seine eigenen Pläne haben, und ich gehe mal davon aus, daß es für die Menschen hier nicht gut ausgeht. Er wird plötzlich irgendwo auftauchen, um blitzschnell zuzuschlagen.«
»Töten?«
»Was sonst, wenn er im Dienst der Hölle steht? Oder hat der Teufel mit normalen Menschen bisher Mitleid gehabt, wenn sie nicht in seine Pläne paßten?«
»Stimmt, leider.«
Suko fragte nicht mehr weiter. Wir hatten den Ort sehr schnell hinter uns gelassen. Häuser gab es nicht mehr zu sehen. Was sich rechts und links der Straße im Schneetreiben schwach und dunkel abzeichnete, waren nur noch irgendwelche Ställe oder Schuppen.
Ich wendete.
»Das hätte ich auch getan, John.«
»Sicher. Jetzt werden wir jemand besuchen.«
Suko schnippte mit den Fingern. »Laß mich raten. Du möchtest zu der Familie O'Brien.«
»Genau.«
»Warum?«
»Aus zwei Gründen. Erstens kennen wir sie, und zweitens ist Charlene diejenige, die einen Kontakt gehabt hat.«
»Aber nicht zu Malik.«
»Richtig. Wenn er sich tatsächlich in Lukon aufhält, um seinen tödlichen Terror zu verbreiten, wird er irgendwo anfangen müssen.«
»Du gehst davon aus, daß es bei den O'Briens passiert?«
»Das nicht gerade. Aber sie wohnen günstig.
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