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1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bestimmt noch einiges zu besprechen. Jane brachte ihre Morgentoilette schnell hinter sich, suchte dann im Kleiderschrank nach dem passenden Outfit, das nicht unbedingt elegant war. Sie entschied sich für die blauen Jeans, einen beigefarbenen dünnen Pullover und eine rosenholzfarbene Jacke als kleinen Farbtupfer. Draußen war es düster und wolkenverhangen genug, da sollte ihre Kleidung wenigstens etwas abstechen.
    Die Jacke legte Jane nur locker über die Schultern, als sie nach unten ging. Dort fand das Kleidungsstück Platz an der Garderobe. Danach betrat Jane die Küche, in der die beiden so unterschiedlichen Frauen das Frühstück einnahmen.
    Die Küche war geräumig genug. Ein großes Fenster sorgte für eine guten Blick nach draußen zur Straße hin, wo die Bäume laublos als traurige Gestalten auf dem Gehsteig wuchsen.
    Es war feucht. Etwas dunstig, fingerkalt, eben ein typisches Londoner Dezemberwetter.
    »Guten Morgen, meine Liebe«, sagte Jane, die noch gegen die offene Tür klopfte.
    Lady Sarah, die intensiv Zeitung las, ließ das Blatt sinken und nickte Jane zu.
    »Bist du sauer?«
    »Nein, warum?«
    Jane zog die mit Kaffee gefüllte Kanne von der Warmhalteplatte der Maschine. »Weil du nichts sagst? Oder ärgerst du dich, weil ich mich etwas verspätet habe?«
    »Das ist zweitranig, Jane.«
    »Gut, dann bin ich ja zufrieden.« Jane schenkte Kaffee ein, goß bei Sarah noch nach, die es kaum registrierte, weil der Artikel, den sie las, einfach zu spannend war.
    Jane nahm Platz. Sie schaute über den gedeckten Tisch hinweg und vermißte das Müsli. Dafür verteilten sich die Dickmacher wie Toast, Konfitüre und auch Braten.
    »Ohne Müsli heute?« fragte sie.
    »Ja, ich habe es nicht geschafft.«
    »Okay, dann werde ich Fleisch essen.« Der leicht rosa schimmernde Schweinebraten lächelte sie an, und Jane legte eine Scheibe auf eine dünne Weißbrotschnitte. Sie streute Salz über das Fleisch, aß und wunderte sich immer mehr darüber, daß Sarah Goldwyn weiterlas und sich überhaupt nicht um sie kümmerte. Das geschah so gut wie kaum. Sie mußte schon einen Grund haben, sich so intensiv mit der Lektüre zu beschäftigen.
    Als Jane die Scheibe gegessen und die erste Tasse Kaffee beinahe geleert hatte, ließ Sarah die Zeitung sinken, schüttelte den Kopf und flüsterte: »Das gibt es doch nicht.«
    »Was denn?«
    »Diese… diese…«, sie räusperte sich. »Diese Todesanzeige hier, die ich gelesen habe.«
    »Was ist denn daran so interessant?«
    »Lies selbst.«
    Jane Collins bekam die zurechtgefaltete Zeitung gereicht, und die Anzeige war einfach nicht zu übersehen. Sehr groß und schwarz umrandet.
    Jane las zwei Namen. Harriet und Cosima Wayne. Sie standen in großen, fetten Buchstaben im oberen Drittel der Anzeige. Der Text allerdings ließ darauf schließen, daß die beiden Frauen keines natürlichen Todes gestorben waren.
    Murmelnd las ihn Jane vor. »Sie haben sich immer wunderbar gefühlt. Sie haben geschafft, sie haben aufgebaut, und sie haben beide die Menschlichkeit nie vergessen. Zwei Schwestern, die ihr ganzes Leben strikt zusammengehalten haben. Alles taten sie gemeinsam. Und sie gingen auch gemeinsam in das kalte Wasser des Sees, wo sie ertranken. Es ist für uns unfaßbar.«
    Jane las noch den Namen Patricia Wayne. Sie hatte wohl die Anzeige geschaltet.
    Die Detektivin ließ die Zeitung sinken und blickte Lady Sarah ins Gesicht. Jetzt erst fiel ihr auf, daß die Horror-Oma blaß geworden war und auch leicht zitterte.
    »Was bedeutet das?« fragte Jane.
    »Du hast alles gelesen?«
    »Klar.«
    »Ich kannte die Schwestern.«
    »Ach.«
    Sarah nickte, räusperte sich und sprach dann weiter. »Ich kannte sie von früher. Es liegt schon sehr lange zurück. Ich war damals noch mit meinem ersten Mann verheiratet. Jetzt sind Cosima und Harriet tot. Einfach so. Sie sind nicht mehr da.«
    »Selbstmord«, sagte Jane.
    »Ja.«
    »Gemeinsam.«
    »Sie haben alles gemeinsam gemacht.« Sarah lehnte sich zurück. Ihre Finger spielten gedankenverloren mit den Perlen einer ihrer drei Halsketten. »Schon früher war das so.«
    »Wie gut kanntest du sie denn?«
    »Ziemlich gut. Es gab eine Zeit, da haben sie hier in London gelebt. Sie haben sogar den gleichen Beruf gelernt. Sie verkauften Schuhe und haben in Cornwall ein Schuhgeschäft eröffnet. In einem kleinen Dorf, dessen Namen ich nicht kenne. Da sind sie dann auch in das eisige Wasser eines Sees gegangen.«
    »Aber die Anzeige ist hier in London aufgesetzt

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