107 - Tanz der Furie
mit, Abi?"
„Nein, ich habe zu tun. Ich will einem parapsychologischen Versuch beiwohnen, den Burke Kramer mit Tirso anstellt." Er sah auf die Uhr. „Ich bin ohnehin schon zu spät."
Schnell ging er den Gang hinunter, ein verschlossener, verärgerter Mann.
Burian Wagner trollte sich zu seinem Bier, und auch Ira Marginter hatte etwas zu tun. Unga blieb allein zurück.
Der Cro Magnon wartete, bis er keinen von den anderen mehr sah, dann klopfte er an die Tür des Gästezimmers.
„Ich bin es, Unga", sagte er leise.
Coco schloß auf und öffnete. Der Cro Magnon trat ein, und Coco versperrte die Tür hinter ihm wieder. Es war eine berechtigte Vorsichtsmaßnahme. Richard Steiner saß auf der Bettkante und hatte sich offenbar sehr rasch erholt. Selbst sein Gesicht wirkte nicht mehr so eingefallen.
Ungas Gesicht spiegelte ehrliche Freude wieder. Er drückte Steiner die Hand.
„Dorian", sagte er, „was ist wirklich vorgefallen? Diese Geschichte, die du den anderen erzählt hast, stimmt doch nicht, oder?"
„Nur ein paar Dinge sind wahr. Die Hauptsache habe ich verschwiegen. Euch will ich sagen, was vorgefallen ist. Wir werden bald eine Reise unternehmen müssen, nach Jerusalem."
„Was ist mit den Goldbarren aus dem Kopf der O-tuko-San?" fragte Coco. „Mit den Memory- Barren?"
„Ich will der Reihe nach erzählen", sagte der rothaarige Mann.
Er schenkte sich ein Glas Wein ein. Coco und Unga nahmen Stühle und setzten sich.
Richard Steiner begann zu erzählen.
Der rothaarige, dürre, etwas weltfremd wirkende Gelehrtentyp Richard Steiner war in Wirklichkeit Dorian Hunter, der Dämonenkiller. Dorian hatte mit dem magischen Vexierer das Äußere Richard Steiners angenommen. Er schlüpfte öfter in die Maske dieser Figur. Ein Doppelgänger des Dämonenkillers war von Coco Zamis getötet worden. Dorian Hunter aber hatte das Vermächtnis des Hermes Trismegistos angetreten. Damit war er selbst der Dreimalgrößte Hermes geworden.
Es paßte ihm gut, als tot zu gelten. So hatte er viel mehr Handlungsfreiheit beim Kampf gegen die Dämonen und böse übernatürliche Mächte. Er konnte die gewaltigen Machtmittel des Dreimalgrößten Hermes besser einsetzen.
Nur Coco Zamis und Unga kannten die volle Wahrheit. Und der Puppenmann Don Chapman und seine Gefährtin Dula, die auf dem Hof der alfar in Island lebten, kannte ungefähr die Zusammenhänge; sie waren aber zu strengem Stillschweigen verpflichtet.
Dorian Hunter erzählte von dem Zeitpunkt an, als er sich in Tsuwano, in Japan, von Coco getrennt hatte. Er hatte die Gestalt eines Kappa angenommen, eines affenartigen blauen Meeresbewohners, der die Eingeweide ahnungsloser Schwimmer fraß.
Dorian Hunter hatte den Kopf der O-tuko-San erbeutet, jener belebten Puppe. In ihm war auf magischen Goldbarren, den Memory-Barren, ein Wissen gespeichert, um das dämonische Mächte erbitterte Kämpfe führten. Es ging um Dinge von ungeheurer Bedeutung. Dorian war als Kappa mitsamt dem lebenden Puppenkopf in die Gewalt der Hexe der Vulkaninsel Lania, geraten. Sie wollte das Geheimnis des Puppenkopfes ergründen und zerstörte ihn dabei. Zuvor aber hatte der Kappa Dorian die Memory-Barren aus dem Puppenkopf nehmen und verstecken können. Er mußte sie jedoch dem Dämon Halmahera übergeben, dem Mittelsmann der unbekannten Macht, für die auch die Hexe Lania arbeitete. Die Hexe ging mitsamt ihrer Insel bei einem Vulkanausbruch unter. Halmahera wurde von der Macht getötet, der er diente, als er seinen Zweck erfüllt hatte.
Dorian konnte bei der Vulkankatastrophe ins Wasserflugzeug des als Tierfänger auftretenden Halmahera flüchten. Auch die Memory-Barren befanden sich im Flugzeug. Das Wasserflugzeug startete nach Halmaheras Tod zu einem Geisterflug und flog einem unbekannten Ziel entgegen. Niemand befand sich im Cockpit, dennoch flog die Maschine, von übernatürlichen Kräften ferngesteuert. Dorian, der in der Gestalt des Kappa von der untergehenden Vulkaninsel flüchtete, flog dem Stützpunkt einer unheimlichen Macht entgegen, einer Macht, die sich schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem gewaltigen Dämon Olivaro erbittert bekriegt hatte. Noch kannte Dorian die Zusammenhänge nicht, die schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts sein Leben als Schwarzer Samurai Tomotada nachhaltig beeinflußt hatten. Er wollte das Geheimnis ergründen. So nahm er an Bord des Wasserflugzeuges mit Hilfe des Vexierers die Gestalt des Richard Steiner an.
Während er Coco und Unga seine Abenteuer
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