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1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair!

Titel: 1072 - ...dann bete in der Hölle, Sinclair! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Hand. Durch den schrecklichen Vorgang hatte ich vergessen, mich näher damit zu beschäftigen. Das mußte sich ändern, und ich hoffte, daß mir die Zeit dazu blieb.
    Noch einen Blick dorthin, wo Kathy endgültig aus der Welt geschafft worden war.
    Nein, da war nur die Asche zu sehen. Flattrig, dünn, amorph. Nicht alle Teile hatten sich zu Boden gesenkt. Einige trudelten noch wie leichte Federn durch die Luft.
    Der Streifen also, den Kathy die ganze Zeit über im Mund getragen hatte.
    Er war nicht lang, nahm ungefähr die Hälfte eines normalen Zeigefingers ein. War auch schmaler und dünner, wobei er leicht schimmerte. Logisch, daß dieser Streifen aus zwei Seiten bestand. Ich hielt ihn jetzt an beiden Enden fest und sah, daß die obere Seite blank war, als hätte man sie poliert.
    Die andere auch?
    Ich drehte den Streifen um - und sah die Schrift.
    Plötzlich war ich wie elektrisiert. Obwohl ich sie noch nicht gelesen hatte, stand für mich fest, daß ich dabei war, einen Zipfel des Geheimnisses zu lüften.
    Wegen der geringen Länge waren die Buchstaben dicht aneinandergereiht worden. So mußte ich schon sehr genau hinschauen, um sie entziffern zu können.
    Drei Wörter, ein Satz nur, den ich las, und der mir einen Schauer über den Rücken jagte. »Der Teufel ist Gott!«
    Ich flüsterte ihn mit einem Gefühl des Widerstands. Mein Inneres wehrte sich dagegen, denn eine derartige Behauptung konnte ich auf keinen Fall unterstreichen. So etwas widerte mich an, und ich spürte auch den Druck im Magen. Das ging mir dermaßen gegen den Strich, denn was dort geschrieben stand, hatte ich mir zur Aufgabe gemacht, zu bekämpfen.
    Ich wollte es nicht akzeptieren, sah mich aber gezwungen, es hinzunehmen, denn diese drei Worte hatten eine bestimmte Bedeutung. Daran ging kein Weg vorbei. Sie waren so wichtig, natürlich im Zusammenhang mit dem Streifen, daß sie aus einem Monster ein auf seine Art und Weise existierendes Lebewesen gemacht hatten.
    Ich las den Satz mehrmals, flüsterte ihn nur nicht mehr vor mich hin. So fremd mir der Streifen auf den ersten Blick auch vorgekommen war, so sehr spürte ich, daß meine Überlegungen etwas in Gang gesetzt hatten.
    Glücklicherweise war die Wirkung des Gifts völlig verschwunden. Ich war in der Lage, logisch zu denken und auch tief in die Vergangenheit zu tauchen.
    Da gab es etwas. Es hatte mit dem Streifen zu tun, denn dieser hier mochte neu sein, aber die Methode war es nicht. So etwas hatte es schon einmal gegeben. Nicht hier, nicht auf der Insel, sondern auf dem Festland, und es lag auch einige Jahrhunderte zurück.
    Prag im sechzehnten Jahrhundert. Ein Oberrabbiner namens Low ben Bezaleel, eine künstliche Gestalt, die den Namen Golem erhalten hatte.
    Golem gleich »ungeschlachtet«.
    Wie war das noch gewesen? Ich strengte mich an, rief zurück, was ich wußte, dachte auch an den alten Fall der schwebenden Leichen von Prag, und der Begriff des Golems wollte mir nicht aus dem Kopf.
    Low hatte ihn geschaffen. Einen Menschen aus Lehm. Zuerst nur starr, der dann jedoch zum Leben erweckt werden konnte, wenn man ihm einen Pergamentstreifen in den Mund steckte mit dem »richtigen«
    Namen Gottes darauf. Zog man den Streifen wieder aus dem Mund, fiel der Golem zusammen oder versank in eine Totenstarre.
    Also das war es. Das hatte der Major übernommen, so wie Goethe damals die Gestalt des Rabbi für seinen Dr. Faustus übernommen hatte.
    Und der Golem war das Vorbild zu seinem Homunculus gewesen.
    Ich sah jetzt klarer. Es paßte einiges zusammen, und trotzdem erschreckte es mich. Allein die Tatsache, daß dieser Blake es geschafft hatte, mußte als furchtbar angesehen werden.
    Ich schaute noch einmal auf den Streifen, las den widerlichen Text und schüttelte dabei den Kopf.
    Nein, das wollte und konnte ich nicht so hinnehmen. Ich haßte diesen verdammten Streifen. Ein magisches Etwas, das die Weihe der Hölle empfangen haben mußte.
    Ich aber war im Besitz der Gegenwaffe und holte mein Kreuz automatisch hervor. Wenn es eine Chance gab, den Streifen zu testen und ihn womöglich zu zerstören, dann durch das Kreuz.
    Beides wollte ich zusammenbringen.
    Das Kreuz hielt ich in der rechten, den Streifen in der linken Hand zwischen meinen Fingerspitzen. Schon jetzt merkte ich die »Unruhe« des Kreuzes. Die leichte Erwärmung, das Blitzen auf dem geweihten Silber.
    Ein Feind war in der Nähe, etwas schwarzmagisches, etwas Böses, das mein Kreuz nicht akzeptieren wollte.
    Ich brachte den

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