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1057 - Vampirhölle London

1057 - Vampirhölle London

Titel: 1057 - Vampirhölle London
Autoren: Jason Dark
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wenn ich dich treffe? Egal, wohin…«
    Ich wollte Suko nicht alles allein überlassen und griff deshalb zu eigenen Maßnahmen. Während sich Karina zurückhielt, weil sie noch immer gedanklich mit dem beschäftigt war, was da durch Sukos Stabeinsatz geschehen war, zog ich das Kreuz unter der Kleidung hervor, ohne die Kette über den Kopf zu streifen. Ich ließ meinen Talisman offen vor der Brust hängen.
    Für einen Vampir wurde das Kreuz nicht nur zu einer tödlichen Waffe, wenn er es berührte, es war zugleich ein Angstmacher, und seine Ausstrahlung war für ihn zu spüren.
    Darauf setzte ich. Er mußte reden. Er mußte etwas über Mallmann und Costello wissen. Die beiden hatten ihn nicht grundlos als Wachtposten zurückgelassen.
    Wir hatten den Wiedergänger in die Zange genommen. Er steckte in der Klemme. Der Weg zur Tür war ihm versperrt, denn dort hielt sich Suko auf.
    Ich stand rechts von ihm. Der Raum zwischen uns war durch Karina besetzt.
    Angst, die nackte Angst peinigte ihn. Es war nicht nur zu sehen, auch zu riechen. Ein Vampir kann sicherlich nicht schwitzen, mir kam es zumindest so vor, denn von ihm aus wehte mir ein widerlicher Gestank entgegen, den ich nicht identifizieren konnte. Es war zumindest ein alter Gestank, der allerdings weniger aus dem Körper, sondern aus der Kleidung drang.
    Er »klebte« förmlich an der schmutzigen Wand. Nie schaute er in eine Richtung. Sein Kopf befand sich in ständiger Bewegung.
    Immer wieder wurden wir von seinen Blicken getroffen.
    Karina konnte es kaum fassen. Mehrmals schüttelte sie den Kopf.
    Ihr Mund verzog sich dabei. »Ich kann es nicht begreifen!« flüsterte sie. »Das will mir nicht in den Kopf, verdammt!«
    »Er ist unsere Spur zu Costello«, sagte Suko und hatte damit in meinem Sinne gesprochen.
    Die Russin verstand. »Er soll reden?«
    »Sicher.«
    »Wie denn?«
    Ich deutete auf mein Kreuz, und sie folgte dem Weg meines Fingers. »Dadurch.«
    Mit einem Kreuz schien sie nicht so viel anfangen zu können. Sie betrachtete es etwas skeptisch, enthielt sich allerdings eines Kommentars.
    Ich bewegte mich auf den Untoten zu. Er konnte sich nicht weiter zurückziehen, obwohl er es versuchte. Die Wand versperrte ihm den Weg. Er schaffte es nicht, in sie hineinzukriechen, obwohl es so aussah, als wollte er es versuchen. Die Wand war zu hart, und so hob er mit einer verzweifelt anmutenden Bewegung die Arme, um zumindest seine Augen zu schützen.
    Ich ging nicht zu nahe an ihn heran. Auch mein Kreuz hatte das Fremde bemerkt. Die leichte Erwärmung erwischte auch meine Haut, ansonsten reagierte es nicht. Es hielt ein Strahlen oder einen Glanz weitgehends zurück.
    »Du weißt, daß du nicht entkommen kannst!« sprach ich ihn an.
    »Deine Uhr ist abgelaufen. Nur kommt es auf dich an, wie du sterben wirst oder wie du…«
    Er versuchte es. Ich mußte mitten im Satz abbrechen, denn er hatte sich abgestoßen. Es war ein Sprung der Verzweiflung. Trotz des Kreuzes, das auf ihn zeigte. Er ruderte dabei mit den Armen.
    Sein Gesicht war zur Fratze geworden. Die Augen hielt er weit offen. Er wollte meine Hand zur Seite schlagen. Das wäre ihm auch gelungen, aber er hätte dabei auch das Kreuz berührt, und das wäre auf keinen Fall in unserem Sinne gewesen. Ich konnte gerade noch zur Seite ausweichen, so daß er mich nur an der linken Schulter berührte. Nicht zu stark, ich blieb auf den Beinen, aber mein Tritt holte ihn von den Füßen.
    Er landete am Boden, stützte sich ab, drehte sich und wollte wieder hoch.
    Er sah das Kreuz.
    Jetzt aus der Nähe, und seine kräftige Vampirgestalt erhielt etwas Hilfloses. Wie ein ängstliches Häufchen Elend kniete er vor mir, den Kopf zur Seite gedreht, um nicht das Kreuz anschauen zu müssen. Er stöhnte vor sich hin. Der Anblick mußte ihm einfach körperliche Schmerzen bereiten.
    Karina Grischin konnte sich nicht mehr halten. »Wo ist Costello? Wo hält er sich versteckt, verdammt?«
    Der Vampir schwieg.
    »Wo?« schrie sie.
    Ein leises Wimmern war die Antwort. Der Untote wand sich. Die Strahlung des Kreuzes war für ihn eine Folter, der er aus eigener Kraft nicht mehr entkam.
    »Wollte er dich nicht bei sich haben?« fragte ich. »Hat er dich deshalb zurückgelassen?«
    Trotz seiner bohrenden Angst hatte er uns verstanden. Er schielte in die Höhe. Mich erinnerten seine Augen dabei an künstliche Objekte, die in die Höhlen geschoben waren. »Er hat dich geopfert, nicht wahr? Du solltest uns aufhalten!«
    Er nickte.
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