1055 - Vampire, Karina und wir
Karina. Du kannst dich auf mich verlassen. Ich bin der perfekte Führer.«
»Danke, ich kenne mich aus!« Sie mußte kurzen Prozeß machen.
Mit der Waffe schlug sie zu. Der Lauf traf den Kopf, der ohnehin schon angeschlagen war.
Franco zuckte. Dann sackte er wieder zusammen. Blieb starr liegen, und Karina atmete tief aus. Sie war davon überzeugt, es geschafft zu haben. Diesmal spielte ihr der Mann nichts vor. Den zweiten Treffer hatte er nicht verkraften können.
Karina hätte den Killer noch gern gefesselt. Das hätte sie zuviel Zeit gekostet, und Handschellen trug sie leider nicht bei sich. So hoffte sie, hart genug zugeschlagen zu haben, um den Mann für eine Weile außer Gefecht zu setzen.
Sie erhob sich und glitt zur Seite. Noch immer war es nicht leicht, sich zu orientieren. Einige leichte Möbelstücke waren umgefallen und lagen jetzt im Weg.
Karina Grischin suchte ihre Waffen. Die Zeit wollte sie sich noch nehmen. Ein Feuerzeug steckte in ihrer Tasche. Im Licht der kleinen Flamme sah sie zwar nicht viel, doch das wenige reichte. Außerdem wußte sie ungefähr, wo die Waffen lagen. Sie ging hin und sammelte die Revolver ein.
Den Beuterevolver steckte sie in den Gürtel. Der nächste Weg führte sie zur Tür. Bevor sie aus dem Zimmer trat, blieb sie stehen und strich ihre, Haare zurück. So cool und gelassen wie sie wirkte, war sie nicht mehr. Was sie erlebt hatte, war kein Training gewesen, sondern harte Wirklichkeit. Aber sie hatte sich bewiesen, und nur das allein zählte.
Jetzt fiel ihr die Stille auf. Nicht nur im Zimmer, sondern auch im übrigen Haus. Sie hörte nichts. Keine Stimmen und auch keine Schüsse. Der Bau hatte sich in ein stilles Totenhaus verwandelt.
Eine Waffe hatte sie gezogen und hielt sie schußbereit in der Hand, als sie das Zimmer verließ. Nur auf Zehenspitzen. Auf keinen Fall verdächtige Geräusche abgeben. Gespannt sein bis ins letzte. Sich so vorsichtig wie möglich bewegen. Nach links und rechts schauen, sich drehen, mit der Waffe in die Dunkelheit zielen, immer darauf gefaßt, ob sich dort nicht doch ein Schatten bewegte.
Nein, es gab kein Ziel.
Sie atmete auf.
Der erste Weg war geschafft. Die lange und gefährliche Strecke aber lag noch vor ihr.
Von ihr abgesehen hielt sich hier oben niemand auf. Aber das Haus war nicht leer und plötzlich auch nicht mehr still, denn von unten her hörte sie Stimmen.
Jemand schrie sich an. Die Nervosität war herauszuhören. Karina bewegte sich auf die Treppe zu. Schleichend und trotzdem zielsicher. Die Waffe hielt sie mit beiden Händen fest und hatte sie gekippt, damit die Mündung gegen die Decke zeigte. Auf den Lift verzichtete Karina.
Sie näherte sich der Treppe. Die Stimmen waren lauter geworden. Als sie einen ersten Blick in die Tiefe warf, sah sie auch das Licht. Die Männer dort orientierten sich im Schein ihrer Taschenlampen. Da die Lichtarme hin und her zuckten, wußten sie wohl nicht, wo sie ihre Ziele finden konnten.
Karina dachte auch an John Sinclair und Suko. Die äußeren Bedingungen waren perfekt. Besser hätte es nicht laufen können. Karina hoffte, daß ihre Freunde es geschafft hatten, in das Haus einzudringen. Ihnen den Weg zu ebnen, konnte sie vergessen.
Sie erreichte die Treppe und schaute nach unten. Männer liefen hin und her. Sie malten sich als Schatten ab. Lichter tanzten und trafen Ziele. Noch immer herrschte Durcheinander.
Für Karina konnte das nur von Vorteil sein. Allein stand sie nicht auf der Treppe. Ungefähr dort, wo sie endete, hielt sich jemand auf, der mit einer Taschenlampe in den Bereich des Eingangs hineinleuchtete. Er schwenkte die Lichtquelle wie jemand, der auf der Suche ist. Karina fragte sich, ob Sinclair und Suko schon gefunden waren. Wahrscheinlich nicht, dann hätten die Gangster anders reagiert.
Alles änderte sich, als sie die Stimme eines Mafioso hörte. Karina hatte soeben darüber nachgedacht, wo sich wohl Logan Costello aufhalten könnte, als die Worte sie trafen wie akustische Peitschenschläge. »Verdammt, das ist eine Falle!«
Da wußte sie, daß es mit der Ruhe vorbei war!
***
Auch uns war das klar, obwohl wir bisher Glück gehabt hatten und noch die Deckung des großen Tisches ausnutzen konnten. Bisher hatten wir uns verkrochen wie Angsthasen. Das würde nicht so bleiben. Zudem würde es uns nicht gelingen, die Überraschung auszunutzen, um an die Vampire heranzukommen. Das war vorbei.
Jeder mußte damit rechnen, in die Falle gelaufen zu sein.
»Wieso?« Der
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