Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
Vom Netzwerk:
nördliche Teil ist ein einziger Eisblock, das Restland ist von Felsen übersät und mit heißen Quellen gespickt. Ziemlich neblige Angelegenheit. Eine Landung wird schwierig werden.«
    Matt Drax winkte ab. Das war ihre kleinste Sorge. »Ist die Insel bewohnt?«, fragte er.
    Farmer schüttelte den Kopf. »Konkret ist nichts verzeichnet. Aber möglich wäre es: Hier steht, dass es dort im dritten Jahrhundert nach Kristofluu eine Strafkolonie gab. Die Schotten - oder Skoothen, wie sie heute genannt wurden - hatten sie eingerichtet, für Schwerverbrecher, die sie Hoggads nannten. Dann ist ihnen anscheinend der Transport zu teuer geworden und sie haben die Todesstrafe wieder eingeführt.« Andrew drehte sich zu Matt um und grinste. »Diese Kiltträger sind geizig wie die Nacht.«
    Matt lächelte, wenn auch ohne Freude. »Nun, jedenfalls ist sie unsere letzte Chance.« Als er sich umwandte, um dem Piloten den Befehl zum Abflug zu geben, wäre er fast gegen Aruula geprallt, die lautlos herangekommen war. Sie musterte ihn nachdenklich, und Matt spürte, wie sein Herz sank. Seit sie London verlassen hatten, war die schöne Barbarin ungewohnt ernst und schweigsam - irgendetwas bedrückte sie, aber was es war, hatte er nicht ergründen können.
    »Hallo«, sagte Matt lahm und hob die Hand. Er wollte seiner Gefährtin über die Wange streichen, bemerkte aber das Zusammenpressen ihrer Lippen und ließ es bleiben. Aruula zeigte auf die Computergrafik.
    »Das ist kein guter Ort, Maddrax!« warnte sie. Ihre Stimme klang dunkel. »Mein Volk glaubt, dass die Seelen böser Menschen eine Insel nicht verlassen können. Wenn niemand darauf wohnt, der ein ehrenvolles Herz hat, werden solche Geister zu Dämonen.«
    Matt bemerkte den Blick der beiden Technos und senkte die Lider, um seine Gefühle zu verbergen. Die junge Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln hatte in den vier Jahren an seiner Seite so viel gelernt, trotzdem kochte ihr abergläubisches Weltbild immer wieder hoch. In den unpassendsten Momenten!
    Matt versuchte sich in Diplomatie. »Was soll ich denn tun, Aruula?«, fragte er. »Soll ich Dave und Rulfan ihrem Schicksal überlassen - wegen ein paar Geistern?«
    Aruula schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Maddrax hatte sie nicht verstanden. Wieder einmal…
    ***
    Hammerschläge hallten durch das Dorf. Kurz nachdem Gosta mit den Sklaven aufgebrochen war, hatte Clanchef Endro einen Gehilfen vom Lager geohrfeigt und sich in die Schmiede begeben. Heute sollte ein neues Schwert entstehen.
    Klong-Klong-Klong
    Endro ließ den Hammer herunter krachen, dass das glühende Eisenstück Funken sprühte. Eigentlich bedurfte es gefühlvoller Schläge, um eine gute Klinge zu schmieden, und eigentlich war Endro ein Meister dieser Kunst. Aber seine Frau lag in den Wehen - seit gestern Abend schon -, und sie brüllte sich Kind und Kehle aus dem Leib. Rücksichtslos! Endro hatte nicht eine Minute Schlaf gefunden! Schwer atmend hielt er inne und wischte mit der feuchten Stirn an seinem Bizeps entlang.
    Die Flügeltür der Schmiede stand offen. Draußen auf dem menschenleeren Platz erhob sich das Göttertor in den Himmel, wuchtig und Schutz versprechend. Entflohene Gefangene aus Norweeje hatten es mitgebracht, damals, als das Dorf noch skoothische Strafkolonie war und fast nichts mehr aufzuweisen hatte als Gräber. Die Fremden waren Rettung in letzter Minute gewesen, darum wurde dieses Tor noch heute verehrt. Es war aus dem Holz der Wintereiche geschnitzt und trug zwei imposante Statuen, die sich berührten - eine Schlange und einen Mondhund. Nimrökk und M'anagar.
    Die Götter der Hoggads.
    An ihren Zähnen und Klauen blitzten Eiszapfen im Sonnenlicht. Schmelzwasser tropfte auf einen Mann hinab, der reglos am Schlangenpfahl hing, und Endro grunzte eine Zustimmung. Nimrökk war der Beschützer ihres Wohlstandes - wahrscheinlich hatte Gosta den Sklaven deshalb an ihn gekettet und nicht an den anderen gottgeweihten Marterpfahl. Wäre Felik entwischt, hätte er womöglich das Geheimnis der Insel ausgeplaudert. Und wer brauchte solchen Ärger?
    Ich nicht , dachte Endro grimmig. Aber Gosta hätte seinen Mist ruhig wegräumen können! Das gibt nur Gezeter, wenn die Weiber zur Arbeit gehen und der Tote hängt da immer noch!
    Die schlechte Laune des Clanchefs kam nicht von ungefähr: Endro hatte kein Glück mit den Frauen! Maari, seine erste, hatte ihm in zwölf Jahren zehn Kinder in die Hütte gelegt - alle nur Mädchen! Sechs davon hatten wenigstens

Weitere Kostenlose Bücher