Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1043 - Engelkinder

1043 - Engelkinder

Titel: 1043 - Engelkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hast du nichts?«
    »Nein, echt nicht.«
    »Auch nicht gefühlt?«
    Sie hob die Schultern. »Ich weiß nicht, was ich hätte fühlen sollen. Mich selbst jedenfalls nicht. Es war schon komisch«, gab sie zu. »Mir kam es vor, als wäre ich weit weg.«
    »Von dir selbst?«
    »Kann sein.«
    Ich hob meine rechte Hand etwas an. »Und du hast nicht gemerkt, daß du in deiner Haltung, in der du dich jetzt noch befindest, über dem Bett hingeschwebt hast und sich deine Augen dabei veränderten? Sie verloren ihre dunkle Farbe und wurden hell, beinahe wie zwei Sterne. Das hast du wirklich nicht mitbekommen?«
    »Nein, habe ich nicht.« Sie schüttelte den Kopf. Ich ließ sie erst mal nachdenken, denn das brauchte sie. »Du hast gesagt, John, ich wäre geschwebt?«
    »Richtig.«
    »So… so… über dem Bett? Im Sitzen?«
    »Auch das.«
    »Dann… dann«, sie suchte nach Worten. »Dann ist das ja alles so anders geworden.«
    »Wie meinst du das?«
    Sie räusperte sich und sprach danach schnell weiter. »Vielleicht bin ich schon auf dem Weg zu einem Engelkind, verstehst du das? Ich selbst habe nichts davon bemerkt, aber du hast es doch gesehen - oder?«
    »Klar.«
    »Dann bin ich doch weiter, als ich gedacht habe. Lilian hat bestimmt recht gehabt.«
    »Was meinte sie denn?«
    »Daß ich fast zu den Engelkindern gehöre. Jetzt weiß ich, daß ich Lilians Nachfolge angetreten habe.«
    »Und was bedeutet das für dich?«
    Sie pustete die Wangen auf und blies danach die Luft aus. »Es ist viel, John, ehrlich. Wenn ich schon den großen Schritt getan habe, dann kann ich auch zu ihnen. Davon hat mir Lilian nämlich erzählt. Es gibt einen Ort, der für uns Engelkinder sehr wichtig ist.«
    Ich dachte an bestimmte Dinge und auch die Karte von Cornwall, die ich bei Lilian Purdom gefunden hatte. »Liegt dieser Treffpunkt denn weit von hier weg?«
    »Ja, nicht in London.«
    »Aber in unserer Welt.«
    »Klar. Temple. Lilian hat von Temple gesprochen. Da sollen sich die Engelkinder treffen.«
    »In Cornwall.«
    »Du kennst das Dorf?«
    »Ich habe schon davon gehört.«
    »Ich fahre hin!« Evita »knotete« ihre Beine auseinander und sprang auf. Sie tanzte in ihrem Zimmer herum. »Klar«, jubelte sie. »Gleich morgen fahre ich hin. Es ist Samstag. Ich habe frei. Morgen werde ich mich in den Zug setzen und all meine Freunde besuchen. Sie wollen es, ich habe es gespürt.«
    »Und was willst du tun, wenn du dort bist, Evita?«
    »Was schon? Reden. Ich werde mit ihnen reden. Wir werden uns unterhalten. Ich möchte meine neuen Freunde kennenlernen. Ich bin schon so gut, John«
    »Ja, das bist du!« bestätigte ich. Sie stand vor mir, leicht gebückt, heftig atmend und sie schaute jetzt auf meine rechte Hand, die ich vom Bein anhob.
    Das Kreuz lag frei!
    Nicht mein Talisman interessierte mich, sondern die Reaktion des Mädchens. Als sich Evita in einem anderen Zustand befunden hatte, da war die Veränderung eingetreten, jetzt tat sich nichts. Es erwärmte sich auch nicht, und auch das Mädchen fürchtete sich vor dem Anblick nicht. Im Gegenteil, sie stöhnte sogar auf, schüttelte den Kopf und flüsterte: »Ist das schön…«
    »Es ist wunderbar«, sagte ich.
    »Gehört es dir?«
    »Natürlich.«
    »Darf ich es anfassen?«
    »Wenn du möchtest…«
    Wieder glänzten ihre Augen. »Ja, gern, ich will es. Noch nie habe ich ein so tolles Kreuz gesehen. Das ist einfach super.« Ihre Hand näherte sich vorsichtig, und dann strich sie mit der Kuppe des Mittelfingers über das Kreuz hinweg. Sie hielt den Mund geschlossen, atmete nur durch die Nase und stöhnte dabei leise auf.
    »Es ist so anders, John.«
    »Kannst du das Gefühl erklären?«
    »Ja, da habe ich was gespürt. Ein Prickeln.«
    »Schon möglich.«
    Evita zog die Hand wieder zurück. »Kannst du mir sagen, wie das gekommen ist?«
    »Nein, nicht direkt, Evita. Jedenfalls ist dieses Kreuz etwas Besonderes, und es ist auch geweiht worden. Schau dir die Enden an. Dort haben vier Erzengel ihre Zeichen hinterlassen. Es sind die Anfangsbuchstaben ihrer Namen.«
    Sie staunte noch mehr und bekam sogar eine Gänsehaut. »Dann ist es ein Engelkreuz?«
    »Indirekt schon. Es ist allerdings für mich ungemein wichtig, und ich trage es immer bei mir.« Mehr sagte ich ihr nicht.
    »Das würde ich auch tun.«
    Ich hängte das Kreuz wieder um. Evita ging zum Fenster und blieb vor dem Engelbild auf der Bank stehen. Versonnen schaute sie es an, und sie stand so, daß ich sie im Profil sehen konnte. Ein Lächeln

Weitere Kostenlose Bücher