104b - Die Braut der Bestie
schwarze Haar der zierlichen Japanerin, die sich nicht zu rühren wagte.
Ein schabendes, metallisches Geräusch drang an Yoshitsunes Ohren. Er sah, wie O-Yuki die Augen aufriß und an ihm vorbeistarrte. Die anderen Frauen begannen wieder zu kreischen.
Yoshitsune drehte den Kopf.
Tomotada hatte sein Schwert gezogen. Die Spitze zeigte auf Yoshitsunes Brust.
„Sag ihm, daß ich sein Vater bin, O-Yuki", flüsterte Yoshitsune.
Die Stimme der zierlichen Japanerin zitterte. Es kostete sie ungeheure Anstrengung, die Worte über die Lippen zu bringen.
„Er ist dein Vater, Tomotada" preßte sie hervor.
Das Schwert pfiff durch die Luft.
„Du bist nicht mein Vater, Yoshitsune. Und die Frau ist nicht O-Yuki. Der Kokuo von Tokoyo hat mich gesandt, um dich zu holen. Nimm die Opfer, die ich dir mitgebracht habe, dann werden wir unseren Weg fortsetzen und weitere Diener unseres Herrn zu ihm zu bringen."
Yoshitsunes Augen hatten sich verengt.
Die Worte des Samurais hatten ihn tief getroffen. Er spürte eine kalte Ausstrahlung, die von dem Schwarzen Samurai ausging. Und plötzlich wußte er, daß dieser Samurai nicht mit jenem identisch war, der damals auf der Burg des Kokuo seine Wakos ausgelöscht hatte.
„Nein, du bist nicht mein Sohn Tomotada", stieß er hervor. „Sag mir, wer du bist und warum du dich hinter der Maske meines Sohnes verbirgst!" Er winkelte die Arme an und öffnete die Fäuste. In ihm war auf einmal wieder die Stärke, die ihn zu dem unbezwingbaren Kämpfer gemacht hatte, als der er damals in die Dienste des Kokuo von Tokoyo getreten war.
„Nimm die Opfer, die ich dir mitgebracht habe, Yoshitsune!" befahl die dumpfe Stimme des Schwarzen Samurais.
Yoshitsune krümmte sich, als die Schmerzen wie ein Schwertstoß durch seine Eingeweide rasten. Doch sie vergingen schnell wieder. Er sah in das Gesicht O-Yukis, und er wußte plötzlich, daß er den Diener des Kokuo töten mußte, wenn er sich und O-Yuki retten wollte.
Er warf sich mit einem wilden Schrei zur Seite.
Der Schwarze Samurai wurde überrascht. Niemals hatte Tomotada damit gerechnet, daß sich die Kreatur des Kokuo gegen ihn wenden würde.
Yoshitsunes Handkante traf die Rüstung des Samurais.
Tomotada verlor das Gleichgewicht. Er wurde zurückgeschleudert Und prallte gegen einen Sitz.
Die beiden Menschen, die hinter dem Samurai gestanden und sich bisher ruhig verhalten hatten, warfen Sich auf Yoshitsune.
Der große Mann schnaufte verächtlich. Die Fäuste der Menschen konnten ihm nichts anhaben. Mit einem Schrillen Schrei ließ er seine Hände vorschnellen, und Sekunden später lagen die Besessenen entseelt am Boden.
Doch sie hatten Tomotada die Zeit verschafft, die dieser benötigte, um sich von dem harten Schlag Yoshitsunes zu erholen.
Eine kalte Stimme erfüllte plötzlich den Raum. Auch die entsetzten Frauen hörten sie. Sie schien von überall her zu kommen.
„Töte ihn, Tomotada! Er hat sich meiner Macht entzogen!"
Yoshitsune hörte die Stimme seines verhaßten Meisters.
Triumph erfüllte ihn. Er hatte es geschafft! Er würde den Schwarzen Samurai, der in der Maske seines Sohnes zu ihm gekommen war, töten. Dann war er endlich mit seiner Braut O-Yuki vereint. Und O-Yuki würde wissen, wo ihr richtiger Sohn Tomotada war.
Mit einem gellenden Schrei warf er sich auf den Schwarzen Samurai.
Stimmen summten in Ungas Ohren. Er spürte eine Hand, die an seiner Schulter zerrte, und plötzlich war sein Bewußtsein wieder da.
„Sehen Sie sich das an, Triihaer!" brüllte Jack Finch neben ihm und wies zur offenen Tür der Boeing 747 hinauf.
Unga rappelte sich hoch. Ein heftiger Schmerz zuckte durch sein Gehirn, als er den Kopf in den Nacken riß und auf die schlaffe Hülle der Notrutsche starrte, die von der Tür herabhing.
Seine Augen weiteten sich. Er sah das schuppige Monster, das sich mit seinen Klauen an der schlaffen Rutsche hinaufhangelte. Die spitzen Krallen zerfetzten den Kunststoff und hinterließen große Löcher.
„Was ist das?" keuchte Unga.
„Es kam plötzlich auf uns zu, beachtete uns nicht, sondern starrte nur auf den Schwarzen Samurai oben in der Türöffnung und kletterte dann hinauf."
Unga sah, wie die Bestie durch die Tür verschwand. Er dachte an die Frauen, die sich noch an Bord der Maschine befanden, und ein schrecklicher Verdacht stieg in ihm auf.
War die Bestie vielleicht der Grund, weshalb Tomotada die Frauen von den Männern abgesondert hatte? Stellten die Frauen etwa das Lockmittel dar, das die
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