104a - Die Braut der Bestie
Tonfall. Kessel grinste breit. „Hört sich wirklich so an, als hättest du mit dem schwarzen Hund in der Sandkiste gespielt oder so. Ich finde das reichlich verdächtig. Für meinen Geschmack spielst du dich hier sowieso zu sehr auf, Großer."
„Er ist suspekt", sagte Sutton.
Dominique haute sich vor Unga auf und stemmte die Fäuste in die Seiten. „Name?"
„Nun sei doch nicht albern!" gab Unga zurück.
„Er will seinen Namen nicht sagen", versetzte der Polynesier störrisch.
„Deinen Paß!" forderte Clacker.
Unga erwiderte: „Das sind ja die reinsten Verhörmethoden. Glaubt ihr jetzt vielleicht, die Polizeigewalt an Bord der Maschine zu haben?"
„Holla, er stellt sich auf die Hinterbeine!" rief Harry Kessel. „Zeigen wir ihn, was eine Harke ist, Jungs?"
Sie rückten auf ihn zu, und Unga nahm eine kampfbereite Haltung ein.
Jetzt hielt Bianca Dillon nichts mehr auf ihrem Platz. Sie sprang auf, drängelte sich an einer Stewardeß und am Chef-Steward Tsutomu Kono vorbei, hastete durch den Gang und warf sich für Unga in die Bresche, indem sie sich vor Sutton und seine Freiwilligen stellte.
„Lassen Sie Mr. Triihaer in Ruhe!"
„Halt die Luft an! Er hat sogar 'ne Freundin an Bord!" sagte Clacker. „Und jetzt wissen wir auch seinen Namen. Mr. Triihaer." Er versenkte die Hände in den Hosentaschen und sprach, den Blick anzüglich auf die Brünette gerichtet, provozierend weiter: „Also, einen so komischen Namen habe ich meinen Lebtag noch nicht gehört. Seid doch mal ehrlich: wie kann man so blöd heißen?"
„Sie Flegel!" sagte Bianca.
„Lassen Sie!" meinte Unga. „Ihr Verhalten finde ich wirklich nett, aber es ist besser, Sie mischen sich da nicht ein."
„Die siezen sich!" höhnte Dominique.
Er wollte noch etwas hinzufügen, doch da entstand ein kleiner Tumult im vorderen Passagierraum.
Die Tür zum Ruheabteil der Economy-Klasse war vorschriftsgemäß verschlossen. Dahinter ereignete sich irgend etwas Lärmendes. Die Menschen, die die vordersten Sitzreihen eingenommen hatten, sprangen auf, debattierten aufgeregt und fuchtelten mit den Händen herum.
Unga drückte Bianca behutsam zur Seite, wandte sich um und rannte vor Sutton, Kessel, Dominique und Clacker her nach vorn. Sie hatten die Verbindungstür beinahe erreicht, da ertönte ein scharfer Laut, und etwas bohrte sich durch das Türholz: eine matt blinkende, rasiermesserscharfe Spitze - die Klinge des Samurai-Schwertes.
Mit entsetztem Keuchen und Klagelauten wichen die Passagiere zurück.
Unga blieb stehen, breitete die Arme aus und hinderte die vier nachdrängenden Männer daran, auch nur einen weiteren Schritt zu tun.
„Ich bringe dich um!" versetzte Clacker.
„Laß uns vorbei!" rief Sutton.
Sie verstummten und erstarrten mit einem Mal in ihren Bewegungen. Das Schwert durchtrennte das Türholz in vertikaler Richtung, so, als handelte es sich um Papier. Es entstand ein knirschendes Geräusch. Dann wurde von der anderen Seite her gegen das Hindernis getreten, und die linke Türhälfte brach samt Schloß aus der Füllung und krachte zu Boden, während die andere Hälfte in den Angeln hin und her schwang.
Der Schwarze Samurai stand breitbeinig vor ihnen.
„Jesus, sieht der aus!" sagte Harry Kessel.
Es klang nicht mehr großspurig, sondern beinahe ehrfürchtig.
„Schlagen wir ihn nieder!"
Clacker sagte das, schien aber selbst nicht recht an einen Erfolg zu glauben.
Unga lugte an der furchteinflößenden Gestalt Tomotadas vorbei und sah, daß die Menschen im Ruheabteil sich zwischen die Sitzreihen gekauert hatten. Nur einer hatte sich augenscheinlich aufsässig gezeigt - ein großer, breitschultriger Mann. Er lag verkrümmt auf dem Gang, war nicht mehr vollständig. Der Kopf war ein Stück weitergerollt und ruhte nun auf dem blutigen Stumpf. Auf dem Läufer im Mittelgang zeichnete sich ein braunroter Fleck ab.
Sutton und seine Begleiter machten die Leichenteile nun auch aus.
Unga bedachte den selbsternannten Anführer mit einem knappen Seitenblick. Sutton war aschgrau im Gesicht geworden.
Die Stimme, die allen 210 Anwesenden ins Hirn drang, klang geisterhaft und dumpf - doch die Worte waren so deutlich akzentuiert, daß über den Inhalt der Sätze keine Zweifel offenblieben. „Wagt es nicht, die Fäuste gegen mich zu erheben!" sagte der Schwarze Samurai. „Ihr seht, wozu ich fähig bin. Zeigt euch also unterwürfig und willig! Gehorcht meinen Befehlen!"
„Was verlangst du?" fragte eine blonde Frau.
Ihre Stimme klang
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