105 - Atoll des Schreckens
Boot unterwegs gewesen und hatte
gefischt. Er erlebte eine Erscheinung. Aus dem Meer stieg ein grünes Ungeheuer
und sprach ihn an. Es reichte ihm ein Bild mit einer schönen Frau und forderte
ihn auf, von nun an dafür zu sorgen, daß alle Frauen, die blond und schön
seien, die Insel nicht mehr verlassen dürften und daß sie zu einem bestimmten
Atoll gebracht werden müßten, dessen Lage Gaipo genau angegeben wurde.
Gaipo
kehrte nach Tureia zurück. Er sprach mit seiner Familie darüber. Er zeigte auch
das Bild, aber er weigerte sich, das zu tun, was man von ihm verlangte.
Drei
Tage später war er wieder auf See.
„Er
war fünf Tage lang verschollen“, fuhr die alte Frau bedrückt fort, aber
irgendwie froh, über die geheimnisvolle Angelegenheit sprechen zu können. „Wir
dachten schon, das Meer hätte ihn für immer behalten. Als er zurückkam, war er
völlig verändert und zeigte große Erschöpfungserscheinungen. Er weigerte sich,
in die Krankenstation zu gehen. Er ordnete nur an, daß alle aus dem Dorf ihn in
den nächsten Tagen besuchen sollten. Zehn Tage später fing der körperliche
Verfall an. Gaipo berichtete, daß ihm die unheimlichen Wesen wieder begegnet
seien und ihn in ihre unterseeische Stadt mitgenommen hätten. Dort wurde eine
Prozedur an ihm vollzogen. Man warnte ihn, so leichtfertig mit der
Entgegennahme von Befehlen zu sein. Man würde einen Bewohner nach dem anderen
aus dem Dorf holen und qualvoll sterben lassen - dabei keinen Unterschied
zwischen Männern und Frauen zu machen.“
„Tana…
warum… sprichst du über diese Dinge?“ kam es schwach und kaum verständlich über
die ausgetrockneten Lippen des Todkranken.
„Vielleicht
ist es gut.“
„Nicht
gut, sehr… schlecht… sterben… alle… Tureia wird eine tote Insel…“
Larry
erfuhr, daß das ganze Dorf von den Ungeheuern aus dem Meer wußte, und daß man
durch Los schließlich den ersten ausgewählt hatte, der erstmalig eine Blondine
zu dem ausgesuchten Atoll bringen sollte. So ging es seitdem seit Wochen. Ein
ganzes Dorf hielt zusammen, um nicht die Strafe der Unheimlichen auf sich zu
ziehen. Gaipo war der Dorfälteste, sie taten, was er ihnen befahl.
So
wurden acht junge Frauen entführt und auf das Atoll des Schreckens gebracht.
Was dort aus ihnen wurde, wußte niemand.
„Kann
ich das Bild sehen?“ fragte Larry heiser. Unruhe packte ihn.
Die
Alte holte es von einem Regal. Auf einem einfachen weißen Karton war eine
Frauenfigur gezeichnet. Der Zeichner hatte sich mit bunten Filzstiften beholfen
und eine Frau mit wohlproportionierten Formen auf den Karton gezeichnet.
Die Haut hatte er extrem hell gehalten, die Haare sehr gelb.
Larry
begriff die Handlungsweise der Eingeborenen. Das ganze Dorf gehörte der
rätselhaften Todesschwadron an. „Für wann war Morna Ulbrandsons Ankunft auf dem
Atoll vorgesehen?“ fragte er ernst.
Kuamo
antwortete. „Baio muß unterwegs sein. Diesmal fiel das Los auf ihn.“
„Zeigen
Sie mir den Weg, Kuamo! Bringen Sie mich auf das Atoll! Sie tun es nicht allein
für einen unschuldigen Menschen, nicht für mich. Sie tun es für Ihr Dorf, für
die Menschen von Tureia.“ Er sprang vom Boden auf.
Kuamo
erhob sich ebenfalls. „Sie haben viel Mut“, sagte er. „Ich werde Sie nicht nur
zum Atoll bringen. Ich werde mit Ihnen kommen und bei Ihnen bleiben.“
„Danke,
Kuamo.“
●
Sie
liefen über die nächtliche Dorfstraße. Zuerst führte Kuamo Larry Brent in die
Höhle, die in der Bucht lag. Der Eingang lag unmittelbar hinter einer
Buschgruppe und war vom Land her zu erreichen.
Die
Höhle war leer.
Sie
fanden die abgebrannte Fackel und zahlreiche zertretene Zigarettenkippen auf
dem Boden.
Larry
und sein Begleiter hasteten in die Bucht. Der Wettlauf mit der Zeit hatte
begonnen.
Es
lagen drei vertäute Boote am Ufer. Hörbar schnaufte X-RAY-3. „Ein Motorboot
wäre mir jetzt lieber.“ Aber es gab keines. Doch sie waren zu zweit. Wenn sie
kräftig ruderten, konnten sie Baio, der Morna zu dem schrecklichen Ort brachte,
vielleicht noch einholen.
Sie
gönnten sich keine Pause und schonten sich nicht.
Sie
gaben beide ihr Bestes.
Larry
hatte sein Hemd ausgezogen. Der Schweiß lief über seine nackte Haut und tropfte
auf die Bootsbank. Kuamo war ebenfalls in Schweiß gebadet. Der Eingeborene gab
die Richtung an. Er fand sich auf dem Meer scheinbar mit bloßem Auge zurecht.
Larry bewunderte die Navigationsfähigkeiten des jungen Mannes.
Er
richtete sich nach den
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