1069 - Die teuflischen Drei
dem Rest ihres Frustes freie Bahn lassen. Der Schrei sackte ab, bevor der in Worte mündete, die sie mir entgegenschleuderte.
»Du irrst dich, Bulle! Du hast nicht gewonnen!« So brüllte sie mich an.
»Ich bin stärker. Wir sind stärker, das kann ich dir versprechen, verflucht!«
Dann tat sie etwas, was kaum jemand anderer getan hätte. Sie mußte wirklich von sich überzeugt sein oder auch davon, daß ich nichts unternehmen würde.
Sie ging nach vorn, denn dort befand sich die Tür. Sie ignorierte mich.
Meine Überraschung war schnell vorbei. »Du sollst stehenbleiben!« schrie ich ihr zu.
Sie lachte mich aus.
Dann der schnelle Schritt, und sie stand bereits in Höhe der Zimmertür.
Der Griff nach der Klinke - und mein Schuß!
Ich hatte bewußt nicht auf sie gezielt, sondern höher gehalten. Außerdem war ich kein Kunstschütze, der mit gefesselten Händen ebenso locker das Ziel getroffen hätte wie normal.
Die Kugel jagte beinahe in die Decke hinein. Dicht darunter schlug sie ein, und Marina zuckte nur kurz zusammen. Im nächsten Augenblick duckte sie sich, riß die Tür auf, und ich zögerte damit, noch einmal abzudrücken.
Ich hatte die Hände mit der Waffe bereits gesenkt. Möglicherweise hätte ich sie auch getroffen, aber es waren die verdammten Skrupel, die in mir steckten. Oder auch normale, menschliche Barrieren, denn ich konnte einfach nicht auf eine unbewaffnete Person schießen.
Marina verschwand.
Sie huschte wie ein Schatten nach draußen. Ich hörte noch ihr dreckiges Lachen. Möglicherweise amüsierte sie sich über meine Skrupel, aber daran konnte ich nichts ändern.
Es war mir einfach nicht gegeben, auf einen unbewaffneten Menschen zu schießen. Marina war entkommen. Vielleicht hatte sie eine Etappe gewonnen, aber nicht den gesamten Sieg.
Die schwere Tür war ins Schloß gefallen. Von Marinas weiterer Flucht hörte ich nichts, hier waren die Wände einfach zu dick.
Ich kniete noch immer. Es kam der Moment der Entspannung, den ich einfach akzeptieren mußte. Das Zittern meiner Glieder, eben eine menschliche Reaktion, denn ich war alles andere als ein Roboter.
Es war mir gelungen, die Schlinge zu lockern, aber nach wie vor lagen die Vorteile auf Marina Sadlocks Seite. Ich war gefesselt, von Suko hatte ich noch keine Reaktion erlebt.
Zwei Fenster besaß dieser Raum. Es war durchaus möglich, daß sie plötzlich an einem erschien und aus ihrer guten Position in den Raum hinein auf mich feuerte.
»Gratuliere, John, du bist wirklich gut gewesen. Großes Kompliment…«
Ich schrak zusammen, denn ich hatte nicht damit gerechnet, von Suko etwas zu hören.
Dann drehte ich den Kopf.
Mein Freund lag noch immer am Boden, aber er hatte sich von mir unbemerkt bis an die Wand unter einem Fenster geschoben und war dabei, sich aufzusetzen.
Als er saß, sprach er mich wieder an. »Ich denke, John, wir sollten uns jetzt mal um gewisse andere Dinge kümmern. Oder willst du in den nächsten Stunden noch immer mit gefesselten Händen herumlaufen…?«
***
Nein, das wollte ich natürlich nicht, aber das Lösen der Drähte würde verdammt schwer werden, wenn nicht unmöglich, denn wir standen unter Zeitdruck.
Ich stellte mich nicht hin, sondern rutschte auf den Knien meinem Freund entgegen. Je näher ich ihm kam, um so mehr sah ich von ihm, und das sorgte nicht eben für ein gutes Gefühl.
Suko hatte mehr abbekommen als ich. Aus seinen Haaren lief Blut. Ein Schlag mußte ihm die Kopfhaut aufgerissen haben, und er biß die Zähne hart zusammen.
Ich fragte nicht, wie es ihm ging, da wäre ich mir lächerlich vorgekommen, ich machte mir Sorgen wegen seines Kopfes und erkundigte mich nach einer Gehirnerschütterung.
»Keine Ahnung, John. Hoffe es nicht, glaube es nicht. Wenn ja, dann eine kleine. Das spielt keine Rolle. Wir müssen zusehen, daß wir hier rauskommen.«
»Warst du schon lange wach?«
»Es geht. Immerhin lange genug, um einen Teil der Szenen mitzubekommen. Ich hätte noch versucht, meinen Stab einzusetzen, aber dann bist zu mir ja zuvorgekommen.«
»Okay, bleiben die Fesseln.«
»Ja, leider.« Suko hatte sich so gedreht, daß ich einen Blick auf seine Hände werfen konnte. Zwischen ihnen und meinen gab es keinen Unterschied, denn man hatte uns die Fesseln so angelegt, daß ich nur die Finger bewegen konnte, die Hände kaum. Etwas drehen, das war dann auch alles.
»Unsere Chance sind die Finger«, sagte Suko.
»Das sehe ich auch.«
»Du solltest versuchen, John, mit ihnen an
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