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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zustandsform von Tengri Lethos sich innerhalb des Domes aufhält."
    Danton wollte etwas einwenden, als ein seltsames Geräusch ertönte. Es kam nicht aus den Tiefen der porleytischen Station, sondern vom künstlichen Himmel. Es hörte sich an, als hätte jemand einen riesigen Gong geschlagen.
    Javier erschauerte, als er spürte, wie die Schwingung regelrecht durch seinen Körper hindurchging.
    „Die Hülle des Domes beginnt zu schwingen", sagte Rhodan. „Das ist das Signal für den Beginn der Feierlichkeiten."
    „Wie können sie beginnen - ohne dich?" fragte Roi.
    Rhodan deutete die Trasse hinauf, an deren Ende der Eingang zum Dom lag.
    „Wir werden bald dort sein."
    „Ich nicht", sagte das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung in diesem Augenblick.
    Sie starrten sie an. Rhodan brauchte kurze Zeit, bis er den Sinn ihrer Worte richtig begriff, so sehr war er mit seinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen.
    „Ich habe mich entschlossen, hier unten zu bleiben", bekräftigte die Tochter des zarkischen Domwarts. „Mein Schicksal läßt sich nicht abwenden, aber hier unten kann ich mich mit interessanten Dingen beschäftigen und vor meinem Tod noch viel lernen."
    „Das ist unmöglich!" protestierte Waylon Javier. „Die Station ist weitgehend zerstört.
    Ohne Hilfe kannst du die Hindernisse auf den Straßen nicht überwinden."
    „Ich habe Zeit. Ich werde gut vorankommen."
    „Und die Trivers?" fragte Roi.
    „Ich gehe ihnen aus dem Weg."
    Das war eine schlecht ausgewählte Ausrede - und sie wußten es alle.
    Die Wahrheit war, daß das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung resigniert hatte. Sie wollte nicht abwarten, bis ihre schreckliche Krankheit sie völlig zerstörte, sondern ihrem Leben vorher ein Ende bereiten.
    Rhodan zog die beiden Männer zur Seiten „Ihr wißt, was das bedeutet", setzte er ihnen auseinander. „Wir haben eine schwerwiegende moralische Frage zu beantworten. Nach allem, was wir wissen, kann Skenzrans Tochter nicht geheilt werden, aber oben auf Khrat wird sie noch ein paar Monate, vielleicht auch ein paar Jahre zu leben haben - wie immer dieses Leben aussehen mag. Hier unten wird sie bald den Tod finden und sich viele Qualen ersparen. Das ist ihr Wille. Natürlich können wir sie gegen ihren Willen hinaufbringen."
    „Man müßte längere Zeit mit ihr darüber reden", meinte Danton. „Es ist doch möglich, daß ihr Wunsch nur ihrer Enttäuschung entspringt und sie bald wieder anders darüber denken wird."
    „Für Diskussionen ist keine Zeit", sagte Rhodan kategorisch. „Ihr habt selbst gehört, daß sie oben schon angefangen haben. Außerdem glaube ich nicht, daß das Mädchen seinen Standpunkt ändert."
    Javier sagte schwer: „Es ist ihr Leben. Sie muß frei darüber entscheiden können."
    „Ich gestehe, daß ich ratlos bin", sagte Danton, der dabei etwas beschämt wirkte. Er sah seinen Vater an. „Ich bin dafür, daß du eine Entscheidung triffst."
    Rhodan lauschte tief in sich hinein. Er hatte gelernt, Freiheit und Würde lebender Wesen als etwas Unantastbares anzuerkennen. Das hatte sich tief in sein Bewußtsein eingegraben.
    Wie konnten sie nur eine Sekunde zögern, dieses stolze Wesen über sein eigenes Schicksal entscheiden zu lassen?
    Doch während er dies noch dachte, ballte er beide Hände so fest zu Fäusten, daß es schmerzte, und schrie: „Verdammt, wir nehmen sie mit uns hinauf!"
     
    *
     
    Von seinem Platz aus konnte Domwart Skenzran nicht beobachten, wie der Boden in der Empore sich öffnete, aber daran, daß die Zeremonienmeister sich zur Seite bewegten und ihre Blicke nach unten richteten, erkannte er, daß die Rückkehr Perry Rhodans unmittelbar bevorstand.
    Die Stille, die nun innerhalb des Domes eintrat, hatte eine völlig andere Qualität als jenes bedrückende Schweigen, das noch vor einiger Zeit geherrscht hatte. Es entstand eine fieberhafte Erwartung. Die Besucher wußten, daß sie Zeugen eines großartigen Schauspiels werden sollten.
    Gebannt blickte Skenzran nach vorn, dann jedoch, als er bemerkte, daß zunächst der Rollstuhl mit seiner Tochter erschien, zuckte er zusammen und mußte einen Aufschrei unterdrücken. Überwältigt von Schuldbewußtsein, aber auch von Zuneigung und Mitgefühl für sein Kind, richtete er sich auf. Erst als Raumfahrer auf den Bänken hinter ihm protestierend zu murmeln begannen, weil ihnen die Sicht versperrt war, ließ der Zarke sich zurücksinken.
    Er sah, daß die drei Männer den Rollstuhl auf die Empore hoben und sich

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