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1062 - Station der Porleyter

Titel: 1062 - Station der Porleyter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Protobranchiaten zählen, wenn es nicht die acht Augen hätte", meinte Kerma-Jo.
    „Die Zahl der Beinpaare stimmt auch nicht damit überein", erwiderte Sagus-Rhet.
    „Dieses Wesen muß sich auf einer Welt entwickelt haben, deren Evolution einen ganz anderen Weg gegangen ist als auf den uns bekannten Welten. Kerma-Jo, ich spüre, daß seine Zellatmung eingesetzt hat!"
    „Ich habe es auch gespürt", sagte Kerma-Jo.
    Sagus-Rhet konzentrierte sich stärker auf die Sondierung mit seinen Subatomar-Tastern, aber er spürte nicht nur subatomaren Vorgängen nach, sondern vor allem molekularen.
    „Es ist interessant", sagte er nachdenklich. „Seine biologische Oxydation funktioniert genau wie unsere. Wie bei uns wird der den Zellen zugeführte eingeatmete Sauerstoff nicht direkt zur Reaktion mit den zu verbrennenden Stoffen gebracht, sondern die Vorgänge werden erst durch Mitwirkung verschiedener Atmungsfermente möglich.
    Zum Schluß dieser Vorgänge wird der durch das Enro'sche Atmungsferment in Ionen zerteilte molekulare Sauerstoff auf Cytochrome übertragen. Der von der anderen Seite herangeführte Wasserstoff reduziert das dreiwertige Eisen des Cytochroms zu zweiwertigem Eisen. Dabei wird der Wasserstoff seines Elektrons beraubt; er wird zum Proton, das sich mit dem ionisierten Wasserstoff zu Wasser verbindet."
    „Ja, ich ,sehe’ es auch", erklärte Kerma-Jo. „Wie bei uns kommt die biologische Oxydation nicht durch Sauerstoffaufnahme, sondern durch Wasserstoffabgabe zustande.
    Die dabei freiwerdende Energie wird teils zu Leistungen in der Zelle, teils zum Aufbau von wieder energiereicheren Verbindungen ausgenutzt, wobei verhältnismäßig wenig Wärme frei wird."
    „Dieses Lebewesen hat also einen funktionierenden Stoffwechsel", resümierte Sagus-Rhet. „Aber das scheint auch alles zu sein. Es zeigt nicht die geringste Regung."
    „Es ist ein lebender Leichnam", erwiderte Kerma-Jo.
     
    *
     
    „Der Stoffwechsel funktioniert auch im Gehirn, das übrigens im Vergleich zum Körper recht groß und stark gegliedert ist", stellte Sagus-Rhet nach weiteren Sondierungen fest. „Dennoch zeigt sich im Großhirn nicht die geringste Regung. Es findet keine Kommunikation zwischen den Rindensektoren statt. Ich vermag auch keinerlei geladene Speichermoleküle zu finden. Es scheint, als ob das Wesen weder über ein Bewußtsein noch über ein Gedächtnis verfügt."
    „Dann kann es seinen Körper auch nicht steuern", überlegte Kerma-Jo. „Und es kann sich nicht reproduzieren. Damit fehlen ihm einige Kriterien für die Definition von Leben."
    „Eine seelenlose Hülle", stellte Sagus-Rhet mit Bitterkeit fest. „Aber dennoch wunderbar dazu geeignet, durch alle Türen und Liftöffnungen der Station zu gehen, wenn sie nur beseelt wäre. Und wir, die wir beseelt sind, sind viel zu groß, um uns ungehindert überall bewegen zu können."
    Eine Zeitlang schwiegen beide Dargheten, dann sagte Kerma-Jo: „Auf Zibolit wurden im vergangenen Jahrhundert Versuche durchgeführt, die sich mit der Übertragung von Bewußtseinen in synthoorganische Gehirnzellenballungen befaßten ..."
    „Sie schlugen fehl und wurden eingestellt", erwiderte Sagus-Rhet.
    „Ja, aber doch deshalb, weil es mit technischen Mitteln nicht möglich war, zibolitische Gehirne auf die atomaren und subatomaren Konstellationen der Kunstgehirne einzustimmen. Das geht wahrscheinlich nur mit Gehirnen, die befähigt sind, unmittelbar in die atomaren und subatomaren Aktivitäten anderer Gehirne hineinzulauschen und ihre Bewußtseine selbst darauf einzustimmen - also beispielsweise mit darghetischen Gehirnen."
    Sagus-Rhet keuchte erschrocken.
    „Hast du schon über die ethischen und moralischen Aspekte deiner Idee nachgedacht, Partner?"
    „Ja, und ich sehe keine Bedenken in dieser Hinsicht", antwortete Kerma-Jo. „Hier haben wir seelenlose Hüllen mit Gehirnen, deren Kapazität zur Aufnahme unserer Bewußtseine ausreichen würde. Wir würden diesen Hüllen nichts nehmen, wenn wir in sie überwechselten. Im Gegenteil, durch uns würden sie beseelt, also bereichert." Heftig fügte er hinzu: „Und wir könnten in ihnen vielleicht endlich diese Unterwelt verlassen! Ich verliere den Verstand, wenn ich das Licht einer Sonne noch viel länger entbehren muß, Sagus-Rhet!"
    „Ich verstehe dich", sagte Sagus-Rhet nach einer Weile. „Aber du sprichst von etwas, das noch nie von Dargheten durchgeführt wurde. Wir können gar nicht wissen, ob es uns überhaupt möglich

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