1069 - Die teuflischen Drei
den Schall, den Klang, ich sah das kurze Aufflackern des Mündungslichts und glaubte auch, das Pfeifen der dicht an mir vorbeifliegenden Kugel zu hören, dann reagierten meine Reflexe.
Es war vielleicht Zufall, daß ich nicht auf dem Boden landete, sondern in einem der flachen Gräber, so daß ich jetzt einen eingermaßen guten Schutz hatte.
Aus dem Augenwinkel hatte ich noch mitbekommen, daß auch Suko abgetaucht war, dann fiel noch ein zweiter Schuß, ohne daß die Kugel traf, und ich wußte jetzt hundertprozentig, daß aus der Beretta gefeuert worden war, die Suko gehörte.
Also ein Hinterhalt.
Ich hatte mich recht klein in diesem Grab gemacht und schob mich nun an der feuchten Wand in die Höhe, damit ich über den Rand hinwegsehen konnte. Schon beim Aufleuchten des Mündungsfeuers hatte ich gesehen, von wo geschossen worden war, und genau an dieser Stelle sah ich auch die Bewegungen.
Ich unterschied zwei Körper. Frauen, aber nicht Marina Sadlock. Es waren ihre beiden Freundinnen, und eine davon - Lucia hieß sie wohl - hielt die Waffe fest.
Nein, das war keine Profikillerin, keine perfekte Mörderin. So wie sie die Beretta festhielt, sah es eher aus, als wollte sie die Pistole wegwerfen.
Die andere hielt sich hinter ihr.
Aus dem Grab hervor sprach ich Lucia an. »Es hat keinen Sinn. Werfen Sie die Waffe weg!«
Beide Frauen blieben stehen. Lucia machte nicht den Eindruck, als wollte sie noch einmal schießen, obwohl ihr Farah etwas ins Ohr flüsterte. Lucia reagierte nicht darauf. Sie schüttelte den Kopf, bis sie noch in der Bewegung ihre Arme spreizte und die Beretta dabei so weit wie möglich wegwarf.
Das war meine Chance. Ich kletterte aus dem Grab hervor und ging auf die Frauen zu. Bedrohte sie auch mit der Pistole. Ein Blick nach links zeigte mir, daß Suko nichts passiert war, denn er erhob sich.
Ich hob die Beretta für ihn auf, gab sie ihm, als er näherkam und kümmerte mich dann um die beiden Frauen.
Sie standen vor mir wie Ölgötzen. Farah hinter der kleineren Lucia. Beide waren nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. So übernahm ich die Initiative.
»Was Sie eben getan haben, Lucia, war der Mordversuch an Scotland Yard-Beamten. Ich hoffe, daß Sie sich darüber im klaren sind.«
Sie senkte den Kopf und schwieg. Fast taten sie mir leid, doch ich dachte auch daran, zu wem sie gehört hatten, und zu wem sie wahrscheinlich noch immer gehörten.
Rybacks Erbe oder sein Einfluß war noch nicht vernichtet worden.
Außerdem vermißte ich die dritte, die gefährlichste von allen, Marina Sadlock.
Ich sprach beide zugleich an. »Wo steckt eure Freundin Marina?«
Sie schwiegen.
»Wo?«
Ich hatte Schärfe in meine Stimme gelegt. Das war genau der richtige Weg, um Lucia zu einer Antwort zu bewegen. Nachdem sie zusammengezuckt war, hob sie den Blick an, auch um mir ins Gesicht schauen zu können.
»Wir wissen es nicht.«
»Wie schön. Das soll ich euch glauben?«
»Lucia hat recht. Sie ist gegangen.«
»Ach.« Diesmal mußte ich mich an Farah wenden. »Und das soll ich euch beiden glauben?«
»Ja, das müssen Sie. Wir wissen es selbst nicht.«
»Dann hat sie also die Flucht ergriffen und euch hier allein gelassen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Wie dumm muß man eigentlich sein, um so etwas zu glauben?«
»Es ist die Wahrheit. Wir wissen wirklich nicht, wo Marina steckt.«
»Was hat sie euch denn gesagt« fragte ich.
Farah zuckte mit den Schultern. »Was ist mit Ihnen, Lucia?«
»Sie haben es doch erlebt.«
»Klar, der Schuß. Sie hat euch also einen Mordauftrag gegeben, wenn ich das richtig sehe.«
»Du bist ein Feind. Du hast Ryback vernichtet und…«
»Er war der Killer!« sagte ich leise, aber bestimmt. »Ein verdammter dämonischer Killer. Er hat für den Teufel gemordet, weil er so sein wollte wie er. Geht das nicht in eure verdammten Köpfe hinein? Was immer ihr mit ihm gehabt habt, es ist alles nicht wahr. Es ist auf einer Lüge aufgebaut worden. Er hätte euch nicht beschützt, er hätte euch nur für seine Zwecke benutzt.«
Suko sagte etwas. Er hatte sich auf die Umgebung konzentriert und besser alles im Auge behalten können. »Achtung, John, wir bekommen Besuch. Schräg vor dir, etwas rechts.«
Ich trat von den beiden Frauen weg, schaute in die Richtung, die Suko genannt hatte und sah, daß sich aus der Dunkelheit hervor eine Frauengestalt schob.
Es war Marina Sadlock, und sie kam auf mich zu, als hätte es nie Feindschaft zwischen uns gegeben…
***
Das
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