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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gefunden hätte.
    Er glaubte bei seinem Vorgesetzten eine Sensation hervorzurufen, als er die Geschichte mit dem Licht erzählte, und war enttäuscht, als Tanner die Nachricht sehr gelassen aufnahm.
    »Ich weiß es, ich habe das Licht selbst zweimal beobachtet. Übrigens hat Ferraby mir die Sache schon gestern gemeldet. Die Tür in der Mauer ist allerdings interessant. Vermutet habe ich sie, aber ich konnte sie nicht finden. Es mußte ein Eingang in der Mauer sein, sonst wären alle meine Theorien über den Haufen geworfen worden. Totty, sehen Sie zu, daß Sie den Lord finden, und sagen Sie ihm, ich möchte mich gern etwas mit ihm unterhalten. Ich bin fest davon überzeugt, daß der junge Lord kaum die Hälfte von all dem erzählt hat, was er weiß. Und ich habe eine Ahnung, daß das, was er bisher verschwiegen hat, der interessanteste Teil ist.«
    Totty fand Willie Lebanon, der mit sich selbst Mühle spielte.
    »Hallo!« sagte der junge Mann, »ich dachte, Sie wären schon zu Bett gegangen. Spielen Sie eigentlich Mühle? Ich möchte Sie gern dazu einladen, aber ich sage Ihnen schon im voraus, ich spiele so gut, daß ich Sie immer schlage. Deshalb hat meine Mutter heute abend auch so frühzeitig aufgehört.«
    »Ich habe seit Jahren nicht gespielt«, erwiderte Totty, obwohl er die Regeln überhaupt nicht kannte. »Aber der Chefinspektor läßt fragen, ob Sie zu ihm kommen und ein wenig mit ihm plaudern möchten.«
    »Was versteht er darunter? Wenn es nur eine Privatunterhaltung sein soll, komme ich gern. Ich habe mir Gedichte hergesagt, nur um mir die Zeit zu vertreiben. Meine Mutter schreibt inzwischen Briefe.«
    Er legte seinen Arm in den des Sergeanten.
    »Kennen Sie Ihren Großvater, Mr. Totty? Wenn nicht, dann seien Sie von Herzen froh. Ich muß alle meine Vorfahren auswendig wissen. Mir erscheint das vollkommen überflüssig, aber meine Mutter legt größten Wert darauf, daß ich die ganze Ahnenreihe kenne. Wann wollen Sie eigentlich von hier fortfahren? Am liebsten möchte ich Sie nach Scotland Yard begleiten und mir ein Bett in Mr. Tanners Büro aufschlagen lassen. Dort würde ich mich endlich sicher fühlen.«
    »Sie sind überall sicher, Mylord«, entgegnete Totty höflich. Dann fügte er bescheiden hinzu: »Wenn ich in der Nähe bin.«
    »Ich glaube, daß Ihre Gegenwart auch nicht viel nützt«, sagte der Lord offen. »Persönlich würde ich mich lieber auf Tanner verlassen. Sie sind klein wie ich, daher ist die Achtung vor Ihnen nicht allzu groß. Kleine Leute respektieren Männer Ihrer Größe kaum, aber die großen, imposanten Gestalten beneiden sie im geheimen.«
    Inzwischen waren sie in der Halle angekommen. Der Lord begrüßte Tanner mit einem Kopfnicken und wiederholte dann, daß er nach Scotland Yard ziehen wolle. Der Chefinspektor lachte gutmütig.
    »Das könnte Ihnen so passen! Auf jeden Fall wären Sie dann in der Nähe des Oberhauses. Haben Sie übrigens schon einmal an den Sitzungen teilgenommen?«
    Lebanon schüttelte den Kopf, nahm eine große Zigarre aus dem Kasten und steckte sie an.
    »Nein, meine Mutter wünscht nicht, daß ich mich mit Politik beschäftige. Ich habe eine ganze Liste aufgestellt von all den Dingen, die ich nicht tun soll. Eines Tages kann man ein hübsches Buch darüber schreiben. Ich freue mich aber wirklich, daß Sie heute abend hierbleiben.« Er sah sich um und sprach leiser. »Meiner Mutter gefällt es gar nicht. Sie hat mich ausgeschimpft und mir vorgeworfen, daß ich daran schuld wäre. Aber das ist doch wirklich lächerlich.«
    »Wo ist Miss Crane?« fragte Tanner.
    »Soviel ich weiß, ist sie zu Bett gegangen. Sie ist nicht gerade sehr gesellig veranlagt, und es wird recht langweilig werden, wenn ich erst mit ihr verheiratet bin. Gutmütig und freundlich ist sie allerdings, aber offen gestanden haben wir eigentlich wenig gemeinsame Interessen.«
    Ferraby gab ihm innerlich vollkommen recht.
    Der junge Lord beugte sich vor und sprach vertraulich.
    »Ich werde Ihnen noch etwas sagen. Wissen Sie, wer sich ärgert, daß Sie hier sind? Die beiden Diener!«
    In dem Augenblick erschien Gilder in der Tür. Anscheinend wollte er das Feuer nachschüren, aber das war nicht notwendig, denn er hatte sich erst vor ein paar Minuten daran zu schaffen gemacht.
    »Ich brauche Sie nicht, Gilder.«
    »Ich wollte nur nach dem Feuer sehen, Mylord.«
    »Wann legen Sie sich eigentlich schlafen?« fragte Tanner.
    Der Diener antwortete nicht.
    »Gilder, Mr. Tanner hat mit Ihnen

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