1055 - Das psionische Labyrinth
bitte, den Kurs zu halten, Nereide!" sagte Rhodan, obwohl er wußte, daß dies ohne Instrumente kaum möglich war, vor allem dann nicht, wenn man den Kurs nicht durch optische Wahrnehmungen kontrollieren konnte und auf den Ortungsschirmen etwas sah, das zweifellos der Irreführung diente.
„Ja, Perry", erwiderte Nereide gepreßt.
Rhodan versuchte, das Dunkel der Nacht jenseits des Kanzeldachs aus Panzertroplon mit den Augen zu durchdringen. Es war vergeblich. Dazu flog die Space-Jet zu schnell.
Alles, was Rhodan zu erkennen glaubte, waren schemenhafte Eindrücke von hellen Flecken im erahnten Wipfeldach des Dschungels und die bleichen Silhouetten von einzelnen Felsklippen.
Nach einiger Zeit blickte er auf das Chronographenteil seines Vielzweckarmbands und sah, daß seit dem Start acht Minuten verstrichen waren.
„Wir müßten den Dom schon erreicht haben, wenn es ihn in diesem psionischen Labyrinth gäbe, Nereide", sagte er leise.
Die Kommandantin blickte ihn aus blaß gewordenem Gesicht an.
„Dann ist das, was die Ortungsschirme zeigen, real, Perry?"
„Ich weiß es auch nicht", erwiderte er.
Unvermittelt zog Nereide die Space-Jet steil hoch.
„Für den Fall, daß der Dom doch ...", erklärte sie.
„Dann wären wir längst an ihm zerschellt", erwiderte Rhodan. „Es sei denn, mein Chronograph ginge so falsch wie deine Instrumente. Aber das glaube ich nicht, denn mein Zeitgefühl geht mit ihm konform. Ich denke, wir sollten umdrehen und versuchen, zum Kreuzer zurückzukommen."
„Ich rufe ihn an!" rief Jamie Wilcox eifrig.
Rhodan wollte ihm sagen, daß er es sich zu leicht vorstellte, den Kreuzer wiederzufinden oder ihn per Funk zu erreichen, doch er unterließ es.
„Nichts!" sagte Wilcox wenig später enttäuscht.
„Ich hätte mich genauer danach erkundigen sollen, welche Phänomene im psionischen Labyrinth auftreten und welche Reaktionen bisher dazu geführt haben, daß man wieder herauskommt", sagte Rhodan. „Dann hätten wir Ansatzpunkte dafür, wie wir uns hier verhalten müssen."
Er erkannte in den Gesichtern der beiden jungen Menschen Enttäuschung darüber, daß er, ausgerechnet er, kein Patentrezept aus dem Ärmel schütteln konnte.
„Es gibt niemals Patentrezepte", sagte er leise. „Aber ich denke, wir haben einen gewissen Anhaltspunkt."
Hoffnung leuchtete in den Augen der beiden Raumfahrer auf.
„Ja?" fragte Nereide.
„Die Burg", erklärte Rhodan. „Sie war bisher das einzige Objekt, das nicht natürlichen Ursprungs ist - innerhalb dieses Labyrinths. Vielleicht ist sie der Anhaltspunkt. Wir müssen versuchen, sie wiederzufinden."
*
Sandra Bougeaklis wartete, bis das Schott der abhörsicheren Kammer sich hinter ihr geschlossen hatte, dann wandte sie sich an Miztel, der an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
„Weshalb sollte ich herkommen?"
Der Neu-Arkonide seufzte.
„Kannst du dir das nicht denken, Sandra! Wir müssen die Hamiller-Tube unschädlich machen."
„Wir hatten schon einmal versucht, sie mit einer Bombe in die Luft zu jagen. Und mit welchem Erfolg? Mit überhaupt keinem."
„Ich dachte nicht an eine Bombe", erklärte der Bordingenieur. „Ich dachte daran, alle Positroniken zu deaktivieren und damit Hamiller die Werkzeuge aus den Händen zu nehmen, mit denen er die BASIS beherrscht."
Sandra wurde blaß.
„Alle Positroniken deaktivieren! Bist du wahnsinnig geworden, Miztel! Das wäre ja genauso, als würde man alle Triebwerke eines Raumschiffs ausschalten und versuchen, das Schiff durch den Raum zu schieben."
Miztel grinste über den Vergleich, wurde aber sofort wieder ernst.
„Ich gebe zu, daß wir dadurch im ersten Moment keinen Vorteil gewinnen würden, Sandra. Die BASIS ist ein viel zu hochgezüchtetes Gerät, als daß seine Besatzung sie ohne die Hilfe ihrer Positroniken beherrschen könnte. Aber wir könnten nach dem Abschalten der Positroniken die positronischen Systeme einer Space-Jet überbrücken, so daß sie von siebzehn Mann manuell geflogen werden kann - und die Schleusen lassen sich sowieso manuell öffnen. Vor allem aber wäre Hamiller dann als Werkzeug von Seth-Apophis unbrauchbar."
„Das hat etwas für sich", erwiderte Javiers Stellvertreterin nachdenklich. „Aber wir müßten sämtliche Positroniken gleichzeitig ausschalten, damit Hamiller keine Möglichkeit hat, sich zu wehren. Außerdem müßten alle Besatzungsmitglieder danach Raumanzüge anlegen, denn die ebenfalls positronisch gesteuerten Lufterneuerungssysteme
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