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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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beschäftigt. Ferraby befand sich nicht in dem Raum.
    Gilder ging langsam den Gang zurück und stieg die Treppe hinauf. Als er sich im Korridor umwandte, sah er, daß Lady Lebanon gerade in Islas Zimmer trat, und zog sich zurück, so daß sie ihn nicht sehen konnte.
    Es hatte lange gedauert, bis Isla schlaftrunken fragte, wer an der Tür wäre, und es dauerte noch länger, bis sie von innen aufschloß. Lady Lebanon ging hinein und sah, daß Isla auf dem Bett saß und den Kopf gesenkt hatte.
    »Ist etwas geschehen?« fragte das junge Mädchen halblaut.
    Lady Lebanon schüttelte sie leicht an der Schulter. Dann bemerkte sie das kleine Nachtlicht, das Isla immer brennen ließ.
    »Wach auf, Isla. Schläfst du immer bei dieser Beleuchtung? Das ist aber nicht gut für dich. Eigentlich hast du es hier sehr schön«, meinte Lady Lebanon und schaute sich um. »Ich bin in den letzten fünf Jahren nur zweimal durch diese Tür gegangen.«
    Isla schauderte.
    »Ich hasse dieses Zimmer«, erwiderte sie heftig.
    Ein kalter Blick traf sie.
    »Das hast du früher nie gesagt. Und ein Zimmer ist so gut wie das andere. Vor Jahren gab es hier auch Geheimtüren, aber mein Mann hat sie alle zuschrauben lassen. Der Lebanon, der diesen Raum einst bauen ließ, war ein Sonderling und wollte niemand um sich sehen. Sie mußten ihm das Essen durch eine Öffnung in der Wand hineinreichen.« Sie tastete an dem Paneel. »Und hier ist mitten in der Wand ein Geheimgang. – Der Mann hieß übrigens Courcy Lebanon und heiratete eine Hamshaw. Ihre Mutter war mit den Monmouth verwandt.« Sie seufzte. »Der Zweig der Familie ist schon ausgestorben«, sagte sie leise, aber dann nahm sie sich zusammen und kehrte zur Gegenwart zurück. »Ich würde aber wirklich nicht bei Licht schlafen, das ist nicht gut für die Nerven.«
    Islas Kopf sank wieder tiefer.
    »Es tut mir leid, aber du mußt jetzt aufwachen!« Lady Lebanon rüttelte wieder behutsam an Islas Schulter. »Hörst du nicht? Du mußt aufwachen!«
    »Ach, ich bin so furchtbar müde, ich bin immer halb am Schlafen!«
    Trotzdem hörte sie aber, daß Lady Lebanon zur Tür ging und den Schlüssel umdrehte.
    »Warum tun Sie das?«
    »Es sind viele Fremde im Haus und im Park.« Lady Lebanon setzte sich auf die Kante des Bettes. »Heute abend bist du wieder im Schlaf umhergewandert. Das war recht unangenehm für uns; man konnte dein Benehmen direkt als Anklage gegen mich deuten.«
    Isla starrte sie an.
    »Habe ich das getan? Das tut mir leid. Es ist aber auch nicht passiert vor –« Sie brach ab.
    »Was wolltest du sagen?«
    »Vor dieser schrecklichen Nacht.« Islas Stimme zitterte. »Damals wurden alle Möbel zertrümmert, und Dr. Amersham … Ich dachte, er wäre umgebracht worden.« In Erinnerung an die grausige Szene bedeckte sie das Gesicht mit den Händen.
    »Wenn du nicht nach unten gekommen wärst, hättest du auch nichts gesehen«, entgegnete Lady Lebanon hart.
    Plötzlich beugte sie sich über das junge Mädchen.
    »Isla, es könnte in dieser Nacht etwas geschehen«, sagte sie eindringlich und erregt. »Vielleicht müßte ich –« Sie beendete den Satz nicht. »Hoffentlich kann das Schlimmste verhütet werden, aber ich muß auf alles gefaßt sein. Ich will, daß du Willie heiratest – hörst du auch, was ich sage? Du sollst Willie heiraten.«
    Sie sprach verzweifelt und faßte Islas Arm so hart, daß er schmerzte.
    »Ich will, daß du dich morgen früh mit ihm trauen läßt.«
    Isla sah sich müde nach ihr um.
    »Das ist unmöglich. Ich kann mich nicht in so kurzer Zeit entschließen, ihn zu heiraten. Ich – ich habe es mir noch nicht ernstlich überlegt.«
    »Doch, du kannst ihn morgen früh heiraten«, erwiderte Lady Lebanon hartnäckig. »Schon vor einer Woche habe ich eine Heiratslizenz ausstellen lassen …«
    »Aber er will doch nicht …«
    »Darauf kommt es nicht an, ob er will.« Lady Lebanons Stimme klang jetzt ungeduldig. »Er wird das tun, was ich ihm sage. Willie ist der Letzte der Lebanons – ist das auch vollkommen klar, was das bedeutet? Das letzte Glied in der Kette. Und es ist ein schwaches Glied.
    Schon einmal ist das in der Geschichte der Familie vorgekommen, und Geoffrey Lebanon war noch schwächer als Willie. Er heiratete seine Kusine Jane Secamore. Du kannst ihr Bild drunten in der großen Halle hängen sehen. Aber sie verließ ihn sofort nach der Trauung.«
    Isla hörte zu und war gespannt, was folgen würde.
    »Und trotzdem hatte sie Kinder.«
    »Das ist aber

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