1044 - Die schwarze Macht
stand.
Gab es überhaupt eine Möglichkeit für ihn, Bruke Tosen zu befreien, ohne die gesamte Schiffsbesatzung gegen sich aufzubringen?
Er erinnerte sich daran, daß Sandra Bougeaklis ihm in aller Offenheit bestätigt hatte, daß er ständig mit Hilfe von Fernseheinrichtungen beobachtet wurde. Er konnte sich nicht an Bord bewegen, ohne daß jeder seiner Schritte von der Bordpositronik aufgezeichnet wurde. Sobald er irgend etwas tat, was gegen die Bordgesetze verstieß, löste er einen Alarm aus.
Wie sollte er unter diesen Umständen einen Gefangenen befreien?
Er blieb stehen, weil Kada Jocain in der offenen Schleuse des halutischen Raumschiffes erschien.
Mußte er es denn tun?
Kada Jocain oder Solto Danc konnten Tosen ebenfalls befreien.
Icho Tolot lachte knurrend.
Hatten ihm Sandra Bougeaklis und die anderen in der Zentrale nicht immer wieder zu verstehen gegeben, daß sie nicht in der Lage waren, Haluter voneinander zu unterscheiden?
Ich werde ihn herausholen, nahm er sich vor, und gleichzeitig werde ich Sandra an der Nase herumführen.
Er betrat das Raumschiff, wechselte ein paar belanglose Worte mit Kada Jocain und eilte in die Hauptleitzentrale. Hier nahm er den Dialog mit der Zentralpositronik auf. Er fertigte eine Aufzeichnung an, in der er Sandra Bougeaklis mitteilte, daß Kada Jocain durchgedreht war und nun in der BASIS umherirrte. In ihr empfahl er, Kada Jocain mit Vorsicht zu behandeln, und er versprach, sich augenblicklich um ihn zu kümmern.
Da er damit rechnete, daß die stellvertretende Kommandantin nach dieser Meldung einige Fragen stellen würde, bereitete er sich mit Hilfe der Positronik entsprechend vor. Er erarbeitete einen Fächer von Fragen, mit denen zu rechnen war, und speicherte sie zusammen mit den daraus resultierenden Antworten in der Positronik. Dann versah er diese mit einem Zeitprogramm, so daß sie sich automatisch einschalten würde, wenn er auf dem Wege zu Bruke Tosen war. Auf diese Weise hoffte er, soviel Verwirrung in der BASIS schaffen zu können, daß es ihm gelingen würde, Bruke Tosen zu befreien.
Seine Vorbereitungen dauerten fast eine Stunde.
Als Icho Tolot danach aufbrach, löste sich der Handschuh von seiner Hand und schwebte mit verblüffender Beschleunigung davon.
Nachdenklich blieb der Haluter stehen.
Hatte der Handschuh sich entschlossen, Bruke Tosen zu befreien?
Er hätte mir wenigstens sagen können, was er vorhat, dachte er und überlegte sich zugleich, ob eine Kommunikation zwischen ihm und dem Handschuh möglich war, und wie er sie in Gang setzen konnte.
*
Als Sandra Bougeaklis die Krankenstation aufsuchte, verflog ihr Optimismus wieder. Die Hoffnung, Icho Tolot in die Enge treiben zu können, wurde bedeutungslos angesichts des Zustands, in dem sich Waylon Javier befand.
Olli-Bolli hockte bei dem Erkrankten auf der Bettkante, zog sich jedoch zurück, als sie eintrat. Traurig ging er an ihr vorbei. Sie war jedoch davon überzeugt, daß er bald vergessen würde, wie krank sein Vater war, und wieder fröhlich in der BASIS herumhüpfen würde.
Herth ten Var untersuchte Javiers Blut. Das Bild, das sich unter dem Positronenmikroskop bot, zeichnete sich auf einem großen Bildschirm ab. Sandra erschrak, als sie die große Anzahl schwarzer Punkte sah. Deutlicher war die Krise, in die der Kommandant geraten war, nicht darzustellen als auf diese Weise.
Der Ara erhob sich von dem Hocker, auf dem er gesessen hatte.
„Das ist leider nicht alles", eröffnete er der stellvertretenden Kommandantin. „Mittlerweile haben wir nicht nur Waylon hier, sondern auch alle fünf Mitarbeiter der Sendestation."
„Ich hätte es mir denken können", stöhnte die Exobiologin.
„Seltsamerweise scheint Bruke Tosen völlig in Ordnung zu sein. Dabei war er die Hauptperson bei dem Musik-Spektakel, das wir hinter uns haben. Und wenn die anderen sich infiziert haben, müßte er es eigentlich auch."
„Bist du sicher, daß er nicht erkrankt ist?"
„Vor wenigen Sekunden habe ich mir ein Bild von ihm einspielen lassen. Du bist gerade auf dem Weg von der Zentrale hierher gewesen. Tosen sitzt apathisch in seiner Zelle, macht aber ansonsten einen völlig normalen Eindruck."
„Gibt es irgendwelche Anzeichen von Gewaltanwendung? Hast du herausgefunden, wie diese schwarzen Körperchen in die Blutbahn der Erkrankten gekommen sind?"
Herth ten Var ging zu dem Bett, in dem Waylon Javier lag. Er griff nach der rechten Hand des Kommandanten und drehte sie mit der Handfläche
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