1071 - Zwischenstation Orsafal
hätten uns wirklich eine angenehmere Welt aussuchen können", murmelte er ärgerlich vor sich hin. „Das ist ja die reinste Sauna!"
Ein gespenstisches Kichern erklang hinter ihm, und er fuhr herum. Aber da war nichts, und er stapfte weiter, ärgerlich auf sich selbst, weil er allen guten Vorsätzen zum Trotz doch wieder darauf hereingefallen war. Niemand wußte, was dieses Kichern bedeutete.
Man hörte es des öfteren. Wenn es nur beim Kichern blieb, konnte man noch von Glück sagen. Es konnte einem genauso gut passieren, daß sich plötzlich ein derart widerliches Heulen und Brüllen erhob, daß selbst abgebrühte Raumfahrer instinktiv ihr Heil in wilder Flucht suchten. So etwas konnte auf Orsafal peinlich werden. In unmittelbarer Nähe der Schiffe gab es zwar keine Schlammlöcher, die groß genug waren, um einen Menschen zu verschlingen, und die riesigen, fallenstellenden Wesen, von denen niemand genau wußte, ob man sie zu den Tieren oder zu den Pflanzen rechnen sollte, hatten sich zurückgezogen - sie hatten feststellen müssen, daß die Menschen nicht bereit waren, sich ohne Gegenwehr verspeisen zu lassen. Seitdem war das Landegebiet eine halbwegs sichere Gegend. Aber schon wenn man hier in den Sumpf fiel, mußte man damit rechnen, gleich von Dutzenden von Kleintieren inspiziert zu werden, die alle miteinander einen wahren Heißhunger auf Menschenfleisch entwickelten.
Orsafal war wirklich kein sehr angenehmer Planet.
Den Porleytern war das noch gar nicht aufgefallen. Sie marschierten putzmunter umher. Allerdings wurden sie auch von den einheimischen Lebensformen kaum belästigt.
Jen Salik erreichte eine der Gruppen, die sich hier draußen vergnügten. Rund fünfzig Porleyter schritten nach einem schwer durchschaubaren Muster durcheinander. Sie gingen schweigend umher, keiner von ihnen gab einen Laut von sich. Sie hielten sich auf einer eng begrenzten Fläche, auf der der Boden bereits von den vielen Füßen zerwühlt war, und obwohl sie offenbar keine Neigung verspürten, sich voneinander zu entfernen, gingen sie sich doch gleichzeitig in auffallender Weise aus dem Weg. Keiner berührte den anderen.
Jen Salik, der sie beobachtete, fühlte sich an kultische Tänze fremdartiger Völker erinnert, aber er war sicher, daß die Porleyter nicht die Absicht hatten, zu tanzen. Ihr Treiben hatte einen ganz anderen Grund - aber welchen?
Er ging näher heran und geriet zwischen die äußeren Porleyter. Er erwartete eine abweisende Reaktion. Schließlich drang er wie ein Störenfried in diese Gruppe ein.
Aber die Porleyter bezogen ihn einfach in ihr Spiel ein. Sie gingen ihm ebenso gewissenhaft aus dem Wege, wie sie es bei ihren Artgenossen taten.
„Was tut ihr hier eigentlich?" fragte Salik laut.
Keine Antwort. Die Porleyter kümmerten sich einfach nicht um ihn.
Er versuchte, an einen von ihnen heranzukommen, ihn dazu zu veranlassen, daß er stehenblieb und mit ihm sprach - oder wenigstens hinhörte, wenn er etwas sagte. Aber sobald er auf einen Porleyter zuging und eine bestimmte Distanz unterschritt, wich das Wesen vor ihm zurück und war sofort wieder im Gewimmel verschwunden.
Jen Salik gab es schließlich auf. Er mußte einsehen, daß die Porleyter es zur Zeit ablehnten, sich mit ihm zu befassen.
Aber es gab ja noch mehr Gruppen. Er ließ die emsig umherwalzenden Fremden im Stich und begab sich auf die Suche nach anderer Gesellschaft. Er brauchte nicht weit zu gehen, dann hatte er die nächste Gruppe erreicht, und er atmete auf.
Zumindest waren diese Porleyter nicht am „Tanzen", wie er es in Gedanken nannte.
Sie schienen vielmehr einfach nur herumzustehen. Als der Terraner näher kam, entdeckte er, daß die meisten Angehörigen dieser Gruppe mit den Scherenhänden über den Boden tasteten, als suchten sie etwas. Ab und zu hob einer die Hand, betrachtete ein Klümpchen Dreck von allen Seiten, als sei es ein kostbarer Diamant, legte das Stückchen dann mit großer Behutsamkeit wieder zu Boden und fuhr fort, umherzutasten.
„Hör zu", sagte Jen Salik zu einem der Porleyter. „Wir machen uns Sorgen um euch.
Ihr habt die Schiffe verlassen und euch nach draußen begeben."
„Ist das verboten?" fragte der Porleyter ziemlich patzig.
„Natürlich nicht", versicherte der Ritter der Tiefe hastig. „Ihr könnt tun und lassen, was ihr wollt."
„Na also", sagte der Porleyter. „Dann ist ja alles in Ordnung."
„Ihr solltet allerdings daran denken, daß Orsafal eine recht gefährliche Welt ist", fuhr
Weitere Kostenlose Bücher