1057 - Vampirhölle London
etwas zu finden. Deshalb meine Frage an dich. Könntest du dir ein Versteck vorstellen, in das sie sich zurückgezogen haben? Hat Costello irgendwann einmal mit dir darüber gesprochen, Karina?«
»Nein«, erklärte sie. »Das hat er nicht. Ich war zwar in seiner Nähe, doch über dieses Thema haben wir nie geredet. Ich kannte nur den Bunker. Den können wir jetzt vergessen.«
»Stimmt.«
»Was ist mit Franco?«
»Der wird sich eher die Zunge abbeißen, als seinen Boß zu verraten. Ich kenne die Typen, die sind wirklich treu bis in den Tod. Das habe ich nicht zum erstenmal erlebt.«
»Dann müssen wir eben suchen.«
»Oder auf den Zufall hoffen.«
»Glaubst du daran?«
»Manchmal schon.«
Karina kam wieder zur Sache. »Wo treffen wir uns?«
»Nimm dir ein Taxi und komm zum Yard. Wir reden im Büro weiter darüber.«
»Alles klar, John. Bis später dann.«
»Sieht nicht gut aus – oder?« fragte Suko.
Ich hob die Schultern. »Nein, im Moment nicht. Jetzt wünsche ich mir sogar, von Mallmanns Kreaturen attackiert zu werden. Wir haben in der letzten Nacht einen Fehler gemacht. Wir hätten die beiden Blutsauger zwingen können, uns etwas zu verraten. Das haben wir verpaßt. Wir sind nicht cool genug gewesen.«
»Bist du das denn immer?«
»Nein.«
»Eben, du Mensch !«
Ich mußte lachen, denn ich wußte genau, was Suko gemeint hatte. Wir waren eben nur Menschen und keine gut funktionierenden Maschinen, obwohl sich oft genug Sand in unserem Getriebe befand.
Nur langsam kamen wir voran. Immer wieder gab es Staus. Der Regen rieselte aus den tiefhängenden Wolken und hatte sein nasses Tuch über Häuser und Straßen gelegt. In wenigen Tagen fing der Frühling an. Zumindest laut Kalender war es dann soweit. Das Wetter allerdings sah nicht danach aus.
Wo konnten die Vampire stecken? Der sicherste Ort wäre Mallmanns Vampirwelt gewesen. Ich bezweifelte, daß er sie dort hingeschafft hatte. Er würde in der Stadt bleiben wollen, schon allein deshalb, um in unserer Nähe zu sein. Daß er mit uns abrechnen wollte, stand für mich fest.
Zwei Blutsauger hatten wir erledigt. Mallmann würde sauer sein.
Ich konnte mir gut vorstellen, daß er an ihnen gehangen hatte. Er würde sauer sein und verdammt wütend. Ich rechnete damit, daß er sich rächen wollte und hoffte, daß er dann den einen oder anderen Fehler beging.
Wunschträume – noch.
Suko hörte mein Seufzen. »Was hast du?« fragte er grinsend.
»Liebeskummer?«
Ich lachte kratzig. »Wenn es das mal wäre. Aber wie kommst du denn darauf?«
Er hob die Schultern. »Ich dachte da an Karina Grischin. Sie ist nicht unattraktiv.«
»Das habe ich auch festgestellt.«
»Und weiter…?«
»Weiter bin ich noch nicht gekommen, weil uns gewisse Typen mit zwei Eckzähnen einen Strich durch die Rechnung gemacht haben.«
»Dann kann ich nur für dich hoffen.«
»Klar«, antwortete ich und verdrehte dabei die Augen. »Tu dein Bestes, mein Lieber…«
***
Nach einer verdammten Gurkenfahrt hatten wir es endlich geschafft, unser Büro zu erreichen. Sir James wartete noch nicht auf uns, Karina Grischin war auch nicht eingetroffen, nur Glenda Perkins war da, und sie hatte bereits Kaffee gekocht.
Als wir ihr Gesicht sahen, wußten wir sofort, daß man sie schon eingeweiht hatte. Sie schaute uns zunächst erschreckt, dann erleichtert an.
»Du weißt Bescheid?« fragte ich. Den Morgengruß hatte ich vergessen.
»Sir James deutete etwas an.«
»Gut.«
»Was ist denn gut?«
»Hör zu, Glenda, in den letzten Stunden sind Dinge geschehen, die alles hier in London radikal verändern können. Ich werde dir jetzt einiges sagen. Tu mir den Gefallen und nimm dir das zu Herzen. Jane Collins und die Conollys wissen auch Bescheid.«
So ernst kannte sie mich nur selten. Sie ließ sich auf ihren Stuhl sinken und zupfte am Saum ihres schwarzen engen Rocks herum, ohne diesen jedoch über die Knie schieben zu können. Als Oberteil hatte sie sich für einen rehbraunen Pullover entschieden, der in einem weit geschnittenen Rollkragen endete.
Suko war in unser Büro gegangen, während ich mit Glenda sprach und auch Details nicht ausließ.
Sie kam immer mehr ins Staunen, obwohl sie ja einiges gewohnt war. Aber wie im richtigen Leben rissen die Überraschungen nie ab. Ich wußte, daß sie sprechen wollte und beeilte mich deshalb.
»Und das ist alles wahr, was du mir gesagt hast, John?«
»Warum sollte ich dich anlügen?«
»Klar, du hast recht. Nur kann ich mir nicht
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