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1063 - Ein Hauch von Leben

Titel: 1063 - Ein Hauch von Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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haben sie es bemerkt, vielleicht nicht", entgegnete Rhodan gelassen. „Es mag sogar sein, daß manche von ihnen über so sensible Sinnesorgane verfügen, daß sie die spezifischen Gerüche, die wir zweifellos an uns haben, als fremdartig klassifizierten. Ich nehme jedoch an, daß für ihre primitiven Gehirne nichts auf diesem Planeten so fremd sein kann, daß es nicht zu ihnen gehören dürfte. Und dazu rechne ich auch die Tatsache, daß drei Individuen zufällig den gleichen Körperbau aufweisen."
    „Eine einleuchtende, aber keineswegs zufriedenstellende Erklärung", meinte der Analytiker.
    Rhodan lächelte verhalten.
    „Nenn mir eine bessere!"
    Sein Ärger über den jungen Mann war mittlerweile völlig verflogen. Wahrscheinlich sah er sogar ein, daß er ihm in gewisser Weise unrecht getan und ihn zu hart angepackt hatte.
    Vejlo gab das Lächeln zurück und hob kaum merklich die Schultern. Es war, als bräche zwischen den beiden Männern eine dicke Schicht Eis.
    Vor ihnen geriet der Zug der Einheimischen ins Stocken. Von einem übermannshohen Trümmerberg, um den sich die Kolonne herumwälzte, wurde der Blick auf die Ursache verwehrt, Nuru schätzte jedoch, daß die Oasenbewohner den Versammlungsort erreicht hatten und versuchten, sich unter die bereits Anwesenden zu mischen. Hinter den Trümmern erscholl lautes Stimmengewirr, während der Pulk langsam weiter vorrückte. Es dauerte eine Weile, bis der letzte aus dem Sichtfeld der Menschen verschwunden war.
    „Jetzt wird's interessant", murmelte Nuru. Neben Rhodan und Vejlo näherte er sich dem Pulk, von dem aus er das Gelände, auf dem die Einheimischen sich getroffen hatten, würde einsehen können. „Ich bin gespannt, was sie dort treiben."
    Der Blick öffnete sich auf eine große Lichtung, die offenbar in mühevoller Arbeit von früher hier lagernden Trümmern gesäubert worden war. Jetzt türmte sich der Schutt an den Rändern zu hohen Halden. Auf dem freien Platz tummelten sich anderthalb- bis zweitausend Lebewesen, die in ihrer Gesamtheit den Eindruck von wogender Unruhe vermittelten. Es war eine illustre Gesellschaft der unterschiedlichsten Arten und Gestaltungsformen. Die Palette reichte vom kaum sechzig Zentimeter großen Zwerg bis hin zu riesigen, monströsen Ungetümen. Unter ihnen entdeckte Nuru sogar das spinnenförmige Geschöpf, dem er vorhin gegen den Leib getreten war.
    „Sie sehen alle in die gleiche Richtung", stellte Rhodan fest und hob zögernd einen Arm.
    „Dorthin!"
    Nuru war das bisher nicht aufgefallen, doch jetzt, als der Aktivatorträger es sagte, stach es ihm förmlich ins Auge. Am gegenüberliegenden Rand der Lichtung führte eine breite Schneise geradlinig durch ebenfalls beiseite geräumte Trümmer, und der zertrampelte und aufgeworfene Boden bewies, daß dieser Weg sehr oft von vielen Oasenbewohnern benutzt wurde. Alle, die hier versammelt waren, hatten sich dem Durchgang zugewandt, und es bestand kein Zweifel, daß sie in Kürze darauf losmarschieren würden.
    „Das ist ungeheuerlich", stieß Vejlo hervor, als er die Szene eine Weile beobachtet hatte. „Seht ihr, wo diese Schneise hinführt?"
     
    *
     
    Am Ende der Schneise erhob sich der Baum, dessentwegen Rhodan und seine Begleiter in die Trümmeroase eingedrungen waren. Mit seinem kurzen, aber breiten Stamm und dem weit zur Seite ausladenden Astwerk zeichnete er sich undeutlich gegen die dahinterstehende Sonne ab.
    „Sie laufen geradewegs darauf zu", murmelte Vejlo fassungslos.
    Rhodan und Nuru beobachteten schweigend. Vor zehn Minuten waren die auf der Lichtung versammelten Lebewesen aufgebrochen. In Sechserreihen, als würden sie von unsichtbarer Hand gelenkt, bewegten sie sich durch die Schneise. Merkwürdigerweise verhielten sie sich dabei völlig still. Nur das ungleichmäßige Trampeln von Füßen und Hufen drang zu den Beobachtern herüber.
    „Das wirkt wie eine Prozession", sagte Nuru leise, als fürchte er sich, in der verhältnismäßigen Ruhe, die jetzt ringsum herrschte, zu laut zu sprechen. „Was ist das für ein Instinkt, der sie dazu treibt?"
    Rhodan ging nicht auf die Frage ein. Er blickte nachdenklich auf das Chronometer am Handgelenk. Dann hob er den Kopf und blinzelte gegen die tief stehende Sonne.
    „Wenn ich richtig geschätzt habe, werden die letzten den Baum in dem Moment erreichen, in dem das Zentralgestirn hinter dem Horizont verschwindet."
    „Ein merkwürdiges Verhalten", kommentierte Vejlo. „Ob sie das jeden Tag machen?"
    „Anzunehmen.

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