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1063 - Die Nacht vor Walpurgis

1063 - Die Nacht vor Walpurgis

Titel: 1063 - Die Nacht vor Walpurgis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kommen sehen, für Kevin White war es zu spät. Als Gefangener der Spiegelfläche erlebte er auch seinen Tod durch sie. Da die Risse entstanden waren und Stücke locker innerhalb der Masse hingen, waren sie auch in der Lage, sich zu verschieben. Sie bewegten sich in die verschiedensten Richtungen hin, hatten alle nur ein Ziel, und das war Kevin White.
    Sie zerschnitten ihn!
    Die scharfen Seiten drangen durch seinen Körper. In die Hüften, in die Arme. Sie schonten den Hals nicht, und dort, wo sie trafen, quoll das Blut aus den Wunden.
    Dick, hellrot. Eine tranige Flüssigkeit, die von verschiedenen Stellen her auch an der Spiegelfläche nach unten rann. Scherben, die in das Gesicht des Mannes hineingeschnitten und es zeichneten.
    Ich sah seine Angst. Ich sah seine Schmerzen, und ich war hilflos, verdammt noch mal.
    Mein Kreuz richtete nichts mehr aus. Es konnte die Spiegelfläche nicht aufweichen, die zu einem Mörder geworden war. Die einzelnen, aus dem Verbund gelockerten Teile verschoben sich immer mehr, und sie ließen ihr Ziel nicht in Ruhe.
    Sie töteten ihn!
    Er wurde, so schrecklich es sich auch anhörte, regelrecht zersägt, während mein Kreuz überhaupt nichts ausrichtete. Ich konnte den Spiegel anfassen, es war mir jedoch nicht möglich, Kevin hervorzuziehen. Ich bekam ihn nicht in den Griff. Er war mir sehr nah und trotzdem verschwunden. Der Spiegel hielt ihn voll und ganz in seinen Klauen, er zog ihn sogar noch weiter hinein.
    Ich versuchte es mit der Aktivierung des Kreuzes. Ich rief die Formel mit lauter Stimme, um ihm und mir eine allerletzte Chance zu geben. Das Kreuz ließ mich nicht im Stich. Es baute dieses wunderschöne, strahlende und nicht blendende Licht auf, aber es reichte nicht mehr, um Kevin noch zu retten.
    Die Spiegelfläche vor mir zerfiel mit einem häßlich klingenden Platzen. Ich hörte die Geräusche. Ich vernahm kein Splittern, kein Klirren. Es war wie bei Verbundglas, und dann gab es den Spiegel nicht mehr. Aus der Ferne klang mir ein häßliches Lachen entgegen. Wahrscheinlich hatte es Zora ausgestoßen, die sich tief versteckt in ihrer Welt aufhielt. Dieses Lachen war der letzte Kontakt, den ich zu dieser anderen Welt erhielt. Danach passierte nichts mehr.
    Ich schaute die Seiten eines leeren Rahmens an. Die Mitte, die einmal das Dimensionstor in die Hexenwelt dargestellt hatte, war leer. Hinter dem Rahmen zeichnete sich die normale Kellerwand ab.
    Von Kevin White war ebenfalls nichts zu sehen. Es schien ihn überhaupt nicht gegeben zu haben, was allerdings auch nicht stimmte, denn auf dem Boden, dicht vor dem Rahmen, zeichneten sich einige Blutflecken ab. Tropfen, die nach unten gefallen und beim Aufprall auf den Kellerboden zerplatzt waren.
    Es war also kein Traum gewesen. Kein Spuk. Es hatte ihn gegeben, aber er hatte zu hoch gespielt. Der Spiegel, Teil einer anderen Welt, hatte seinen Diener zu sich geholt.
    Daß er lebte, daran konnte ich nicht glauben. Und wenn doch, würde er unwahrscheinlich leiden müssen, das stand für mich fest.
    Die Hexe Zora hatte ihn benutzt. Sie brauchte ihn nicht mehr. Er hatte seine Schuldigkeit getan.
    Ich hatte es nicht verhindern können. Das stieß mir gallenbitter auf. Es wäre sicherlich alles ganz anders gelaufen, wenn ich den Spiegel als erster betreten hätte. Ihn mit dem Kreuz öffnen. Hinein in die verdammte Hexenwelt…
    Es brachte mir nichts, wenn ich über meinen Fehler grübelte.
    Wahrscheinlich wären die Dinge auch ganz anders gelaufen, weil wir beide nicht zu vergleichen waren.
    Eine Niederlage, die zudem noch mit dem Tod eines Menschen geendet hatte. Mir war in diesem Fall klargemacht worden, daß meine Bäume auch nicht in den Himmel wuchsen.
    Die Hexenwelt hatte blitzschnell und effektiv reagiert und sich auch auf mein Kreuz eingestellt. Sie hatte sich praktisch zurückgezogen und sich dabei noch ein letztes Opfer geholt.
    Auch ich zog mich zurück. Dieser Keller war wieder völlig normal. Einen Zugang zu irgendwelchen Dimensionen gab es nicht mehr, aber ich war trotzdem nicht allein.
    Da gab es noch eine Person, die sich ebenfalls nicht gemeldet hatte. Während ich die Treppe nach oben hochschritt, dachte ich über Jane Collins nach. Wir hatten uns treffen wollen. Dazu war es nicht mehr gekommen, und die Sorgen wurden nicht geringer.
    Vor der Eingangstür blieb ich stehen. Allerdings noch im Haus.
    Ich hatte das Handy hervorgeholt und startete einen letzten Versuch, Jane Collins zu erreichen.
    Es klappte nicht. Ihr

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