1044 - Die schwarze Macht
Ich habe mich geirrt", sagte er und wandte sich der Exobiologin zu. „Was geschieht jetzt?"
„Könnte man Waylon irgendwo besser helfen als hier?"
„Du meinst, wir sollten zur Erde zurückkehren?" Er schüttelte den Kopf. „Daran habe ich auch schon gedacht, aber das führt zu nichts. Wir haben es mit einem Krankheitsbild zu tun, das auch dort nicht bekannt ist."
Die Musik wurde schlagartig lauter.
Jetzt brüllten die erregenden Rhythmen auf die stellvertretende Kommandantin und den Ära herab. Sandra Bougeaklis nahm einen süßlichen Geruch war.
„Gas", rief sie erschrocken. Sie eilte zum Krankenlager Javiers, nahm ein Tuch und preßte es sich vor Mund und Nase.
Herth ten Var lachte laut.
Er tanzte. Mit geschlossenen Augen bewegte er sich auf der Stelle. Sein ganzer Körper hüpfte und zuckte im Rhythmus der Musik.
„Hör auf", schrie Sandra Bougeaklis. Sie stürzte sich auf den Ara, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn. „Bist du wahnsinnig geworden? Kümmere dich um Waylon?"
Der Ara lachte ausgelassen, ignorierte den Befehl und tanzte weiter.
Sie versetzte ihm eine Ohrfeige, doch auch das beeindruckte ihn nicht. In seiner Euphorie umarmte er die junge Frau und versuchte, sie ebenfalls zum Tanzen zu verleiten, doch sie stieß ihn zornig zurück. Er stürzte, sprang jedoch sofort wieder auf und tanzte weiter.
Die Exobiologin eilte zu einer Hygienekabine, programmierte eiskaltes Wasser ein, kehrte zu dem Arzt zurück und zerrte ihn unter die Dusche. Er schrie auf und versuchte, aus der Hygienekabine zu entkommen, doch sie ließ ihn nicht los, bis er ihr mit beschwörenden Worten erklärte, daß er sich wieder unter Kontrolle hatte.
„Ich kümmere mich um Waylon", brüllte er. „Sieh zu, daß du in die Zentrale kommst, das ist wichtiger."
Sie gab den Weg frei und eilte aus der Intensivstation.
In aller Deutlichkeit erkannte sie, daß sie viel zu spät begriffen hatte, daß der Kampf um die BASIS in vollem Gange war. Und jetzt war es zu spät. Sie hatte diesen Kampf verloren.
Icho Tolot war der Sieger.
Die Besatzung der BASIS befand sich in einem Zustand, in dem sie das Schiff nicht mehr verteidigen konnte.
Sandra Bougeaklis rannte in die Zentrale zurück. Sie wunderte sich schon nicht mehr, als sie auch hier nur ausgelassen tanzende Menschen vorfand. Mitreißende Musik dröhnte aus den Lautsprechern.
Die stellvertretende Kommandantin schrie die Männer und Frauen in der Zentrale an. Sie befahl ihnen, aufzuhören, aber niemand beachtete ihre Befehle.
Es war, als ob sie durch eine unsichtbare Wand von den anderen getrennt war.
Hilflos stand sie in der Zentrale und preßte sich das Tuch vor Mund und Nase. Sie wußte nicht, was sie zuerst tun sollte.
Eine solche Situation, in der sie sich befand, hätte sie für völlig unmöglich gehalten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie sich nicht vorstellen können, daß die Besatzung der BASIS ihr den Gehorsam verweigern könnte.
Doch es war so.
Es gab niemanden mehr an Bord, der auf sie hörte. Sie wollte sich nicht damit abfinden.
Sie stürzte sich auf den Kommandostand und schrie Befehle, die über" Interkom über das ganze Schiff verbreitet wurden, doch ihre Befehle verhallten. Die Musik übertönte sie.
Die Finger der stellvertretenden Kommandantin hasteten über die Tastaturen, und auf den Monitoren zeichneten sich die Bilder aus den verschiedenen Bereichen der BASIS ab.
Sandra Bougeaklis sah nur tanzende und lachende Menschen, welchen Bereich der BASIS sie auch immer beobachtete.
Sie ließ das Tuch sinken.
Sie gestand sich ihre totale Niederlage ein.
Nun bleibt mir nur noch ein Hilferuf an die Erde, dachte sie, während sie zum Funkleitstand ging. Wenn ich nur wüßte, wie ich das erklären soll.
Sie spürte, daß sie nun ebenfalls mehr und mehr in den Bann der Musik und des Nervengases geriet. Ihre eigene Disziplin ließ nach, und sie leistete nur noch wenig Widerstand gegen die in ihr aufkommende Euphorie, die alle anderen Gefühle zu überspielen drohte.
Sie versuchte, eine Hyperkomverbindung zur Erde herzustellen, und sie wunderte sich kaum noch, als ihr auch das nicht gelang. Die Funkleitstation verweigerte ihr ebenso den Gehorsam wie die Besatzung.
Jetzt bleibt mir nur noch eine Möglichkeit, dachte sie. Ich muß Roboter einsetzen. Sie müssen den Sender angreifen und ausschalten.
Sekundenlang hielt sie sich an diesem Gedanken fest, ohne ihn ausführen zu können.
Sie saß im Sessel vor dem Funkleitstand und
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