1063 - Ein Hauch von Leben
der Konservierung, die wir bei dem Baum vermuten", sagte er ruhig, „halte ich es für sinnvoll, auch die Gegebenheiten im Umfeld dieses Phänomens zu studieren. Da wir von EMschen und Vulkan her bereits Vergleichsmöglichkeiten haben, könnten wir einige wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Die Gelegenheit ist günstig."
Vejlo nickte. Das Argument war nicht von der Hand zu weisen.
Sie drangen in die nach rechts führende Gasse ein, wo der ponyähnliche Oasenbewohner gemächlich vor sich hin trottete. Obwohl sie bisher eine schnellere Gangart bevorzugt hatten, folgten sie ihm ebenso langsam. Das gab ihnen Gelegenheit, die Umgebung weiterhin mit größter Aufmerksamkeit zu beobachten. Sie kamen jetzt in immer belebtere Regionen und konnten trotz der Gleichgültigkeit, die die Einheimischen ihnen gegenüber an den Tag legten, nicht vorsichtig genug sein.
Hin und wieder wurden sie von anderen Wesen überholt, die aufgrund ihrer zweckmäßigeren Anatomie zügiger vorankamen als ihr Führer. Jedes betrachtete die Menschen ausgiebig, aber keines gab zu erkennen, daß es ihnen mehr als neugieriges Interesse entgegenbrachte. Nach kurzer Zeit wandten sie sich alle ab und gingen friedlich weiter ihres Weges.
So seltsam Nuru dieses Verhalten immer noch vorkam, war er doch erleichtert darüber.
Seine anfängliche Unruhe und Angst hatten sich mittlerweile gelegt.
Die vielfältigen Lebensgeräusche, dieses ständige Schnattern und Pfeifen, Grollen, Knurren und Grunzen, das von überall her auf sie eingestürmt war, schien sich jetzt zu konzentrieren. Von allen Seiten und aus jedem Winkel strebten die Oasenbewohner auf einen gemeinsamen Treffpunkt zu. Es war nicht mehr zu bezweifeln.
„Ich frage mich, warum sie das tun", murmelte Nuru mehr zu sich selbst.
Vejlo verstand trotzdem, was er meinte.
„Wahrscheinlich folgen sie einem unerklärlichen Herdentrieb. Bei manchen Tierarten, die wir von galaktischen Planeten kennen, lassen sich ähnliche Verhaltensweisen feststellen."
Nuru war nicht sicher, ob man einen solchen Vergleich ohne weiteres ziehen durfte, doch er kam nicht mehr dazu, sich ausgiebiger mit dem Gedanken zu beschäftigen.
Plötzlich gerieten sie zwischen zwei Reihen von Mutierten, die rechts und links aus winzigen Gäßchen hervortraten und auf dem Weg, den die Männer beschritten, zusammentrafen. Das kleine Pony verschwand fast unter den oft riesigen Kolossen, und im ersten Moment fürchtete Nuru, es würde zertrampelt werden. Doch trotz aller Unruhe, die von den Einheimischen ausging, behinderte keiner den anderen. Es schien, als folgten sie bei ihrem Marsch einem bestimmten System, bei dem jeder gerade so viel Raum beanspruchte, wie ihm unter Berücksichtigung der neben, vor und hinter ihm Laufenden verblieb.
Auch Rhodan und seine Begleiter wurden nicht behelligt. Sie bewegten sich am Ende des Pulks, als gehörten sie selbst zu den Planetenbewohnern. Vejlo sagte etwas, aber er sprach so leise, daß seine Stimme im Trampeln klobiger Füße, dem Stampfen von Hufen und den urtümlichen Lautäußerungen der Mutierten unterging. Rhodan bedeutete den Freunden, sich etwas zurückfallen zu lassen, um nicht vollends in den Strom der Marschierenden zu geraten. Sie warteten, bis das Ende der Kolonne an ihnen vorbeigezogen war und sich etwa zehn Meter vor ihnen befand. Dann setzten sie die Verfolgung fort. Nur einige Einzelgänger oder Nachzügler tauchten in ihrer unmittelbaren Nähe auf, die sich jedoch beeilten, den Anschluß an den restlichen Pulk zu finden.
„Sie nehmen uns einfach nicht zur Kenntnis", wiederholte Vejlo seine Bemerkung. Jetzt, nachdem sie sich von der Gruppe entfernt hatten, konnte er sich wieder verständlich machen. „Sie tun so, als gehörten wir zu ihnen."
„Du solltest darüber froh sein", knurrte Nuru und deutete kurz nach vorn. „Ich jedenfalls habe keine Lust, mich mit einem von denen in die Wolle zu kriegen."
„So meine ich das nicht. Ich empfinde dieses Verhalten als ungewöhnlich, ja sogar unverständlich. Es widerspricht allen Erfahrungen und Lehrsätzen der Kosmopsychologie."
„Du mußt einfach berücksichtigen", sagte Rhodan, „daß hier wirklich jeder anders aussieht als sein Nachbar. Wahrscheinlich sind sie gar nicht in der Lage zu erkennen, daß wir Fremde sind."
„Aber wir drei zumindest gleichen uns", gab Nuru zu bedenken, „wenn man einmal davon absieht, daß meine Hautfarbe dunkler ist als eure. Meinst du nicht, sie müßten das bemerkt haben?"
„Vielleicht
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