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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegenüber, und Hardy lächelte mich sogar an.
    Ich hob zunächst die Schultern. »Tut mir leid, aber ich komme mit der Lage noch nicht zurecht. Dabei will ich dich nicht einmal darauf hinweisen, daß wir beide…«
    »Spar dir deine Worte, Sinclair. Es ist schon gut so, wie ich es gemacht habe.«
    »Wenn du das so siehst.«
    »Du denkst, daß ich waffenlos bin, nicht wahr?«
    Ich wiegte den Kopf. »Das könnte ich mir vorstellen, traue es dir allerdings nicht zu.«
    »Gut beobachtet.«
    »Du hast ja noch deine Toten.«
    »Ja, meine Wächter, denn ich sagte dir schon, daß ich der Liebling der Toten bin.«
    »Lohnt es sich denn?«
    »O ja, denn sie geben mir einen hervorragenden Schutz. Ich kann mich auf sie verlassen.«
    »Wer sind sie denn? In welch einer Beziehung stehst du zu ihnen?«
    »Sie sind diejenigen, die zu früh und auch gewaltsam aus dem Leben scheiden. Opfer dreckiger Verbrecher. Sie sind von Mördern und Killern umgebracht worden, und sie wollen Rache. Sie wollen mir einen Weg zeigen. Sie wollen den Menschen mitteilen, die ihren Tod aufklären, wer sie umgebracht hat. Sie wissen es ja. Sie selbst haben es gesehen. Die letzten Sekunden ihres Lebens gehörten ihnen und ihren Mördern. Diese Bilder sind gespeichert in ihren Köpfen, und sie sind auch so leicht nicht zu löschen, aber man kann sie abrufen.«
    »Jeder?«
    »Nein, nur auserwählte Personen, zu denen ich gehöre.«
    »Ja, das hatte ich mir schon gedacht. Das wußte ich schon. Ich habe ja mit Mrs. Morton gesprochen. Stimmt es, daß du ihren toten Sohn auf die Lippen geküßt hast?«
    »So war es.«
    Ich sah Shao nur aus dem Augenwinkel, bekam jedoch mit, wie sie bei einer derartigen Vorstellung erschauerte. Es ist auch nicht jedermanns Sache, einen Toten auf die kalten Lippen zu küssen.
    »Wie ging es dann weiter?« erkundigte ich mich.
    »Ich habe die Leiche lange geküßt. Sehr intensiv. Ich wollte herausfinden, welche Bilder sich gespeichert haben. So etwas dauert seine Zeit. Aber ich hatte Erfolg. Das Bild des Mörders oder die Bilder der Mörder waren noch immer vorhanden, und sie wurden wie ein Film auf mich übertragen. Es ist einfach phänomenal. Ich bin durch meine Eigenschaft zu einem Wohltäter der Menschen geworden. Ich habe die Informationen weitergegeben und der Polizei damit geholfen.«
    »Aber auch selbst eingegriffen.«
    »Das mußte sein.«
    Ich ging nicht darauf ein, weil mir noch zuviel unklar war. Jetzt kam ich wieder auf die Toten zu sprechen. »Wenn jemand tot ist, dann wird er in einen Sarg gelegt und begraben. Er kehrt im Regelfall nicht mehr zurück. Was mit seinem Geist oder seiner Seele passiert, das weiß niemand. Man kann vielen weisen Menschen glauben, die von anderen Dimensionen sprechen, und auch ich habe mich damit beschäftigt. Ich weiß, daß man niemals ganz stirbt. Etwas bleibt von einem Menschen immer zurück. Wenn es nur seine Aura ist.«
    »Du weißt viel, Sinclair.«
    Ich lächelte ihn kantig an. »Leider nicht genug, Hardy. So kann ich mir nur schwer vorstellen, daß aus der Aura der Toten, die sich um dich gelegt hat, plötzlich Hände lösen, um andere Menschen zu töten. Wer sind sie? Die Hände und Arme der Toten, die eigentlich zusammen mit dem übrigen Körper in den Särgen hätten liegen müssen?«
    »Es sind meine Freunde.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Es sind die Hände der Rächer. Die Hände der Toten, die unter schrecklichen Umständen ermordet wurden. Aus dem Jenseits kehren sie zurück, um sich zu rächen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich dir nicht. Das kann nicht stimmen.«
    »Warum nicht?«
    »Bist du ein Mensch?«
    Diese Frage hatte ihn überrascht. »Ja, oder sehe ich aus wie ein Monster?«
    »Es gibt auch Menschen, die Monster sind. Kein Mensch besitzt eine derartige Aura, die andere Menschen lähmen kann.«
    Plötzlich funkelten sein Augen. Die ursprüngliche Farbe war aus den Pupillen gewichen. »So ist es bisher gewesen. Aber du hast mir Widerstand entgegengesetzt. Ich will herausfinden, was dich so stark gemacht hat. Deshalb bin ich zu dir gekommen. Wir stehen uns hier waffenlos gegenüber. Ich werde dich solange nicht bedrohen, bis du es mir selbst gesagt hast.«
    »Gern, Hardy. Darauf habe ich gewartet. Nur werde ich es dir nicht sagen, sondern zeigen.«
    Er stand plötzlich unter Spannung. Er vibrierte, und das konnte ich spüren und sehen, denn um ihn herum entstand wieder diese neblige und eiskalte Aura. Ich wußte ja, wie rasch sie sich ausbreiten

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