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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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für mich«, entgegnete er ruhig.
    »Sie behandeln diese Angelegenheit doch sicher rein geschäftsmäßig. Für Sie ist das eben Fall Nr. 6 oder 7.«
    Sie machte den Versuch, das Gespräch auf ein anderes Thema zu bringen, aber er ließ sich nicht ablenken.
    »Nein, für mich ist dies der Fall der verängstigten Frau.«
    »Meinen Sie mich damit?« fragte sie und hielt den Atem an.
    »Ja, ich meine Sie.«
    Plötzlich hob er den Kopf und zog die Luft ein, dann betrachtete er den Boden unter dem Schreibtisch und dem Sofa.
    »Hier ist etwas verbrannt – können Sie es nicht riechen? Vielleicht hat jemand eine Zigarette auf den Teppich fallen lassen.«
    »Hoffentlich nicht. Wenn Lady Lebanon das erfährt, gibt es Unannehmlichkeiten«, erwiderte Isla.
    Dann fiel ihr Blick auf den Ofen. Sie ging hinüber und hob den Deckel auf. Lady Lebanon hatte nicht, wie sie glaubte, die Lüftungsklappe geöffnet, sondern das Feuer abgedrosselt. Infolgedessen waren die Kohlen nicht durchgebrannt, und es roch im Zimmer nach Kohlengas.
    »Jemand hat hier Stoff verbrannt«, sagte Ferraby und schaute in die Öffnung des Ofens. »Ja, das war ein Stück Stoff, ich kann es noch deutlich erkennen.«
    Sie schloß den Ofen und ging zur Treppe, während sie die Lippen aufeinanderpreßte.
    Totty kam gerade in die Halle, und auch ihm fiel der Geruch auf.
    »Kommen Sie her und sehen Sie sich das an«, sagte Ferraby.
    Totty trat an den Ofen. »Sieht wie ein Stück Stoff aus, das verbrannt ist.«
    Als Ferraby mit dem Schüreisen hineinfahren wollte, hielt Totty ihn zurück.
    »Lassen Sie das«, sagte er aufgeregt. »Sehen Sie nicht das Stück Metall, das in der Ecke eingenäht war? Es ist eine kleine Zinnplatte. Jetzt ist sie geschmolzen, aber Sie können das Metall noch auf der Kohle erkennen. Wo ist Chefinspektor Tanner?«
    Er sah zu Isla hinüber. Sie wußte nur zu gut, was dieser Brandgeruch bedeutete. Im Ofen war also das rote Tuch verschwunden, das sie am Morgen noch in der Schublade gesehen hatte. Lady Lebanon mußte es bis zum letzten Augenblick vergessen haben; erst als die Polizei schon im Haus war, hatte sie daran gedacht, das verdächtige Tuch zu entfernen.
    »Mr. Tanner ist im Zimmer Mr. Kelvers«, sagte sie endlich, drehte sich um und eilte die Treppe hinauf.
    19
    Tanner kam und schaute in den Ofen. Die Hitze hatte das Tuch versengt, aber man konnte noch gut die Stelle sehen, wo es gelegen hatte. Die Umrisse waren deutlich sichtbar, ebenso das geschmolzene Zinn. Es mußte ein Tuch gewesen sein wie das, mit dem Studd erwürgt worden war.
    Lady Lebanon war dem Chefinspektor langsam gefolgt und fand ihn allein in der Halle, als sie eintrat.
    »Hat etwas im Ofen gebrannt?« fragte sie leichthin. »Wahrscheinlich ist es Seide. Ich habe gestern abend noch ein Puppenkleid genäht für den Bazar unten im Dorf. Heute morgen habe ich die Reste auf meinem Tisch gefunden und ins Feuer geworfen.«
    »Nein, das kann es nicht sein«, entgegnete er ruhig. »Es war ein Stück Stoff, ein indisches Tuch von roter Farbe. In der Ecke war ein kleines Metallschild eingenäht. Haben Sie so etwas noch nicht gesehen? Dr. Amersham hatte eins dieser Tücher in seinem Besitz.«
    Sie warf ihm einen schnellen Blick zu.
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Ich fand ein solches Tuch im Schreibtisch von Dr. Amersham, als ich gestern abend seine Wohnung durchsuchte.«
    Er ging zur Tür. Ferraby und Totty standen in der Nähe; er rief sie zu sich und gab ihnen Instruktionen.
    »Es darf niemand in dieses Zimmer kommen, während ich mit Lady Lebanon spreche.«
    »Bedeutet das, daß ich hier gefangen bin?« fragte sie.
    »Nein, ich möchte nur nicht gestört werden.«
    Sie setzte sich.
    »Wollen Sie mich etwa verhören? Ich fürchte, ich kann Ihnen nur wenig Auskunft geben.«
    »Im Gegenteil, ich hoffe, Sie werden mir sehr viel sagen. Ich möchte nicht nur Fragen an Sie richten, sondern Ihnen auch ein paar Tatsachen mitteilen, deren Kenntnis Sie vielleicht nicht bei mir voraussetzen.«
    »Nun, das ist wenigstens eine Zerstreuung an diesem entsetzlichen Tag.«
    Er mußte sie bewundern. Selten war ihm ein Mensch begegnet, der sich so gut beherrschen konnte wie diese Frau.
    »Oben im Haus gibt es ein Zimmer, Lady Lebanon, zu dem Brooks keinen Schlüssel hat,. Er behauptete, es wäre ein Abstellraum.«
    »Dann wird es auch so sein«, entgegnete sie leichthin.
    »Das ist nicht gut möglich. Im ersten Stock, mitten unter den besten Zimmern, liegt doch keine Rumpelkammer!«
    Sie zuckte

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