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105 - Das indische Tuch

105 - Das indische Tuch

Titel: 105 - Das indische Tuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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schrecklich – entsetzlich!«
    »Unter den gegebenen Umständen kann ich das nicht finden. Und Jane war eine der bedeutendsten Frauen der Lebanons. Es ist dir doch klar, daß du selbst eine Lebanon bist? Dein Urgroßvater war der Bruder des achtzehnten Grafen von Lebanon. Und was auch immer passieren mag, deine Kinder bleiben in der Familie, wenn du verheiratet bist. Sie führen den Namen Lebanon.«
    Nachdem die Frau das alles gesagt hatte, schien sie sich erleichtert zu fühlen, denn sie atmete freier, und ihre Stimme klang nicht mehr so schrill.
    »Wenn dir ein Leben an Willies Seite unmöglich erscheint, werde ich dir das größte Verständnis dafür entgegenbringen.«
    Sie stand auf.
    »Morgen um elf Uhr steht das Auto bereit.«
    Nur mit Mühe konnte sich Isla zusammennehmen.
    »Nein, ich kann es nicht tun. Es ist einfach unmöglich. Ich liebe Willie nicht. Ich – ich liebe einen anderen.«
    Lady Lebanon warf ihr einen schnellen Blick zu.
    »Ach, ist es der junge Ferraby? Das ahnte ich schon. Aber ich habe dir ja gesagt, daß ich in der Beziehung alles verstehen und verzeihen werde. Begreifst du denn nicht, was du dadurch tust? Du führst dem alten, kranken Stamm der Lebanons frisches Blut zu …«
    An der Tür gab es ein Geräusch, und Lady Lebanon drehte sich schnell um.
    »Was war das?« flüsterte Isla furchtsam.
    »Das ist Gilder. Ein weiterer Grund, warum du bald heiraten mußt. Ich habe diese Leute nicht mehr ganz in der Hand. Nach den Vorfällen von heute abend fragt es sich, ob ich noch genügend Autorität bei ihnen besitze.« Lady Lebanon trat dicht an Isla heran. »Gilder darf nicht erfahren, daß du heiratest«, sagte sie ganz leise. »Verstehst du, was ich sage? Er darf es unter keinen Umständen wissen.«
    Es klopfte. Schnell ging sie zur Tür und schloß sie auf. Draußen stand Gilder; Isla hörte seine tiefe Stimme. Dann wurde die Tür wieder geschlossen.
    Der Schlaf übermannte Isla aufs neue, aber plötzlich schreckte sie auf und sah, daß Lady Lebanon die Tür offengelassen hatte. Mit größter Mühe schleppte sie sich hin und schloß sie. Dann kehrte sie zum Bett zurück, sank erschöpft darauf nieder und zog die Decke über sich.
    Sie schlief, dennoch aber war ihr Geist wach, und ihre Gedanken arbeiteten.
    Etwa eine Viertelstunde später versuchte jemand, von draußen die Tür zu öffnen. Sie gab nach, und Gilder trat ins Zimmer.
    »Die Tür war überhaupt nicht zugeschlossen«,’sagte er.
    Brooks zitterte vor Furcht.
    »Wo ist Mylady?«
    »Ach, darauf kommt es jetzt nicht an. Gib mir die Decke.«
    Gilder schlich auf Zehenspitzen zum Bett, faßte Isla an der Schulter und schüttelte sie leicht.
    »Kommen Sie, Miss, kommen Sie mit mir.«
    Sie rührte sich nicht, nur ihre Augenlider hoben und senkten sich mehrmals hintereinander.
    »Sie ist nicht ganz bei sich«, sagte Gilder. »Brooks, lausche draußen auf dem Gang, ob jemand kommt.«
    »Ach, laß sie doch liegen«, drängte Brooks.
    »Das kann ich nicht. Tu, was ich dir sage.«
    Inzwischen hatte sich Isla aufgerichtet und saß nun auf der Kante des Bettes. Ihre Augen waren weit geöffnet, und sie sprach leise mit sich selbst.
    »Gleich steht sie auf.« Gilder hielt den Atem an. »Gib mir schnell die Decke.«
    Er nahm sie und legte sie behutsam um Islas Schultern.
    »Nein, ich kann nicht«, sagte Isla. »Ich muß Zeit haben, ich will noch nicht heiraten.«
    Gilder warf Brooks einen bedeutsamen Blick zu.
    »Zum Teufel, hast du das eben gehört?«
    »Ich kann morgen nicht heiraten – ich will es auch nicht.«
    Sie war aufgestanden, und Gilder leitete sie langsam zur Tür. Er wußte mit solchen Zuständen Bescheid. Sie mußte selbst nach dem Handgriff tasten, ihn finden und die Tür ohne seine Hilfe öffnen. Er war sehr vorsichtig und hütete sich, sie aufzuwecken. Nur ihre Schultern konnte er in die Richtung drehen, in der sie gehen sollte, aber das genügte ja auch.
    Hinter der zweiten Treppe wurde der Gang enger, und dicht dahinter lagen die beiden Zimmer, in denen die zwei Amerikaner schliefen. Gilder öffnete die Tür zu seinem Raum, schlug die Bettdecken zurück und drückte Isla vorsichtig auf das Lager nieder. Mit einem Seufzer drehte sie sich auf die Seite, und Gilder breitete eine Daunendecke über sie.
    »Jetzt wird sie wahrscheinlich schlafen. Auf jeden Fall schließe ich aber die Tür ab. Geh in ihr Zimmer zurück und hole ihren Morgenrock und ihre Pantoffeln. Aber schnell!«
    Brooks wollte gehen, blieb aber stehen und faßte

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