1044 - Die schwarze Macht
Sache. Wir haben die Idee, und da ist es mir völlig egal, wann der Dienst anfängt.
Ich muß einfach etwas tun, damit wir vorankommen. Verstehst du?"
Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
„Nein. Eben nicht. Glaubst du, ich gehe um drei ins Labor, wenn ich erst um vier da sein muß?"
„Das ist doch ganz etwas anderes", protestierte er gereizt. „Ich bin Künstler. Wenn mir einfällt, wie ich eine bestimmte Filmszene gestalte oder eine Tonfolge bringe, dann befasse ich mich gleich damit und nicht erst bei Dienstbeginn. Dann könnte ich ja genauso sagen, mir darf vorher nichts einfallen. Bis später."
Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Du hast kaum mit mir gesprochen", warf sie ihm vor.
„Das entspricht nicht ganz den Tatsachen."
Sie ging zu ihm, legte ihm die Hände auf die Brust und ließ ihren Kopf gegen seine Schulter sinken.
„Ich langweile mich auf diesem Schiff zu Tode", gestand sie. „Ich hätte nicht an der Expedition der BASIS teilnehmen dürfen. Hier habe ich keine Freunde, und mein Mann hat keine Zeit für mich."
„Esther", erwiderte er gequält. „Wenn du dich langweilst, dann mußt du selbst irgend etwas tun. Du kannst nicht erwarten, daß andere sich ständig um dich kümmern. Und wenn du gar nicht weiterweißt, dann geh zum Animateur und laß dir etwas vorschlagen.
Dazu ist er da. Das ist sein Job."
Sie blickte ihn an.
„Der Animateur ist ein sehr interessanter Mann", sagte sie warnend. „Er könnte mir gefährlich werden."
„Glaubst du wirklich, mich mit einer Drohung halten zu können?" fragte er ärgerlich. „Ich lebe für meine Arbeit. Sie ist zugleich Hobby für mich. Deshalb kann ich nicht abschalten, wenn ich Feierabend habe. Und das will ich auch gar nicht. Bis später."
Er schob sie sanft von sich und verließ die gemeinsame Wohnung. Die Tatsache, daß Esther kein Verständnis und kein Interesse für seine Arbeit hatte, schmerzte ihn, und es kostete ihn oft unnötige Kräfte und Nerven, sich für seine Arbeit freizumachen.
Peter Gory arbeitete beim Bordsender der BASIS. Er hatte in erster Linie den technischen Apparat der Anlage zu überwachen, erfüllte aber auch künstlerische Aufgaben. So oblag es ihm zu improvisieren, positronisch erzeugte Filme und Musik zu schaffen, aber auch aktuelle Berichte von den Planeten zu bringen, die die BASIS auf dem Weg in die Unendlichkeit anflog.
Der größte Teil der vier Programme, die täglich über vierundzwanzig Stunden gingen, wurde allerdings von Videokassetten bestritten, die die BASIS von der Erde mitgenommen hatte.
Peter Gory war stolz auf seine Arbeit.
Das Unterhaltungs- und Informationszentrum war ein wichtiger Kommunikationsbezugspunkt in der BASIS, der für viele Besatzungsmitglieder äußerst bedeutungsvoll war. Beim Sender befaßte man sich nicht nur mit dem Unterhaltungs- und Informationsbedürfnis der Besatzungsmitglieder. Dort wurden auch die Probleme der Männer und Frauen der BASIS besprochen.
Peter Gory dachte daran, daß ein halutisches Raumschiff eingeschleust worden war, und daß sich wahrscheinlich viele für die Besatzung interessieren würden. Er nahm sich vor, die Haluter zu einem Gespräch ins Studio zu bitten, falls die anderen Mitarbeiter des Senders sie nicht schon zu einem Interview geholt hatten.
Aus einem Seitengang kam Harry Pulkapper, ein Positronikspezialist, der ebenfalls beim Sender arbeitete. Er war ein schwergewichtiger, schwarzhaariger Mann mit riesigem Oberlippenbart und buschigen Augenbrauen. Leutselig winkte er ihm zu.
„Lauf nicht so schnell, Gory", riet er ihm. „Du wirst schon rechtzeitig genug an deine Orgel kommen."
Peter Gory blieb lächelnd stehen.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, daß das keine Orgel ist, sondern ein Positronsounder.
Das ist etwas ganz anderes. Du müßtest das doch eigentlich wissen."
Pulkapper strich sich die Barthaare zu den Mundwinkeln hin.
„Wann gibst du dein nächstes Konzert?" fragte er.
„In einer Woche. Ich hoffe, dann mit einer neuen Komposition fertig zu sein."
Sie betraten den Vorraum des Senders, in dem mehrere Sessel um einen runden Tisch standen. In einem von ihnen saß ein mittelgroßer, blonder Mann mit großen, wasserblauen Augen, die ihn erstaunt und befremdet aussehen ließen, Seine Nase war klein und spitz.
Der Mensch sieht aus wie eine Eule, dachte Peter Gory, der diesem Mann noch nie begegnet war. Höflich blieb er stehen, während Pulkapper weiterging, als habe er den Besucher nicht bemerkt.
„Kann ich
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