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1056 - Die steinerne Charta

Titel: 1056 - Die steinerne Charta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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an.
    „Was hält uns noch hier, Waylon?" erkundigte er sich. „Laß uns zur BASIS zurückfliegen."
    Javier deutete auf das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung, das schweigend in seinem hölzernen Rollstuhl kauerte.
    „Laß sie uns ins Freie bringen", schlug er vor.
    Sie ergriffen das Gefährt und transportierten es in den Gang hinab. Gemeinsam rollten sie es durch den Dom. Als sie aus dem Tor traten, wurden sie in helles Sonnenlicht getaucht.
    „Dein Vater wird sich um dich kümmern", sagte Javier zu der Gelähmten. „Dein größter Wunsch wäre gewesen, geheilt zu werden, aber du darfst den Mut nicht verlieren."
    „Ja", sagte sie tonlos.
    Javier war der Verzweiflung nahe. Er beugte sich nach vorn und legte seine strahlenden Hände auf das Mädchen.
    „Leb wohl", sagte er mit erstickter Stimme.
    Die beiden Männer wandten sich ab und gingen davon - ohne sich noch einmal umzudrehen.
     
    11.
     
    Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung rollte auf seinem hölzernen Stuhl auf die kleine, sonnenüberflutete Gasse hinaus, und ihr Vater, der sie vom Fenster des kleinen Nebengebäudes aus beobachtete, wurde von einem Gefühl tiefer Niedergeschlagenheit erfaßt. Er war sicher, daß seine Tochter nicht mehr lange zu leben hatte, aber in diesem Zeitraum würde sie an ihn gekettet sein. Er konnte sie einfach nicht ihrem Schicksal überlassen.
    Er sammelte sich, um, wenn er ihr gegenübertrat, einen gefaßten und heiteren Eindruck zu machen. Die Zeremonie im Dom Kesdschan hatte ihn zutiefst berührt, und in gewisser Weise war eine Veränderung in ihm vorgegangen.
    Er sah etwas über den Himmel huschen - das diskusförmige Raumschiff, mit dem zwei der Terraner zu dem gigantischen Mutterschiff über Khrat zurückkehrten.
    Als er den Kopf wieder senkte, erblickte er etwas Unfaßbares: Das Mädchen mit der Tyrillischen Lähmung hatte sich aus dem Rollstuhl erhoben. Sie stützte sich mit beiden Armen auf die Lehnen. Ihr ganzer Körper zitterte von dieser für sie ungewohnten Anstrengung.
    Skenzran wagte kaum zu atmen, er dachte, seine Sinne trögen ihn.
    Doch das Mädchen stemmte sich gegen die Lehnen und machte einen Schritt nach vorn.
    Skenzran dachte, daß sie nun nach vorn stürzen würde, doch sie hielt sich, wenn auch schwankend, auf ihren Beinen.
    Der Domwart setzte sich mechanisch in Bewegung. Sie sah ihn nicht kommen, War ganz auf diese unerwartete Fähigkeit des Dahinschreitens konzentriert. Ihre Haare waren aufgelöst im Wind, das Gesicht wie trunken zum Himmel gewandt.
    Plötzlich begann sie mit ihrer klaren Stimme zu singen: „Licht aus der Tiefe, nun hüllst du mich ein - Gefang'ne des Domes mag ich nicht mehr sein ..."
    Skenzran hielt inne.
    Er sah, wie seine Tochter fröhlich und unbekümmert die Gasse hinabschritt und dabei ihren Gesang fortsetzte.
    Niemand wird das je erklären können! schoß es ihm durch den Kopf.
    Er erinnerte sich, daß er in seiner Jugendzeit auf Croul einmal einem alten weisen Zarken begegnet war.
    „Es gibt keine Wunder", hatte der alte Mann gesagt. „Aber manchmal scheinen sie sich zu ereignen - dann, wenn wir uns etwas ganz fest und innig wünschen."
    Vielleicht, dachte Domwart Skenzran, mit einem Schlag von allen Sorgen und Ängsten befreit, war dies so ein Fall.
    Und er bedauerte ein bißchen, daß er niemals zu jenen gehören würde, die die Kraft für einen so intensiven Wunsch aufbringen konnten ...
     
    ENDE

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