1055 - Vampire, Karina und wir
auf den Beinen halten, denn die Wucht der Einschläge schleuderte ihn nach vorn.
Mit seiner Vorderseite landete er auf der Tischplatte, was ich von meiner Position am Boden sah. Ich hörte noch eine andere Waffe.
Dem Klang nach eine Beretta.
Suko hatte geschossen und auch getroffen, denn der andere Mafioso fiel zu Boden. Dort brannte seine Lampe für einen Moment weiter, bevor der Strahl einen zuckenden Bogen beschrieb, weil Suko sie an sich genommen hatte.
Natürlich waren die Schüsse gehört worden. Die anderen Mafiosi würden aus ihren Lochen kommen wie Ratten aus den Verstecken, und so lange konnten wir hier nicht warten.
Wir bekamen Hilfe von einer Seite, die wir schon fast vergessen hatten.
»Los, zur Treppe! Schnell!«
Es war Karinas Stimme gewesen. Im ersten Moment waren wir noch orientierungslos, bis Suko seine Beutelampe schwenkte und in die Richtung leuchtete, aus der wir angesprochen worden waren.
Karina Grischin stand da und winkte. Noch war Zeit. Außerdem kannte sie sich im Haus aus und würde uns zu den nötigen Verstecken führen können.
Mit langen Sprüngen hetzten wir auf die Treppe zu. Karina Grischin wartete dort auf uns. Sie schwenkte die Lampe, um herausfinden zu können, ob andere von irgendwoher in diesen Bereich liefen, um herauszufinden, weshalb geschossen worden war.
Ob die beiden Männer tot oder nur verletzt waren, darum konnten wir uns nicht kümmern. Karina Grischin drängte uns nach oben. Die Treppe war lang und breit. Auch leicht geschwungen, ein protziges Stück, das sich der Umgebung des Hauses genau anpaßte.
Wir eilten hinter Karina her.
Suko leuchtete in einen Gang hinein, an dem mehrere Türen lagen. Er wollte weiterlaufen, aber Karina zerrte ihn am Ärmel zurück. »Nein, nicht mehr!«
»Was ist denn?«
»Wir müssen nach unten!«
»Wohin?« fragte ich.
»In den Keller!«
Ich begriff. »Zu den Vampiren?«
»Ja, John, sie sind dort unten. Sie können nirgendwo anders sein. Da gibt es die Verstecke!«
Keiner widersprach. Karina kannte sich aus. Sie hatte hier lange genug gelebt. Sie würde uns den Weg zeigen. Wir mußten die Treppe nehmen, der Lift funktionierte nicht.
Suko lief vor. Karina blieb an meiner Seite. Das Treppenhaus war breit und finster. Nur unsere Lampen gaben Licht.
Karina atmete schwer. Sie sah erschöpft und zugleich aktiongeladen aus. Auf ihrem Gesicht klebte der Schweiß, und sie atmete durch den offenen Mund.
»Was war los?«
Sie grinste mich scharf an. »Ich habe Glück gehabt. Man wollte mich killen.«
»Dann ist deine Tarnung aufgeflogen?«
»Jetzt schon. Zuvor ist es nur ein Verdacht gewesen, den Franco geäußert hat. Er wollte die Beweise aus mir herausfoltern. Ich habe Glück gehabt. Das Licht verlosch plötzlich. Ich konnte die Überraschung ausnützen, und Franco schläft hoffentlich sehr lange.«
Wir hatten den Keller erreicht. Jetzt kam es darauf an, wie sich die Männer verteilt hatten. Ob welche hier im Keller auf uns warteten. Aber da hatten wir Glück.
Im Gang verteilten wir uns. Die Waffen schußbereit. Sichernd, darauf gefaßt, jeden Moment eingreifen zu müssen.
»Ich kenn mich hier aus!« flüsterte die Russin. Dicht an der Wand entlang huschte sie auf eine bestimmte Tür zu, die halb offen stand.
Sie stieß sie ganz auf, blieb im offenen Rechteck breitbeinig stehen und zielte mit der Waffe in den Raum.
»Leer!« flüsterte sie.
Wir liefen zu ihr. Er war zumindest menschenleer. Zuvor hatten hier die Wächter vor den Monitoren gehockt und die Umgebung des Hauses beobachtet.
Auch jetzt waren die Bildschirme noch da. Nur gaben sie kein Bild wider. Die Stühle standen nicht mehr gerade. Sie waren zur Seite gerutscht. Ein Anzeichen darauf, daß die Aufpasser den Raum hier so schnell wie möglich verlassen hatten.
Karina nickte. »Die sind alle oben, denke ich mir. Die durchsuchen das Haus.«
»Und wen sollten wir hier unten finden?« fragte Suko. »Costello oder seine Vampire?«
»Ich dachte an beide.« Karina ballte eine Hand zur Faust. »Verdammt noch mal, er muß sie hier unten versteckt gehabt haben. Es gibt einfach keine andere Möglichkeit.«
»Dann suchen wir sie!« sagte Suko.
»Gut.«
Es war zwar ein großer Kellerbereich, aber es gab nur diesen einen Gang. Von ihm zweigten die Türen ab, die zu den verschiedensten Räumen führten.
Wir leuchteten in jeden hinein. Unsere kleinen Lampen leisteten uns jetzt hervorragende Dienste. Wohin wir auch schauten, wir sahen weder normale Menschen noch
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