1055 - Das psionische Labyrinth
Oliver. Erst dann wurde ihm klar, daß Hamiller nicht mehr sein Freund sein konnte, weil er nun der Freund der Seth-Apophis war. „Ich könnte die Seth-Apophis mit dem Overkill vernichten! Wenn ich Commander Falcon wäre, dann...!"
„Du hast dir offenbar ein paar uralte Videos aus der Steinzeit-Weltraumfahrt angesehen", sagte Sirtan. „Solche Gewaltverherrlichung gehört längst der Vergangenheit an. Das alles war einmal... Aber ich halte dich auf. Lauf davon, Olli-Bolli! Verstecke dich irgendwo, wo Hamiller nicht hinsehen kann!"
„Nein!" erwiderte Oliver und kräuselte trotzig die Lippen. „Ich verstecke mich nicht.
Jedenfalls nicht, bevor ich weiß, warum ich mich verstecken soll. Du hast mir doch noch gar nichts erzählt."
„Ich werde dir lieber nichts weiter sagen", erklärte der Siganese.
„Aber vielleicht gelingt es mir, Verbindung mit Perry Rhodan aufzunehmen. Wie soll ich ihn warnen, wenn ich nicht weiß, wovor, Sirtan?"
Eine Weile sagte Sirtan nichts, dann seufzte er.
„Ich sehe ein, daß ich es weitergeben muß, denn vielleicht lebe ich nicht mehr lange. Omdur... Ich weiß nicht, ob er es schafft. Olli-Bolli, im Dom Kesdschan tobt ein grauenhafter mentaler Sturm. Eine Macht, die von Seth-Apophis ausgeht, kämpft gegen eine andere, gute Macht. Wenn sie siegt, dann ist Perry Rhodan verloren, sobald er den Dom Kesdschan betritt - und dann kann er das Vermächtnis des uralten ..."
Seine Stimme wurde immer leiser und kraftloser, und schließlich erlosch sie ganz und kam auch nicht wieder, als Oliver den Lautstärkeregler des Kommunikationsgeräts bis zum Anschlag aufdrehte.
Oliver blickte durch die Sichtscheibe und sah, daß der Siganese schlaff und mit geschlossenen Augen im Emulsionstank schwamm. Eisige Furcht griff nach seinem Herzen. Er zitterte am ganzen Körper und konnte nicht verhindern, daß seine Zähne klappernd gegeneinander schlugen.
Nach einiger Zeit beruhigte er sich wieder, denn das Begreifen, daß er im Besitz eines unendlich wichtigen Geheimnisses war, mit all dem Geruch nach Abenteuer, der diesem Besitz anhaftete, siegte über die Furcht.
Er befahl dem Sessel, ihn abzusetzen, dann verließ er das Bordhospital, um sich einen ruhigen Schlupfwinkel zu suchen, in dem er darüber nachdenken konnte, wie er Hamiller und damit der Seth-Apophis einen Streich spielen konnte ...
3.
„Ich sehe die BASIS nicht mehr", sagte Siria Osinskaja.
„Sie ist nicht mehr da", flüsterte Waylon Javier erschrocken. „Der Himmel ist wolkenlos, also müßten wir sie sehen, wenn sie nicht den stationären Orbit verlassen hat."
Roi Danton schaltete sein Armband-Funkgerät ein und aktivierte das gespeicherte Rufsignal für die BASIS.
„Nichts", stellte er fest. „Sie meldet, sich auch diesmal nicht."
„Gehen wir!" sagte Javier ungeduldig. „Vielleicht finden wir sie."
Er schwankte und stellte unwillkürlich die Füße weiter auseinander, um einen besseren Halt zu haben, denn er hatte das Gefühl, als bebte die Oberfläche von Khrat.
Als er sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte, blickte er zum Dom zurück und sah in dem trüben Licht das aus der Torbogenöffnung fiel, den Domwart Eternazher stehen.
„Kommt zurück!" rief Eternazher beschwörend.
Javier fröstelte. Eternazher schien geschrumpft zu sein. Außerdem war seine Haut nicht mehr porzellanglatt, sondern von tiefen Falten zerfurcht. Die Augen glühten in dämonischem Feuer, und als Javier an ihm hinabsah, entdeckte er, daß der rechte Fuß des Domwarts ein Pferdefuß war.
Er ahnte, daß das nicht wirklich so war, sondern daß seine überreizten Nerven ihm einen Streich spielten und seine Phantasie dem Helfer des Bösen die Symbolfigur des Bösen zuordnete, die aus der Kindheitsphase der Menschheit stammte.
„Nein!" sagte er fest. „Wir werden nicht kommen, denn du bist eine Kreatur des Bösen!"
„Maßest du dir an, die absoluten Werte zu kennen?" erwiderte Eternazher. „Bildest du dir ein, jene Stufe der Evolution erreicht zu haben, auf der Wesen die Erkenntnis finden, was Gut und was Böse ist, Waylon Javier?"
Javier schwieg, denn er wußte, daß er diese Fragen nicht beantworten konnte. Ihm wurde klar, daß er bisher darauf vertraut hatte, daß jene Wesen, die man Kosmokraten nannte, genau wußten, was zur Harmonisierung des lebendigen Universums beitragen würde. Aber Eternazhers Fragen hatten ihm klargemacht, daß dieses blinde Vertrauen nur ein dünner Film auf der Oberfläche seines Bewußtseins war, der
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