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1063 - Ein Hauch von Leben

Titel: 1063 - Ein Hauch von Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zusammengekniffenen Lidern zu den gegenüberliegenden Trümmeransammlungen, hinter denen die obere Krümmung der Sonne eben versank. Die letzten Strahlen erzeugten düsterrotes Glühen über dem Horizont.
    Eine halbe Minute später kam plötzlich wieder Leben in die Eingeborenen. Sie bewegten sich unruhig, standen auf, sofern sie lagen oder saßen, und rissen die Arme in die Höhe, wenn sie über welche verfügten. Einer schrie markerschütternd, andere fielen ein, und bald erhob sich lautes, vielstimmiges Getöse über dem Platz. Jeder schien den anderen übertönen zu wollen. Sie steigerten sich in einen wahren Rausch und strengten sich dabei so sehr an, daß bereits nach wenigen Minuten die ersten kläglich verstummten. Die über mehr Stimmkraft verfügten, setzten ihr Geplärr noch eine Weile fort, doch mit der Zeit schienen sie nacheinander die Lust daran zu verlieren. Drei öder vier blieben schließlich übrig, die sich gegenseitig wie in einem Kanon in immer grellere Tonlagen hochsteigerten.
    Auch sie wurden dieses Vorgehens jedoch bald überdrüssig.
    In den Ohren der Beobachter wirkte das gewohnte Schnattern und Pfeifen, das nach wenigen Sekunden der absoluten Ruhe wieder einsetzte, wie eine Wohltat. Die Oasenbewohner schienen jegliches Interesse an dem Baum schlagartig zu verlieren.
    Reihenweise wandten sie sich ab und trotteten durch die Schneise zurück. Manchen war selbst das zu viel. Sie verzichteten auf den rituellen Umweg und stapften in andere Richtungen davon, wo vermutlich ihre Behausungen direkter zu erreichen waren.
    „Ein. eindrucksvolles Schauspiel", knurrte Nuru sarkastisch und hielt sich demonstrativ einen Finger ans Ohr. „Ich dachte, ich würde taub."
    Rhodan stand auf und klopfte sich den Staub von der Hose. Wortlos sah er sich um.
    Hier und da entdeckte er einige Oasenbewohner, die sich zwischen Trümmeransammlungen und unter ausgehöhlte Schutthalden zurückzogen, wo sie ihre Nachtruhe verbringen würden. Die Geräusche, die sie von sich gaben, wurden immer leiser und weniger. Das Licht auf diesem Teil des Planeten wandelte sich vom düsteren Rot der untergegangenen Sonne allmählich in fahles weißes Leuchten. Über und über war der Himmel von winzigen strahlenden Punkten bedeckt. Die Sterne standen so dicht beieinander, daß es auf Impuls II niemals dunkel wurde. Im Zentrum von M3 würde der Effekt noch ausgeprägter sein - dort waren selbst die planetaren Nächte taghell.
    Langsam kletterte Rhodan den Trümmerhügel hinab und lenkte seine Gedanken wieder auf den Baum, zu dessen Erforschung sie hier waren. Hinter sich hörte er, wie die anderen ihm folgten.
    „Ohne den Untersuchungen vorgreifen zu wollen", sagte er nachdenklich, „glaube ich, daß es kaum noch einer Bestätigung bedarf. Dieses riesige Gewächs ist ebenfalls konserviert."
    Nuru schloß zu ihm auf und ging neben ihm her.
    „Wie kommst du zu der Überzeugung?"
    „Weil sich die Geschehnisse gleichen. Sowohl auf EMschen als auch auf Vulkan wurden wir Zeugen, wie die dort konservierten Objekte die Einheimischen fast magisch anzogen.
    Auch hier haben wir ein solches Phänomen erlebt, wenn auch naturgemäß in anderer Form. Dennoch meine ich, daß wir ohne weiteres Parallelen ziehen dürfen."
    „Wir brauchten die Mutanten", meinte Nuru. „Sie könnten uns sagen, ob sie wiederum diese merkwürdigen Impulse wahrnehmen."
    „Ich zweifle nicht daran, daß es so wäre. Bei ihrem gegenwärtigen Gesundheitszustand will ich jedoch nicht riskieren, die Mutanten herzuholen."
    „Es ist auch nicht nötig! Wir kommen schon zurecht!"
    Schwungvoll streifte sich Vejlo Thesst seinen Tornister vom Rücken und legte ihn zu Boden. Voller Eifer begann er, die Instrumente auszupacken. Nuru tat es ihm gleich.
    Rhodan blieb etwas abseits von den beiden stehen und wandte den Kopf in die Höhe.
    Der Baum wirkte gespenstisch und drohend im kalten Licht der Sterne. Mit seiner monströsen Wuchtigkeit und den gigantischen Abmessungen schien er aus einer anderen Welt zu stammen. Fast meinte Rhodan, den fröstelnden Hauch der Fremdheit zu spüren, der von diesem Objekt ausging, die geheimnisvoll wabernde Aura der endlosen Existenz, die es verkörperte. Ein eisiger Schauer jagte seinen Rücken hinab.
     
    *
     
    Die Untersuchungen bestätigten den äußeren Eindruck. Wäre der Baum auf der Erde gewachsen, hätte man ihn zur Gattung der Baobab, der Affenbrotbäume, zählen können.
    Er besaß weiches Holz und faserige, schwammige Rinde, seine

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