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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schaute er sich um, entdeckte auch die Vase mit den Rosen und roch daran.
    Gilder ging zur Treppe und zeigte Brooks, der gerade herunterkam, das Glas.
    »Heute abend hat er wieder nicht getrunken.«
    Brooks atmete schwer.
    »Wahrscheinlich hast du den Schlaftrunk zu stark gemacht. Ich habe schon längst gesagt, daß er es merken wird.«
    »Mit der Zeit hat er sich doch aber schon daran gewöhnt«, entgegnete Gilder düster. »Hat er viel dummes Zeug geredet?«
    Brooks nickte. »Ja. Kelver muß über die Schlägerei neulich gesprochen haben. Tanner fragte danach. Übrigens weiß der Lord genau, daß wir ihn betäubt haben. Bist du dir auch darüber klar, was das bedeutet?«
    »Natürlich«, entgegnete Gilder kühl.
    »Hast du mit ihr gesprochen?« fragte Brooks ängstlich.
    »Ja. Du brauchst dir nicht die geringsten Sorgen zu machen.«
    Aber Brooks’ Nerven waren schon zu überreizt.
    »Du hast gut reden! Zum Teufel mit dieser ganzen Geschichte hier im Haus! All diese Polizisten sind im Park, und Tanner weiß, was hier gespielt wird. Wenn die Wahrheit herauskommt, sitzen wir in der Patsche – am Ende kriegen wir noch eine lange Zuchthausstrafe. Wo sind sie eigentlich geblieben?« fragte er dann und sah sich um.
    »Sie gehen die Treppe hinauf, wahrscheinlich in das Zimmer von Lord Lebanon. Ich hörte, wie er von seinem Radioapparat sprach, und der steht doch in seinem Zimmer! Dort kommt jemand.«
    Es war Totty. Er blieb einen Augenblick in der Tür stehen und betrachtete die beiden.
    »Da sind ja wieder die zwei, genau wie Max und Moritz«, meinte er ironisch.
    »Kann ich etwas für Sie tun?« fragte Gilder.
    »Ja, sehr viel. Sie bleiben wahrscheinlich die ganze Nacht auf?«
    Gilder lächelte. »Falls Sie das vorhaben, tun wir es auch.«
    »Haben Sie sich auch schon einmal überlegt, daß es Ihnen an den Kragen gehen kann?«
    Brooks schaute ängstlich zu seinem Kameraden hinüber, aber Gilder lächelte nur.
    »Alle Menschen müssen das ihnen bestimmte Mißgeschick ertragen«, erwiderte er gelassen.

23
    Totty konnte Gilder nicht recht verstehen; ständig entdeckte er neue Seiten an ihm. Allem Anschein nach machten die Polizeibeamten wenig Eindruck auf den Mann.
    Totty interessierte sich nicht fürs Radio, aber er war auch nicht gern allein. Für diese Nacht waren die Regeln, die sonst in Marks Priory galten, teilweise aufgehoben, zum Beispiel blieb die Tür zwischen den Dienerräumen und dem Haupthaus unverschlossen. Wahrscheinlich wachte auch Mr. Kelver. Totty wollte einmal nachsehen. Aber als er an der Tür des Salons vorbeikam, rief Lady Lebanon seinen Namen.
    »Wollen Sie nicht einen Augenblick näher treten, Sergeant? Ist Mr. Tanner schon zu Bett gegangen?«
    »Nein, noch nicht, Mylady.«
    Er fühlte sich geschmeichelt durch die Aufforderung.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich rauche?«
    Im allgemeinen konnte sie Zigarrenrauch durchaus nicht vertragen, und nicht einmal Willie durfte im Salon rauchen. Aber jetzt suchte sie selbst nach einem Aschenbecher und ließ Totty in dem bequemsten, weichsten Sessel Platz nehmen.
    In ihrem Schoß lag ein kleiner Samtkasten.
    »Das ist meine Kasse«, sagte sie lächelnd, als sie sah, daß er sie aufmerksam betrachtete. »Ich nehme sie jeden Abend in mein Zimmer mit.«
    »Sehr vernünftig, Mylady. Man weiß niemals, ob nicht ein Dieb in der Nähe ist.«
    »Sie sind doch Sergeant, Mr. Totty?«
    »Ja, zur Zeit noch.«
    »Und welchen Titel hat Mr. Tanner?«
    »Der ist Chefinspektor, aber darin liegt eigentlich wenig Unterschied«, erklärte Totty von oben herab.
    »Verzeihen Sie, wenn ich Sie frage, ob Sie ein großes Gehalt beziehen. Wahrscheinlich haben Sie sehr wichtige Aufträge?«
    Totty war natürlich gern bereit, über die Wichtigkeit seiner Dienstaufgaben zu sprechen.
    Nach einiger Zeit unterbrach sie ihn.
    »Ich möchte zu gern wissen, was in Scotland Yard vorgeht, und was die Polizei über diesen Fall denkt. Meiner Meinung nach ändert sich die Lage von Stunde zu Stunde. Neue Tatsachen werden bekannt –«
    »Ja, es geht unaufhaltsam weiter«, erwiderte Totty.
    »Wenn Sie eine neue Entdeckung machen, teilen Sie die doch sofort Mr. Tanner mit. Was sagt er denn?«
    »Gewöhnlich höre ich in diesem Fall, daß er das schon vor einer Woche gewußt hätte. Sie müssen nämlich wissen, Mylady, daß es in Scotland Yard leider viel Eifersucht und Mißgunst unter den einzelnen Beamten gibt.«
    »Ich glaube aber, daß er großes Vertrauen zu Ihnen hat. Jemand hat mir

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