1042 - Das Feuer-Monster
Praktisch in der Ortsmitte. Für uns ein guter Standort.«
»Damit bin ich einverstanden.«
Auch zurück fuhren wir im Schrittempo. Hielten beide die Augen offen, aber die verbrannte Gestalt, wenn es sie denn gab, ließ sich nicht blicken. Zudem war der fallende Schnee für sie zu einem guten Verbündeten geworden.
Wir hielten vor dem Haus. Hinter den Fenstern schimmerte Licht. In seinem Ausschnitt zeichnete sich der Schatten einer Frau ab. Es war Laura O'Brien, die nach draußen blickte und uns die Tür öffnete, als wir ausstiegen.
»Wollen Sie zu uns?«
Ich wischte mir Schneeflocken aus dem Gesicht, als ich auf Laura zuging. »Ja, zumindest für einen Moment.«
»Dann kommen Sie bitte herein.«
Wir nahmen ihr Angebot dankend an, und sie schloß die Tür hinter uns. »Wie geht es Charlene?« wollte Suko wissen.
Etwas verlegen und den Blick zu Boden gerichtet, hob Laura O'Brien die Schultern. »Was soll ich dazu sagen? Sie ist noch nicht wieder so, wie ich es gern gehabt hätte. Noch immer sehr still. Man kann sie sogar als apathisch bezeichnen.«
»Gibt es einen Grund dafür?«
»Nein, nicht daß ich wüßte. Oder doch?« Die besorgte Mutter schaute uns fragend an.
»Wie meinen Sie das?«
»Sehen Sie, Mr. Sinclair, ich bin ja nicht blind. Obwohl ich mich hier im Haus aufgehalten habe, konnte ich spüren, daß in Lukon etwas vorgegangen ist, mit dem ich nicht zurechtkomme. Ich habe eine gewisse Unruhe gespürt, von dem Brand mal abgesehen. Das war in Richtung Kirche. Ist sie angezündet worden?«
»Nein, das Pfarrhaus.«
Laura O'Brien hielt die Hand auf ihre Lippen. Dabei erbleichte sie. »Himmel, warum das?«
»Wir wissen es nicht.«
»Aber Sie kennen den Täter?«
»Das schon«, gab ich zu. »Es ist wohl dieser Malik.«
»Der neue Pfarrer«, hauchte sie.
»So sieht es aus. Nur können Sie den jetzt vergessen und…«
»Mummy, ich bin so unruhig. Mir ist komisch - echt.«
Die dünne Stimme der jungen Charlene unterbrach unsere Unterhaltung. Wir schauten tiefer in den Flur hinein und sahen Charlene in der offenen Tür stehen. Sie fror und hatte sich deshalb eine bunte Decke um den Körper gewickelt. Sie sah blaß und schmal aus.
Laura eilte auf ihre Tochter zu. »Bitte, Charlene. Du solltest doch liegenbleiben. Geh wieder zurück.«
»Nein, ich bin so unruhig.«
»Warum denn?«
»Das weiß ich nicht, Mummy.«
»Komm, leg dich wieder hin.« Laura wollte ihre Tochter zurück in das Zimmer schieben.
Dagegen hatten wir etwas. »Einen Moment noch«, sagte ich. »Darf ich mit Charlene sprechen?«
»Sicher.«
Sie schaute mich an und blickte dabei in mein lächelndes Gesicht. »Wenn du nicht antworten willst oder kannst, brauchst du es auch nicht. Ansonsten möchte ich gern mehr über deine Unruhe erfahren und ob sie einen Grund hat.«
Charlene hob die Schultern. »Mehr so ein Gefühl, Mister. Außerdem glaube ich, daß jemand in der Nähe gewesen ist.«
»Wo? Im Haus?«
»Nein, draußen. Dann habe ich noch ein schreckliches Heulen gehört. Es war nicht in der Nähe, sondern weiter weg, aber da hat ein Hund geheult, als müßte er sterben.«
»Dann hast du Angst bekommen?«
»Auch. Ich bin dann zum Fenster.« Charlene veränderte sich. In ihrem Gesicht zeichneten sich rötliche Flecken ab. »Ich habe das Fenster kurz geöffnet, weil ich noch mal horchen wollte. Es schneite ja, aber ich habe ihn trotzdem gesehen.«
»Wen? Einen Mann?«
»Das weiß ich nicht, Mr. Sinclair. Er… er… war so dunkel. Außerdem hat es geschneit, und dann war da noch was…«
»Bitte, Charlene, sag es.«
Sie nagte an der Unterlippe. Sie sah aus, wie jemand, der sich schämte. »Feuer - glaube ich. Kleine Flammen, die auch in seiner Nähe waren. Dicht dabei.«
Ich nickte. »Genauer kannst du das nicht sagen?«
»Die tanzten über den Boden, glaube ich.«
»Was hast du getan?«
»Das Fenster sofort wieder geschlossen und mich hingelegt. Dann kam die Angst.«
»Das kann ich verstehen, Charlene, aber Angst brauchst du jetzt nicht mehr zu haben. Wir sind bei dir, und es wird alles wieder so werden wie früher.«
»Ja, hoffe ich…«
Ich streichelte ihr über das Haar und drehte mich um. Laura O'Brien stand neben Suko und schüttelte den Kopf. »Ich wußte nicht, daß meine Tochter mit einer derartigen Phantasie gesegnet ist.«
»Entschuldigen Sie, aber das möchte ich einmal dahingestellt sein lassen.«
»Sie glauben ihr alles?«
»Wir werden die Aussagen Ihrer Tochter zumindest überprüfen.«
Mrs.
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