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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ich nicht furchtbare Kopfschmerzen gehabt hätte. Ich klingelte, und als Gilder zu mit kam, erzählte er mir, daß ich ohnmächtig geworden wäre. Aber das ist geradezu lächerlich – ich bin noch niemals in meinem Leben ohnmächtig geworden.«
    »Wie erklären Sie sich denn die Sache?«
    »Ich weiß nicht recht, was ich dazu sagen soll. Aber es ist zweimal passiert, nachdem ich ein Glas Whisky-Soda getrunken hatte. Und das eine Mal ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Als ich am nächsten Morgen in die Halle kam, sah es recht unordentlich hier unten aus; die Möbel waren zertrümmert, als ob eine Schlägerei im Gang gewesen wäre.«
    »Ich habe davon gehört«, erklärte Sergeant Totty.
    »Amersham und die beiden Diener waren daran beteiligt. Ich glaube nicht, daß meine Mutter etwas davon gesehen hat. Das könnte ich mir auch nicht vorstellen.«
    Gilder brachte auf einem Tablett die Gläser, die schon eingeschenkt waren. Zuerst reichte er dem Lord ein Glas, dann bediente er die drei Beamten.
    »Können Sie denn nicht eine Whiskyflasche und einen Siphon bringen?« fragte Willie ärgerlich. »Man schenkt doch nicht schon draußen ein, Gilder.«
    Der Mann schien sich nichts aus dem Vorwurf zu machen, er grinste nur liebenswürdig.
    »Ich dachte, Sie wollten schnell trinken, Mylord. In Zukunft werde ich die Flasche und den Siphon hereinbringen.«
    Gilder nahm das Tablett mit sich hinaus und schloß die Tür.
    »Ich möchte nur wissen, ob Sie schon jemals einen solchen Haushalt gesehen haben«, sagte der Lord und nippte an seinem Glas.
    Bevor der Chefinspektor antworten konnte, verzog er das Gesicht.
    »Versuchen Sie einmal das!«
    Tanner kostete vorsichtig und bemerkte einen bitteren, unangenehmen Geschmack.
    »Ist Ihr Glas auch so?«
    Der Chefinspektor nahm einen kleinen Schluck und fand das Getränk vollkommen normal.
    »Merkwürdig, daß wir gerade darüber sprechen, was mir früher zugestoßen ist«, meinte der Lord.
    Er sah sich im Zimmer um und entdeckte auf einem Tisch eine Vase mit Rosen. Er stand auf, goß den Inhalt seines Glases hinein und setzte dann das leere Gefäß neben sich nieder.
    »Es schmeckt genau wie damals, als ich später bewußtlos wurde«, erklärte er.
    Gilder stand auf der anderen Seite der Tür. Er konnte kaum hören, was drinnen gesprochen wurde, denn das Holz war dick. Er hoffte aber, daß Brooks gleichzeitig von der Treppe aus das Gespräch belauschte. Die Unterhaltung war bei einem Thema angelangt, von dem er eigentlich kein Wort überhören durfte.
    Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Lady Lebanon kam näher.
    »Worüber sprechen sie?« fragte sie leise.
    Gilder trat von der Tür zurück.
    »Ich weiß es nicht, Mylady.«
    »Glauben Sie, daß wir diese Leute bald loswerden?« meinte sie ärgerlich.
    »Ich fürchte, das ist nicht so einfach. Im Park sind vierzig Polizeibeamte von Scotland Yard verteilt, die vorhin in Transportautos angekommen sind. Ich habe Brooks nichts davon gesagt, damit er nicht zu nervös wird. Er redet sowieso davon, daß er den Dienst verlassen will. Die Detektive von Scotland Yard haben ihn ganz verängstigt.«
    Sie sah ihn lächelnd an.
    »Haben Sie auch Furcht vor ihnen?«
    »Nein, mich kann man überhaupt nicht erschrecken. Ich bin nun einmal in der Sache drin, und ich halte auch bis zum Ende durch.«
    »Sagen Sie Brooks, daß ich ihm tausend Pfund Belohnung gebe, wenn wir durchkommen, ohne entdeckt zu werden.«
    Gilder schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Meinen Sie, daß uns das gelingen wird? Brooks hat kalte Füße bekommen, und ich muß offen sagen, daß ich seinetwegen beunruhigt bin. Schicken Sie ihn lieber nach Amerika zurück. Wenn der erst die Nerven verliert, haben wir mehr Mühe als Hilfe durch ihn.«
    Vorsichtig schlich er sich zur Tür zurück und lauschte, aber er konnte kein Geräusch hören, nicht einmal leises Stimmengemurmel. Er sah sich nach Lady Lebanon um, aber sie war inzwischen fortgegangen. Nun drückte er die Klinke nieder und trat kühn in den Raum. Wie er vermutet hatte, fand er niemand hier, aber er hörte Stimmen von der anderen Seite des Korridors. Der junge Lord zeigte seinen Besuchern gerade ein Ahnenbild.
    Gilder betrachtete die Gläser. Das eine war vollkommen leer, daher schöpfte er Verdacht. Er nahm es auf und drehte es um, bis ein Tropfen des Inhalts auf seinem Fingernagel lag. Es war Lebanons Glas. Er sah es an dem roten Strich, mit dem es markiert war, und den keiner der anderen entdeckt hatte. Dann

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