1059 - Fels der Einsamkeit
Felsens entwickelte sich mit tödlicher Plötzlichkeit.
Ein mächtiges Erdbeben schien den Giganten zu schütteln. Ein Netzwerk von Sprüngen durchzog die bisher makellos glatten Wände. Hinter sich hörte Perry einen scharfen Knall, als ein Teil der Decke einstürzte.
Staub rieselte aus den Fugen, sank zu Boden und wurde von den Erschütterungen wieder in die Höhe geschleudert. Dunst erfüllte die Luft, und Perrys Helmscheinwerfer erzeugte einen Lichtbalken, der so solide wirkte, als bestünde er aus fester Materie.
Aus der Tiefe kamen die fragenden Rufe der drei Beobachter. Perry achtete nicht auf sie. In dieser Lage konnten sie sich nur selbst helfen. Jede Hilfe von außen mußte zu spät kommen. Täuschte er sich - oder hatte die Decke des Stollens sich zu senken begonnen?
Der wirbelnde Staub verzerrte die Sicht. Von Wido Helfrich, der sich unmittelbar vor ihm bewegte, war nur ein schattenhafter Umriß zu sehen. Wie weit konnte die Mündung des Stollens noch entfernt sein? Warum sah er den rötlichen Schein der Sonne nicht?
Ein hallender Ton - wie das Klingen einer heftig angeschlagenen Riesenglocke. Dicht unter Perry spaltete sich der Boden. Ein Steinstück fiel aus der Höhe herab und prallte ihm gegen die Schulter. Der Schmerz war kaum nennenswert; die schwere Montur hatte den größten Teil der Wucht absorbiert. Perry legte sich schräg und starrte in die Höhe.
Die Decke befand sich unmittelbar über ihm! Es blieb ihm nicht mehr als anderthalb Meter Raum zwischen Boden und Decke. Er hörte ein kratzendes Schaben, als die Oberfläche der Überlebensmontur an der schwarzen Felsmasse entlangscharrte.
„Ich bin draußen!" rief Alaska triumphierend.
Wie weit kann es noch sein? brannte es in Perrys Gedanken. Fels, halt aus! Die Überlebensmontur war ein überaus brauchbares und widerstandsfähiges Gerät. Aber dem Druck von hunderttausend Tonnen Fels konnte es nicht standhalten. Er kam immer mühsamer vorwärts. Die Montur schrappte mit lauten, häßlichen Geräuschen an den Felsflanken entlang, die ihn immer enger einschlossen.
Er würde stecken bleiben! Die Leistung des Gravo-Paks war begrenzt. Gegen einen einhundertfünfzig Meter hohen Monolithen, der ihn festzuhalten versuchte, war es machtlos. Es blieb ihm nur noch eine Wahl. Er mußte den Feldschirm aktivieren.
Seine Geschwindigkeit war fast null. Jen und Wido hatten inzwischen das Freie erreicht und riefen ihm zu, er solle sich beeilen. Ein freudloses Grinsen huschte über sein Gesicht.
Wenn es nur so ginge, wie er wollte! In der Enge des rüttelnden und zuckenden Stollens war es schwer, mit der rechten Hand die Schaltleiste am linken Arm zu erreichen. Er schaffte es. Er drückte den Knopf, der den Feldschirmgenerator aktivierte, und regelte die Leistung des Schirms auf 50 Prozent.
Ringsum flammte es auf. Die hyperenergetischen Feldschichten des Schirms verdampften den Fels, wo sie mit ihm in Berührung kamen. Ein Inferno brach los. Er wurde haltlos hin und her geschleudert; denn das Gestein war ein mächtiger Gegner, und die Wechselwirkung zwischen ihm und dem Feldschirm führte zu mechanischen Erschütterungen, die das Gravo-Pak nicht mehr absorbieren konnte. Er wurde um die eigene Achse gewirbelt. Das grelle Leuchten des Schirms, die dunklen Flächen des Felsens verschwammen zu einem irrlichternden Mosaik, das den Verstand verwirrte. Er verlor die Orientierung. Er wußte nicht mehr, in welcher Richtung der Ausgang lag. Die Außenmikrophone übertrugen lauten, krachenden Donner. So schaffst du es nicht! Der Gedanke erschien wie ein Fanal in seinem Bewußtsein. Er streckte die behandschuhte rechte Hand aus und tastete nach dem linken Arm. Er sah nichts mehr. Aber das sensitive Material des Handschuhs ließ ihn die einzelnen Schalter ertasten. Er wußte, in welcher Reihenfolge sie angeordnet waren.
Hier - der Feldschirmgenerator! Er drückte zu. Der Donner erstarb augenblicklich. Er schwebte inmitten einer Wolke aus hocherhitztem Gesteinsstaub. Aber durch die Wolke schimmerte matt ein rotes Licht. Das Gravo-Pak arbeitete noch. Er hielt auf die rötliche Helligkeit zu.
Zwei Sekunden später glitten die Ränder der Stollenmündung an ihm vorbei. Er hatte ein lästiges Pfeifen in den Ohren; der Donner hatte die Trommelfelle überbeansprucht. Aber über das Pfeifen hinweg hörte er das begeisterte Geschrei seiner Begleiter, die vor dem Ausgang des Spalts auf ihn warteten.
2.
„Der Fels hat zu dir gesprochen?"
Geoffry Waringer blieb
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