1042 - Das Feuer-Monster
ausgestreckten rechten Hand. Ich schaute darüber hinweg in das tosende Feuer hinein und sah Malik inmitten der Flammen stehen. Was immer ihn dazu getrieben hatte, sich auf die Seite der Hölle zu stellen, ich wollte es gar nicht wissen. Für mich stand seine totale Vernichtung an erster Stelle.
Ich ging noch weiter.
Die Hitze wurde unerträglich. Die wabernden Flammen verzerrten mein Blickfeld, und das war genau der Augenblick, in dem ich das Kreuz aktiviert und laut die Formel sprach.
»Terra pestem teneto - salus hoc maneto!«
Dann ging ich weiter!
***
Licht! Grelles, herrliches Licht. So weiß, so strahlend und mich auch schützend.
Ich ging einfach weiter. Plötzlich war das Feuer für mich nicht vorhanden, obwohl es sich noch abzeichnete. Das Flackern, das Rot, Grün und auch Blaugelb, das alles vermischte sich, und das Licht des Kreuzes drang hinein.
Es war stärker.
Stärker als Malik und auch stärker als die Hölle, denn das Licht hatte sich den Diener des Teufels als Zentrum ausgesucht. Er stand genau in der Mitte, und er hatte seine Arme wie flehend angehoben, als wollte er den Satan zu Hilfe rufen.
Aber er half nicht.
Ich war zu stark. Mein Talisman sorgte dafür, daß die Kraft der Hölle keine Chance hatte.
So wie Malik andere verbrannt hatte, so wurde er ebenfalls das Opfer eines Feuers. Oder war es Licht? Jedenfalls drang die Macht aus meinem Kreuz hervor, diese uralte Kraft der Erzengel, die sich in meinem Kreuz manifestiert hatte.
Das Feuerlicht huschte an der schwarzen Gestalt in die Höhe. Es ging methodisch vor. An den Füßen fing es an, breitete sich blitzschnell aus und kletterte zuckend in die Höhe, wobei es schon den Körper zerstörte und sich dem häßlichen Schädel näherte.
Malik tanzte wie jemand in einem Western, dem Kugeln um die Füße geschossen wurden.
Seine Knochen rissen plötzlich auseinander. Es gab nichts mehr, an dem sie noch Halt finden konnten, und sie jagten in alle Richtungen hin weg, wobei sie einfach in einem hellen und glänzenden Licht zerstrahlt wurden.
Weißer Staub, Asche, das war alles, was letztendlich von Malik zurückblieb.
Ich merkte, wie die Kraft des Kreuzes nachließ und spürte auch meine Umgebung wieder.
Der Schutz verging, die verdammte Hitze war geblieben. Ich drehte mich auf der Stelle und rannte zurück in das Schneegestöber hinein, in dem Suko auf mich wartete und mich noch mitten im Lauf abfing. Ich war froh darüber, denn die Beine gaben nach, und für einen Moment war mit schwindlig.
Suko schleifte mich weg. Hin zu den anderen, die auf dem schneekalten Boden hockten oder standen und mit großen Augen Maliks Vernichtung verfolgt hatten.
Auch andere Menschen waren aus ihren Häusern gekommen, um das Feuer zu sehen, das keine Kraft mehr hatte. Wir konnten dabei zuschauen, wie die Flammen zusammensanken und einen verbrannten Pub hinterließen, der für seinen Wirt leider zum Grab geworden war…
***
In den folgenden Stunden und auch am Abend bekam keiner aus Lukon mehr Ruhe. Es gab nur ein Thema, und noch immer sprachen die Menschen entsetzt darüber.
Sie hatten nicht viel begriffen, ebensowenig wie Suko und ich. Vielleicht konnten wir es besser verstehen, aber über die Motive dieses Malik waren wir nicht informiert worden.
Zwei Feuerteufel hatte es gegeben. Einer lebte noch und würde wohl Zeit seines Lebens nicht mehr aus seiner Zelle kommen. Der zweite existierte ebenfalls nicht mehr. Es gab zwei Menschen, die diese Nachricht sicherlich mit besonderer Erleichterung aufnehmen würden.
Pfarrer Walter Kinsley und der Kollege Biker. Ich ging etwas abseits. Daß ich nach Rauch stank und meine Kleidung ebenfalls halb verbrannt war, störte mich nicht.
Ich konnte wieder lächeln. Das behielt ich bei, als ich die Nummer des Inspektors wählte…
ENDE des Zweiteilers
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