1042 - Das Feuer-Monster
Kühlerhaube.
Ich schloß die Wagentüren auf.
»Wohin?« fragte Suko.
»Das wird der Pfarrer am besten wissen. Es muß doch einen Raum geben, wo wir ihn verhören können.«
»Okay, dann rein mit dir, mein Junge!« Suko wuchtete ihn hoch und schob ihn vor sich her bis zum Fond. Er drückte Shannon den Kopf nach unten, damit der Mann in seinen Wagen tauchen konnte.
Suko setzte sich neben ihn, während ich mich hinters Steuer setzte.
Ich startete den Wagen, drehte ihn und fuhr den Weg zurück nach Blue Ball.
Bin ich zufrieden? Kann ich zufrieden sein? Ich stellte mir immer wieder diese Frage.
Nein, ich war es nicht. Es war alles so glatt gegangen, sehr glatt sogar. Nur wurde ich das Gefühl nicht los, daß das dicke Ende noch kam…
***
Licht gab es, Klappstühle auch, um die Geräte wie aufgerollte Schläuche und Wasserpumpen kümmerten wir uns nicht, denn wichtig allein war Patrick Shannon.
Wir waren zu fünft.
Suko, der Pfarrer, Inspektor Biker, Patrick Shannon und natürlich ich. Noch immer mit Handschellen gefesselt hockte er vor uns, um das erste Verhör über sich ergehen zu lassen.
Walter Kinsley hatte versucht, mit ihm zu reden, aber keine vernünftigen Antworten bekommen.
Shannon war wie von Sinnen gewesen. Er hatte den Pfarrer nur angeschrieen und ihm die Schuld am Tod seiner Familie gegeben. Er war auch keinem Argument zugänglich gewesen, für ihn stand der Schuldige einwandfrei fest, obwohl es ja nicht stimmte.
Der Geistliche gab deprimiert auf und überließ Suko und mir das weitere Verhör. Biker hielt sich im Hintergrund, telefonierte aber einige Male mit seinem Handy. Welche Nachrichten er erhielt, sagte er uns nicht.
Suko und ich wechselten uns ab. Wir erfuhren die Geschichte eines im Prinzip bedauernswerten Mannes, der einem schrecklichen persönlichen Irrtum zum Opfer gefallen war. Er hatte das Liebste auf der Welt verloren und es einfach nicht verkraftet.
Er gab auch alles zu. Vier Morde, die er nicht als Morde ansah, da er sich als Rächer fühlte.
Er hatte sich in eine wahren Rage geredet und war von uns auch kaum unterbrochen worden. An einem Punkt jedoch kamen wir nicht mehr weiter, und in einer Sprechpause ergriff ich die Gelegenheit und sprach ihn darauf an.
»Warum Pfarrer, Mr. Shannon? Es steht fest, daß es kein Pfarrer war, der Ihre Familie abgebrannt hat!«
Nach diesem Satz sagte er zunächst nichts. Dann jedoch beugte er sich auf seinem Stuhl vor. Sein Gesicht war hochrot angelaufen, sogar die Augen sahen blutunterlaufen aus. Er stand wirklich an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit. Seine Antwort bestand auch nicht aus einem normalen Sprechen, er schrie und keuchte uns die Worte entgegen, so daß es sich fast anhörte, als würde er sie auswürgen.
»Ich habe den verdammten Pfaffen gesehen! Ja, ich habe ihn gesehen! Er hat mich niedergeschlagen, als ich mich auf den Rückweg machte. Er war plötzlich da!« Eine Flut Speichel ergoß sich aus seinem Mund, bevor er schwieg.
»Ein Geistlicher, Mr. Shannon? Sind Sie sicher?«
Der Lehrer lachte. Nach hinten gebeugt saß er auf seinem Klappstuhl. Der Kopf bewegte sich pendelnd von einer Seite zur anderen, als wollte er sich selbst austarieren. Dann drückte er ihn in den Nacken, verdrehte die Augen und sprach gegen die Decke. »Ja, es war ein Pfarrer. Verdammt noch mal, ihr müßt mir zugestehen, daß ich einen Pfarrer erkenne. Gerade ich, verflucht.«
»Bin ich es denn gewesen?« fragte Walter Kinsley.
»Weiß nicht.«
»Hören Sie auf!« fuhr Suko ihn diesmal an. »Wenn Sie alles so genau gesehen haben, dann müssen Sie doch wissen, wer Sie niedergeschlagen hat.«
»Ich bin es nicht gewesen!« sagte Kinsley. »Sie müssen mir glauben, meine Herren.«
»Für uns ist das klar.«
»Und was ist mit Shannon?«
Aus dem Hintergrund trat Inspektor Biker auf uns zu. »Er ist völlig überfordert, denke ich. Man müßte ihm Ruhe geben. Er bringt gewisse Dinge durcheinander. Kann ich ihm eine Frage stellen?«
»Klar«, sagte Suko.
Biker trat nahe an den Sitzenden heran. »Mr. Shannon, können wir in Ruhe reden?«
»Was ist denn?«
»Sie haben fünf Menschen getötet.«
Shannon sagte nichts. Er mußte über die Anschuldigung erst nachdenken. Dann aber hatte er es geschafft. »Fünf Menschen?« ächzte er. Plötzlich fing er an zu lachen. »Nein, verdammt, ich habe keine fünf Pfaffen gekillt.«
»Es hat aber fünf Tote gegeben.«
»Wer war denn der letzte?«
»Pfarrer Michael.«
In Shannons Gesicht verengten
Weitere Kostenlose Bücher