1056 - Die steinerne Charta
erstickten Laut von sich.
„Sie wollen sie in die Tiefe stürzen!" rief Roi verzweifelt.
Die drei Männer begannen zu rennen. Javier sah, daß Rhodan den Handschuh vom Gürtel löste und ihn in die Meute der Trivers schleuderte. Aus den Fingerkuppen des Handschuhs drangen verschiedenfarbige Strahlen. Der seltsame Transport geriet in Verwirrung und kam zum Stillstand.
Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung versuchte, den Rollstuhl von den Robotern wegzufahren.
Rhodan und die beiden anderen erreichten die Trivers und begannen sie mit Fußtritten zu bearbeiten. Einige Roboter flogen dabei über den Abgrund und verschwanden kreischend in der Tiefe.
Es war eine chaotische, alptraumhafte Szene, die sich tief in Javiers Bewußtsein grub.
Er hatte nur den Wunsch, daß das alles bald vorbei sein würde.
Der Handschuh, begraben unter einigen Trivers, machte sich frei und begann erneut zu schießen.
Javier schauderte bei dem Gedanken, daß der Kosmische Basar Rostock vielleicht von einem identischen Gerät heimgesucht worden war.
Plötzlich ergriffen die Roboter, die noch in der Nähe des Rollstuhls kämpften, die Flucht.
Am Rand der Terrasse stiegen graue Dämpfe aus der Tiefe. Ein brodelndes Geräusch erklang.
Die drei Raumfahrer umringten Skenzrans Tochter.
„Ist alles in Ordnung?" fragte Rhodan.
„Ja", sagte sie mühsam. Und dann, nach einer längeren Pause: „Es war wohl eine vergebliche Hoffnung."
Javier verstand sofort, was sie meinte.
„Wir werden dich mit an Bord der BASIS nehmen", versuchte Rhodan das Mädchen zu trösten. „Es gibt dort ausgezeichnete Ärzte."
„Ich habe mir selbst etwas vorgemacht", widersprach sie. „Es gibt keine Rettung von dieser Krankheit. Daß ich so blind an eine Heilung glaubte, hat auch mein Verhältnis zu meinem Vater zerstört."
„Deinem Vater sollte man ..." Javier unterbrach abrupt den begonnenen Satz und schaute betreten zu Boden.
Rhodan entfernte sich von den anderen und begab sich an den Rand der Terrasse, um einen Blick in den Abgrund zu werfen. Javier spürte keine Lust, es Rhodan gleichzutun.
Als Rhodan zu den anderen zurückkehrte, war sein Gesicht verschlossen.
„Irgendwo dort unten liegt das Herz der Anlage", sagte er. „Vermutlich hat es ebenfalls Beschädigungen davongetragen, aber es liegt nicht in unserer Macht, etwas dagegen zu tun. Laßt uns in den Dom zurückkehren. Ich schätze, man wartet dort schon auf uns."
Javier übernahm es, den Rollstuhl zu schieben. Er hoffte, daß sie so schnell wie möglich den Dom Kesdschan erreichten.
„Was wirst du tun, wenn die Ritterweihe vorüber ist?" wollte Danton von seinem Vater wissen.
„So schnell wie möglich per distanzlosem Schritt zur Erde zurückkehren", eröffnete Rhodan ihm.
Danton runzelte die Stirn.
„Deine Eile hat doch einen bestimmten Grund?"
„Ja!"
„Es hängt mit den Informationen zusammen, die du von der Steinernen Charta erhalten hast?"
„Das ist richtig." Rhodan wirkte immer verschlossener.
„Und was wird die BASIS tun?"
„Ich möchte, daß die BASIS damit beginnt, die Galaxis Norgan-Tur zu erforschen", sagte Rhodan, an Waylon Javier gewandt. „Wenn unsere Raumfahrer die verschiedensten Welten der raumfahrenden Völker von Norgan-Tur besuchen, erfahren sie vielleicht mehr über die Ritter der Tiefe und ihre Vorläuferorganisation."
Javier lächelte.
„Fremde Welten haben mich schon immer fasziniert", erklärte er. „Und der größte Teil der BASIS-Besatzung denkt darüber genauso wie ich. Wir haben nichts dagegen, eine unbekannte Galaxis zu durchstreifen."
Danton war stehengeblieben.
„Was hast du noch erfahren?" fragte er seinen Vater.
Rhodan zögerte, er rang sichtlich mit sich. Das, was ihn beschäftigte, mußte eine schwere Last sein.
„Früher oder später würdet ihr es doch erfahren", sagte er nach einer Weile. „Ja, ich habe mehr von der Charta erfahren als das, was ich euch sagte."
Javier löste seine strahlenden Hände vom Rollstuhl.
„Es gibt noch Porleyterl" hörte er Rhodan sagen.
*
Nachdem alle Bänke besetzt und weitere Besucher im Eingang versammelt waren, um den Beginn der Zeremonie zu erleben, trat allmählich Ruhe ein. Die Schwingung der stählernen Hülle des Domes hatte aufgehört und würde erst während der Weihe wieder beginnen.
Es war eine trügerische Ruhe, stellte Skenzran fest - und sie war gekennzeichnet von zunehmender Nervosität. Er wußte, woher diese Nervosität rührte: vom Ausbleiben des Ritters der
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