1071 - Zwischenstation Orsafal
vermutlich seit rund zwei Millionen Jahren in absoluter Einsamkeit gelebt hatten, integriert in die unterschiedlichsten Dinge, zu fast totaler Inaktivität verurteilt, dann mußte man doch annehmen, daß sie nun ein enormes Bedürfnis danach hatten, miteinander zu reden. Anfangs hatten sie das auch mitunter getan. Aber es gab Porleyter, die im Beisein der Menschen noch kein einziges Wort mit einem ihrer Artgenossen gewechselt hatten.
Fellmer Lloyd betrat den Raum, nahm sich einen Becher Kaffee und ließ sich müde in einen Sessel sinken.
„Komische Zeitgenossen", murmelte er. „Ich weiß nicht, was ich von diesen Leuten halten soll!"
Rhodan zuckte die Schultern.
„Wir müssen eben Geduld mit ihnen haben. Sie haben unendlich lange in der Isolation gelebt. Es muß ein Schock für sie sein, nun plötzlich über die Aktionskörper verfügen zu können. Wenn sie sich erst daran gewöhnt haben, werden sie uns gegenüber offener werden. Einen ersten Schritt haben sie schließlich schon getan."
„Du meinst, sie haben dafür gesorgt, daß wir hier in M3 keine solchen Schwierigkeiten mehr haben?"
„Es ist eine große Erleichterung, das wirst du zugeben müssen. Ihr Mutanten könnt euch eurer Fähigkeiten bedienen, die Zellaktivatoren arbeiten einwandfrei, und die Raumfahrt in diesem Gebiet ist doch kein lebensgefährliches Abenteuer mehr."
„Vielleicht waren sie es gar nicht", vermutete Fellmer Lloyd. „Vielleicht hat das alles ganz andere Ursachen."
„Unsinn!" sagte Rhodan ärgerlich. „Seit zwei Wochen helfen die beiden Dargheten einem Porleyter nach dem anderen in die Aktionskörper zurück, und genau seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse in M3 normalisiert. Hältst du das für einen Zufall?"
„Durchaus nicht", gab der Telepath nachdenklich zurück.
„Die Porleyter haben erkannt, daß wir ihre Freunde sind", fuhr Rhodan mit erhobener Stimme fort. „Also haben sie dafür gesorgt, daß diese alten Abwehrsysteme die Arbeit einstellten."
„Ja, das wäre denkbar", meinte der Telepath. „Aber möglicherweise haben sie es weniger uns zuliebe getan, sondern lediglich, weil sie selbst sich Vorteile davon versprochen haben."
„Das kommt doch auf eines heraus", wehrte Rhodan ärgerlich ab. „Was ist überhaupt los? Ich habe den Eindruck, du willst den Porleytern mit aller Gewalt irgendwelche feindlichen Absichten unterstellen!"
„Ich will gar nichts", erwiderte Lloyd gelassen. „Ich finde nur, daß sie sich merkwürdig verhalten - und daß sie sich in den letzten Tagen irgendwie verändern!"
„Das war vorauszusehen", brummte Rhodan. „Sie gewöhnen sich an ihr neues Dasein.
Außerdem sind sie sicher enttäuscht, weil wir nur noch rund zweitausend von ihnen gefunden haben. Es sieht nicht so aus, als sollten die Suchschiffe noch größere Gruppen von Überlebenden finden."
Er sah nachdenklich auf die draußen herumwandernden Porleyter.
„Oso sagte, daß siebzigtausend von ihnen nach M3 gegangen sind", sagte er leise.
„Er rechnete damit, daß rund zehn Prozent überlebt hätten. Und nun - es ist sicher nicht leicht für sie."
„Sie vergehen vor Trauer um ihre Artgenossen", bemerkte Lloyd sarkastisch.
Rhodan fuhr herum.
„Entweder sagst du jetzt klipp und klar, was du den Porleytern vorzuwerfen hast!"
sagte er ziemlich scharf, „oder du schluckst weitere Andeutungen herunter!"
Fellmer Lloyd zuckte die Schultern.
„Vielleicht liegt es gar nicht an den Porleytern", gab er zögernd zu. „Dieser Planet bekommt mir nicht."
Rhodan starrte ihn an.
„Na gut", sagte er schließlich. Er sah auf die Uhr. „Es wird Zeit für mich. Ich habe eine Verabredung mit Lafsater-Koro-Soth."
Er wandte sich bereits zum Gehen, aber plötzlich drehte er sich noch einmal um.
„Eigentlich ist es seltsam, daß wir hier auf Orsafal nur diesen einen Porleyter gefunden haben, nicht wahr?" murmelte er. „Und es gab keinen Hinweis darauf, daß Koro nicht immer alleine gewesen ist!"
„Ja", stimmte Fellmer Lloyd zu. „Besonders seltsam, wenn man berücksichtigt, daß Koro einer der geselligsten unter unseren Porleytern ist."
„Tatsächlich?" fragte Rhodan überrascht.
Der Telepath nickte.
„Er unterhält sich sehr oft mit seinen Artgenossen. Besonders die Neuankömmlinge haben es ihm angetan."
„Davon gibt es nicht mehr viele", gab Rhodan zu bedenken.
„Die wenigen nimmt er sich um so intensiver vor!" behauptete Lloyd.
*
In der TRAGER ging es zu, wie in einem Bienenstock. Daran waren
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