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1068 - Rückkehr in die Hölle

Titel: 1068 - Rückkehr in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Feier der Gelegenheit vorgesetzt worden war, und sich sodann eine Nacht Ruhe gegönnt. An diesem Morgen war er aufgebrochen, um im Nordwesten des Tales nach brauchbaren Kleinen zu suchen, mit denen er die vier ersetzen konnte, die beim Angriff auf den Wurm verlorengegangen waren. Er war erst eine halbe Stunde von der Weichsenke entfernt, als der erste Schwächeanfall ihn überkam.
    Mh-Kleinenführer hatte dergleichen nie erlebt, aber er wußte mit sicherem Instinkt, daß sein Ende nahte. Er erholte sich von dem Anfall in einer feuchten Felsnische und rollte weiter, aber kurze Zeit später fiel ihn die Schwäche zum zweiten Mal an, diesmal intensiver und nachhaltiger, so daß er erst nach geraumer Zeit wieder Kraft fand, sich aufzurichten.
    Er rollte eine abschüssige Furche hinab auf einen sumpfigen Tümpel zu, an dessen Ufer er in früheren Zeiten oft Scharen von Kleinen gesehen hatte. Diesmal aber war keine Spur von ihnen. Statt dessen stand vor ihm ein Einer, lässig gegen ein Steinstück gelehnt, und versperrte ihm den Weg.
    Mh glitt auf ihn zu. Seine Tentakelbüschel reckten sich dem Fremden entgegen.
    „Wer bist du?" begehrte er zu wissen.
    „Mein Name ist Wb", antwortete der andere.
    „Nur Wb?" wunderte sich Mh. „Hast du kein Amt? Gehörst du keiner Sorgegruppe an?"
    „In Kürze wird man mich Wb-Kleinenführer nennen", tastete sein Gegenüber, „und ich werde der Sorgegruppe Weichsenke angehören. Du bist mein Älter. Ich habe dein Sterbesignal empfangen."
    Mh hatte gewußt, daß seine Zeit gekommen war, und dennoch traf ihn die Eröffnung des Jüngeren wie ein Schlag.
    „Bist du sicher, du hast dich nicht getäuscht?" versuchte er, sich gegen das Unvermeidliche zu wehren.
    „Ich habe mich nicht getäuscht", lautete Wbs ernste Antwort. „Ich und mein Zweitjüngerer, wir haben das Signal zur gleichen Zeit empfangen. Er beschloß, dich in der Weichsenke zu suchen. Ich dagegen meinte, ich hätte größere Aussicht, dir zu begegnen, wenn ich die Orte aufsuchte, an die sein Amt den Kiemenführer bringt. Das Schicksal hat mir recht gegeben."
    Mh resignierte. So war der Verlauf der Dinge. Wenn der Zweitjüngere in der Weichsenke auftauchte, um nach seinem Älter zu forschen, würden die Einen dort wissen, daß Mh-Kleinenführer das Sterbesignal gegeben hatte. Wb würde sich ebenfalls zum Hort der Sorgegruppe begeben und sich der neue Kleinenführer nennen. Weiterer Beweise, daß er das Amt zu Recht beanspruchte, bedurfte es nicht. Das Schicksal hatte entschieden und dem Zweitjüngeren das Los zugedacht, in die Welt hinauszuziehen und die Widrigkeiten des Daseins in der Einsamkeit zu überleben.
    Mh waltete seines Amtes. Der übermittelte seinem Jüngeren die Erfahrungen seines Lebens. Er schilderte ihm die Aufgaben des Kleinenführers und machte ihn mit den anderen Einen bekannt, mit denen er es in der Sorgegruppe Weichsenke zu tun haben würde. Und dann verbrachte er eine ganze Stunde damit, Wb eingehend über die Fremden zu informieren, von denen der Jüngere nur eine verschwommene Vorstellung hatte. Er schloß mit den Gedanken: „Seit unsere Vorfahren aus dem Meer stiegen, hat es keine wichtigeren Ereignisse gegeben als die, die sich während der letzten zwei Generationen abspielten. Wir wissen jetzt, daß wir nicht die einzigen denkenden Wesen sind, die die Natur hervorgebracht hat. Wir kennen die Absichten der Fremden nicht, aber sie verfügen über geheimnisvolle und mächtige Kräfte, und es wird uns auf lange Sicht zum Vorteil gereichen, wenn wir die Verständigung mit ihnen suchen."
    Er sah Wb hinterdrein, als er die Furche hinaufrollte, einen frischen Wind geschickt ausnützend. Der Jüngere umrundete einen Felsklotz und war verschwunden. Für Mh begann die letzte, die unwiderrufliche Einsamkeit. Die lange Pause hatte ihn gekräftigt.
    Er rollte frisch und munter dahin - in eine Richtung, die ihm das Unterbewußtsein diktierte. Als er ebenen Boden erreichte, sah er vor sich die langgestreckte Gestalt des nördlichen Wurmes und die eingedrückte, zerrissene Stelle, für die er selbst verantwortlich war. Leer und verlassen lag die Stätte, an der sich die Fremden einst bewegt hatten.
    Der dritte Schwächeanfall bedeutete Mhs Ende. Er sank zur Seite und blieb reglos liegen. Der Wind spielte in den Tentakelhaaren, die seinen Wirtskörper bedeckten, während Mh-Kleinenführer sein Leben aushauchte.
    Er starb - und sein Wirtskörper starb mit Mm - an der Stelle seines größten

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