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1066 - Gesils Punkt

Titel: 1066 - Gesils Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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winkte ab, aber als er weitersprach, blitzte der Schalk in seinen Augen auf.
    „Ich weiß, was los ist. Ich bin schließlich selbst ein Mann. Aber es würde uns allen helfen, wenn sich Gesil endlich für einen entscheiden würde."
    Bevor Atlan etwas entgegnen konnte, traf eine alarmierende Meldung ein.
    „Gesil wurde überfallen. In der Nähe ihrer Unterkunft fand man einen bewußtlosen jungen Mann."
    Durch die Kommandozentrale ging eine Woge der Empörung. Da war keiner unter den männlichen Mitgliedern der Mannschaft, der nicht leidenschaftlich Anteil an Gesils Schicksal nahm und eine Bestrafung des Übeltäters verlangte.
    Atlan verließ augenblicklich die Kommandozentrale, um den Vorfall an Ort und Stelle zu untersuchen.
     
    *
     
    Die Tür zu Gesils Unterkunft war verbeult, das Schloß gewaltsam aufgebrochen - und zwar fanden sich die Spuren von Gewaltanwendung nur auf der Innenseite der Tür.
    Gesil selbst hatte Hautabschürfungen an den Händen und einen Bluterguß unter dem linken Auge, der sich dunkel verfärbte. Der Untersuchungskommission gehörten drei Frauen an, die zur Unterstützung zwei Roboter hatten. Ein Medo-Roboter und eine Ärztin versorgten Gesil.
    „Der Vorfall ist überaus mysteriös", berichtete Maer Asgard, die Ärztin, die auch die Untersuchung leitete. „Gesil dürfte ihren Besucher freiwillig eingelassen haben - vielleicht hat sie ihn sogar zu sich gelockt. Es finden sich nur Kampfspuren in der Nähe der Tür. Der Täter dürfte also sofort zugeschlagen haben, kaum daß er Gesil gegenüberstand. Das läßt den Schluß zu, daß er sich gegen Gesils Beeinflussung wehrte, aus Notwehr handelte, um sich aus ihrem Bann zu befreien. Das gewaltsame Öffnen der Tür von innen deutet auf eine überstürzte, panikartige Flucht hin."
    „Das Opfer ist also der wahre Schuldige", sagte Atlan verbittert.
    „Ich nenne nur die Fakten", sagte Maer Asgard kalt. „Jedenfalls traue ich mir eine objektivere Beurteilung als jedem Mann zu. Und ich ziehe jede Möglichkeit in Betracht.
    Es ist bekannt, wie Gesil auf Männer wirkt. Sie weckt in euch gewisse Hoffnungen, die sie nie erfüllt. Meine erste Vermutung war, daß sie einen Freier abwehren mußte, der den Kopf verloren hatte und... Aber von dieser Theorie bin ich abgekommen. Die Angelegenheit wird dadurch kompliziert, daß wir Spuren wie von einem Tier gefunden haben. Gesils Hautabschürfungen könnten von den Krallen eines Tieres stammen. Und um die Innenseite der Tür dermaßen zu beschädigen, sie förmlich aufzusprengen, bedarf es schon mehr Kraft, als sie irgendein Mann an Bord aufbringen könnte. Melborn kommt gewiß nicht als Täter in Frage."
    Atlan wurde hellhörig.
    „Melborn?" fragte er.
    „Das ist der junge Mann, den wir in der Nähe bewußtlos aufgefunden haben", erklärte Maer Asgard. „Wir haben ihn auf die Krankenstation gebracht. Er hat keine Verletzungen, ist aber immer noch ohne Bewußtsein. Es ist nicht auszuschließen, daß er im Moment des Überfalls eine Sendung von Gesil empfing und einen Schock bekam."
    Atlan nickte geistesabwesend. Es drängte ihn, sich mit Gesil zu befassen. Sie saß apathisch auf ihrer Liege und starrte ins Leere. Er erfuhr auch noch, daß Melborn einen Begleiter gehabt haben mußte, der jedoch noch nicht identifiziert worden war.
    „Laßt mich bitte mit Gesil allein", verlangte Atlan und ignorierte Maer Asgards Proteste.
    Er ging zu Gesil und setzte sich ihr gegenüber. Kaum waren die drei Frauen mit ihren Robotern verschwunden, da wandte ihm Gesil ihre dunklen Augen zu. Aus ihnen sprangen schwarzlodernde Flammen auf ihn über. Sie formten sich zu einem dunklen, raubtierartigen Schatten, der sich zum Angriff duckte. Atlan zuckte unwillkürlich zurück und hob abwehrend die Hände. Gleich darauf hatte sich der Spuk aufgelöst.
    „Wolltest du mir mit dieser Vision zeigen, was tatsächlich passierte?" fragte Atlan.
    „Fühltest du dich von einer solchen Bestie bedroht?"
    In Gesils Gesicht zuckte es, als sie ihn wieder ansah. Er sah ein ängstliches Flackern in ihren großen dunklen Augen, das jedoch sofort wieder erlosch. An seine Stelle trat wieder dieser unergründliche Ausdruck, den Atlan schon so oft in ihrem Blick gesehen hatte, eine Mischung aus unstillbarem Hunger und einer tiefen, verzweifelten Weisheit.
    Welches Wissen quält sie?
    „Ich fühlte mich nicht bedroht", sagte Gesil.
    „Was ist vorgefallen?" fragte Atlan.
    „Nichts."
    Atlan hob verzweifelt die Arme und machte eine umfassende

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