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105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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seine Arme um Luuk. Die Brüder schwankten vor gegenseitigem Schulterklopfen; der eine heulte laut sein Glück heraus, der andere grinste dazu wie ein Idiot.
    Ein Bein kam dem Amboss zu nahe. Die immer noch heiße Klinge fiel herunter, Spitze voran auf den kalten Steinboden.
    Federnd blieb sie in einer Spalte stecken. Es zischte.
    Schlagartig hörte das Kinderweinen auf.
    ***
    Früher als geplant kehrte Gosta mit den Sklaven heim. Luuks Männer hatten ihm gemeldet, dass ihr Anführer nicht zum Strand gekommen war. Soeben erreichte der Trupp das Dorf.
    Die tief stehende Sonne warf ein Streiflicht auf die Dächer mit ihren winterlichen Rauchfahnen, auf die Schmiede und den Platz davor.
    Stirn runzelnd blieb der Sklavenhüter stehen. Normalerweise hätte hier um diese Uhrzeit lärmende Bewegung herrschen müssen. Doch es ließ sich niemand blicken, und außer dem Blöken der dauerhaft schlecht gelaunten Mähnenschafe im Gatter hinter der Schmiede war nichts zu hören. Eine seltsame Spannung lag in der Luft. Gostas Hand tastete nach dem Schwert.
    »Was, bei Orguudoo…«, flüsterte er mit Blick auf das Göttertor. Beide Pfähle trugen nur noch Ketten. Der Sklave aber, den Gosta am Morgen dort zurückgelassen hatte, war tot, daran gab es keinen Zweifel: Jemand hatte ihn zerhackt. Die Stücke lagen überall am Boden verstreut.
    Dass Endro hier seine maßlose Enttäuschung ausgetobt hatte, sollte Gosta von Luuk erfahren, der plötzlich aus der Schmiede trat und mit ernster Miene herankam. Die Hoggads - alle Hoggads - umringten ihn, und für einen Moment blieben ihre Sklaven unbeachtet.
    Dave McKenzie nutzte die Gelegenheit, um seine Schultern von dem schweren Transportkorb zu befreien. Kaum hatte er ihn abgestellt, als ein Aufschrei durch die Reihen der Hoggads ging.
    Er galt dem toten Sohn ihres Clanchefs, doch das konnte Dave nicht wissen. Hastig wollte er das tropfende Geflecht wieder aufnehmen; dabei rutschte ihm ein Riemen durch die klammen Finger und der Korb fiel um. Klackernd ergoss sich eine Flut schwarzer Gehäuseschnecken in den Schnee.
    »Gott! Bitte nicht!« McKenzie versuchte noch, sein Tagespensum Arbeit wieder einzusammeln. Aber es war zu spät. Gosta hatte das Unglück bemerkt und stürmte heran wie ein Yakkbulle. Dass die kostbaren Schnecken ihm gleich dutzendweise unter den Stiefeln zerknackten, ließ sich nicht verhindern, und das trieb ihn zur Weißglut. Unbeherrscht zerrte er McKenzie an den Haaren hoch. Und schlug zu.
    Wieder und wieder traf Gostas Faust ins Ziel - erst auf bärtige Haut, dann auf heiße Schwellungen, dann auf Blut. Dave taumelte zurück und fiel. Gosta setzte nach. Als er Dave in den Magen trat und sofort wieder ausholte, tat ihm Rulfan den Gefallen und ging dazwischen. Gosta erwischte den Albino noch in der Bewegung, riss ihn an sich und rammte ihm das Knie in die Genitalien.
    Ein Sprengsatz hätte auch nicht mehr herausgeholt. Schmerz explodierte in Rulfans Körper. Er rang nach Luft. Gosta grinste gehässig. Rulfan wollte ihn schlagen, aber seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr. Haltlos kippte er dem Sklavenhüter vor die Füße, ohne zu realisieren, dass der gellende Schrei in seinen Ohren sein eigener war.
    Es dauerte etwas, bis Rulfan wieder zu sich kam. Dave war fort, und die Nachhut der Sklaven trottete soeben vorbei. Rulfan sah den schwankenden Himmel über sich. Zwei ausgefranste Bretter kreisten darin. Oder waren es Vögel?
    Eine Hand berührte Rulfans Wange. »Falls du noch lebst, solltest du jetzt aufstehen! Gosta hat sich schon zweimal umgedreht.«
    »Geh weg, Sigur!«, stöhnte Rulfan.
    Der Mann aus Thul'Izela, nickte mitfühlend, schob seine lange rotblonde Mähne zurück und packte zu. »Los, komm! Wenn du wirklich sterben willst, kannst du das auch im Lager tun. Da ist es wenigstens warm.«
    Widerstrebend ließ sich Rulfan auf die Füße ziehen. »Wo ist Dave?«
    »Er bringt den Korb weg.« Sigur zeigte flüchtig Richtung Dorf. »Gosta hat ihn übrigens dazu verdonnert, heute auch die Nachtschicht zu übernehmen.«
    »Dieser verdammte Schinder! Eines Tages töte ich ihn, das schwöre ich dir!« Plötzlich stutzte er. »Der Korb! Wo ist mein…«
    Sigur winkte ab. »Yörrik hat ihn. Und jetzt beweg dich endlich - noch langsamer können die Männer nicht gehen, ohne dass es auffällt. He, hörst du mir zu?«
    Rulfan gab keine Antwort. Er starrte auf das Göttertor. Sigur folgte dem Blick des Freundes, konnte aber nichts Interessantes entdecken. Der Pfahl, an dem

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