1055 - Das psionische Labyrinth
folglich nicht mehr Nacht sein wie damals, als sie in die Burg geflogen waren.
Er ließ die Space-Jet langsam steigen, bis er den Innenhof mit den drei Türmen überblickte.
Irgendwo darin ist Mike!
Rhodan preßte die Lippen zusammen. Er durfte keine Zeit damit verlieren, nach seinem Sohn zu suchen und ihn und seine Gefährten mitzunehmen, obwohl seine Gefühle förmlich danach schrieen. Mike schwebte nicht in unmittelbarer Gefahr. Er war intelligent und erfahren genug, um sich aus allen Fallen, die es in der Burg gab, wieder herauszuwinden. Außerdem war er nicht allein. Waylon Javier - er mußte lächeln, als vor seinem geistigen Auge der Kommandant der BASIS in seinem schmuddeligen schwarzen Rollkragenpulli und seinem verwaschenen grauen Kittel erschien - war ein Mann, der an die schwierigsten Probleme mit einem Gleichmut heranging, der manchmal wie Gleichgültigkeit wirkte, und der diese Probleme mit leichter Hand löste.
Mit ihm würde Mike alle auftretenden Schwierigkeiten meistern.
Er entspannte sich und suchte nach der Position, die die Space-Jet einnehmen mußte, um zum zweiten Punkt - dem Schnittpunkt der Turmschatten - eine Verlängerung zu finden, die gleichzeitig die Richtung war, in der der Kreuzer stand.
Fraglos für ihn war das die Position, die das grelle Licht eingenommen hatte. Es war nicht leicht, sie zu bestimmen, aber nach einigen vergeblichen Versuchen war Rhodan sicher, daß er sie gefunden hatte.
Er konzentrierte sich darauf, das Abbild der Schatten und ihren Schnittpunkt vor sein geistiges Auge zu bekommen. Als er glaubte, ihn gefunden zu haben, startete er und erhöhte langsam die Geschwindigkeit.
Nach einer Weile kam es ihm vor, als hätte er die Space-Jet im Kreis gesteuert. Da die Instrumente nicht funktionierten, konnte er diesen Verdacht nicht nachprüfen. Aber er meinte, einige Bodenformationen wiederzuerkennen, die er erst vor einer Viertelstunde überflogen hatte.
Er blickte zur Sonne und lächelte grimmig, denn die Sonne zeigte unbestechlich an, daß er nicht vom Kurs abgewichen war - es sei denn, auch der Sonnenstand würde manipuliert. Das aber hielt er nach den bisherigen Erfahrungen mit dem psionischen Labyrinth für unwahrscheinlich. Überall, wo der Helfer von Seth-Apophis eingriff, war auch ihr Gegner zur Stelle gewesen. Zwar schien die Paralysierung der BASIS auf eine Überlegenheit von Seth-Apophis' Helfer hinzudeuten, aber die Ereignisse in der Burg hatten gezeigt, daß auch seine Kräfte nicht unerschöpflich Waren.
Er blickte auf die Subbeobachtungsschirme und stellte fest, daß die Space-Jet unverändert über wilden Dschungel flog. Wenn sich das nicht bald änderte, war er für immer oder doch zumindest für lange Zeit im psionischen Labyrinth gefangen.
Schlagartig änderte sich das Bild.
Auf den verschiedenen Bildschirmen tauchten parkähnliche Landschaften auf - und vor allem im Hecksektor die leuchtende Glocke des Domes Kesdschan und voraus, auch in Direktsicht zu erkennen, der Kreuzer der Star-Klasse AINO UWANOK.
Unendlich erleichtert schloß Perry Rhodan die Augen. Aber er gönnte sich diesen Luxus nur Sekunden, dann aktivierte er den Hyperkom und rief den Kreuzer an.
Fast sofort meldete sich Meng Faischü. Das Abbild des Gesichts auf dem Hyperkombildschirm drückte Überraschung und Freude aus. Aber es verriet auch Übermüdung und nervliche Anspannung.
„Endlich!" rief Zahidis Stellvertreter überschwänglich. „Wir hatten schon befürchtet... Wo sind Nereide und Jamie?"
Rhodan lächelte.
„Sie schlafen den Schlaf der Erschöpfung, Meng. Ich möchte, daß sie gleich nach unserer Einschleusung medizinisch untersucht werden, obwohl ich davon überzeugt bin, daß sie keine gesundheitlichen Schäden davongetragen haben. Habt ihr Kontakt mit der BASIS gehabt?"
„Nein, Perry", antwortete Faischü bedrückt. „Sie muß abgeflogen sein."
Rhodan dachte an die Mitteilung Javiers über die empathische Verbindung zwischen dem Siganesen und dem Ertruser. Sie funktionierte zwar auch über Lichtjahre hinweg, aber aus größerer Entfernung hätte Sirtan Fining kaum wahrnehmen können, was im Dom Kesdschan vor sich ging.
„Sie ist noch da", erwiderte er. „Aber wahrscheinlich durch eine Raumfalte oder etwas in dieser Art jeder Ortung und jedem Kontakt entzogen. Übrigens ist die Gruppe Javier wohlauf, aber noch an einer Rückkehr gehindert."
„Ihr habt sie getroffen?"
„Indirekt, Meng. Folgendes: Ich werde gleich nach dem Einschleusen wieder
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