1076 - Der Weg der Porleyter
wahrscheinlich auch unsere Energie, wenn wir in sie hineinfliegen."
„Du meinst also, diese HULLY DULLY ist hinter ihr abgestürzt? Hast du vielleicht auch eine Vorstellung davon, wie wir sie dann bergen sollen?"
„HULLY GULLY, Narktor. Wie hoch stehst du jetzt über uns?"
„Dreihundert Meter etwa."
„Fein. Dann richte jetzt deine Scheinwerfer nach vorne."
„Wenn du glaubst, daß die Barriere nur eine begrenzte Höhe hat..." Er rief einem Mitglied seiner Besatzung etwas zu. „Nikki, ich könnte dir verdammt sagen, was wir besser tun würden!"
„O ja", seufzte sie. „Ein paar Schüsse in die Pyramiden, vielleicht ein paar kräftige Salven, und alle Probleme sind gelöst - oder wir im siebten Himmel, Narktor."
„Licht kommt nicht durch", knurrte der Springer. „Zweihundert Meter."
„Dann versuche es in größerer Höhe wieder."
„Wie du befiehlst, mein Schatz!" Nikki behielt ihre Position bei. Yano, ein dunkelhäutiger Südamerikaner, warf ihr einen seltsamen Blick zu.
„So unterhaltet ihr euch immer?" fragte er an.
Sie winkte lachend ab.
„Nicht immer. Wir reden auch lateinisch."
„Der Springer?"
„Nein, das Pferd. Sieh mich nicht so entgeistert an. Er hat ein Pferdegesicht, ist aber ein lieber Kerl."
„Wer?" kam es aus dem Lautsprecher. „Wido?"
„Achte lieber auf deine Leuchter, Narktor. Höhe?"
„Hoch genug, um dir zu sagen, daß es keinen Sinn hat. Die Scheinwerferkegel verschwinden noch immer im Nichts. Ich bin jetzt auf... He, was ist das!"
„Narktor?"
Der Springer antwortete nicht mehr. Der Bildschirm, auf dem er eben noch zu sehen gewesen war war dunkel.
„Narktor!"
„Sinnlos", sagte Elisa Merckes tonlos. „Wir haben ihn nicht mehr in der Ortung. Die Space-Jet ist verschwunden, einfach weg!"
Nikki schluckte. Ihre Hände wurden feucht.
„Das Boot kann sich nicht in Luft aufgelöst haben!" sagte sie heftig. Aller Spaß war vorbei. „Und Narktor merkte, daß etwas mit ihm geschah. Wir steigen auf seine letzte Höhe!" Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf das Funkgerät. „Davon brauchen sie in der RAKAL nichts zu erfahren, Elisa. Sie merken schon früh genug, was hier vor sich geht.
Bis sie sich melden, haben wir Zeit."
„Wofür?" fragte Yano unsicher. „Nikki, zwei Boote haben wir hier schon verloren, und du willst hinter dem Rücken von Xanthen ..."
Die Raumfahrerin aktivierte bereits die Schutzschirme der Space-Jet und ließ das kleine Diskusschiff langsam steigen - in konstanter Entfernung zur lichtschluckenden unsichtbaren Wand.
„Yano, ich mache nichts hinter irgend jemandes Rücken. Elisa, wenn auch wir in ein Feld oder sonst etwas geraten, merken wir's wie Narktor. Ich möchte, daß dann alles, was wir beobachtet oder in Erfahrung gebracht haben, gebündelt zur RAKAL geht. Bitte bereite das vor und schick's ab, sobald du merkst, daß irgend etwas nach uns greift oder mit uns geschieht."
Elisa Merckes nickte und begann, schnell in ein Mikrophon zu sprechen. Nikki und Yano sagten nichts mehr. Mit zusammengepreßten Lippen sah die Beibootkommandantin abwechselnd auf die Anzeigeinstrumente, die Monitoren und in den sternübersäten Himmel.
Bald würde ein neuer Tag anbrechen. Nikki kannte diese strahlend hellen Nächte in M3 nun lange genug, und doch war sie jedes Mal aufs neue beeindruckt.
Yano funkte, ohne Antwort von Narktor oder den Männern und Frauen aus der HULLY GULLY zu erhalten.
Nikki programmierte den Autopiloten. Auf Knopfdruck würde er die Space-Jet von der Barriere wegreißen, sobald ein erster Fremdeinfluß spürbar wurde - und falls die Besatzung nicht mehr dazu in der Lage sein sollte.
„Jetzt Achtung!" rief Nikki. „Wir erreichen Narktors Höhe! Elisa, du..."
Sie kam nicht mehr dazu, zu Ende zu sprechen. Sie hörte Yanos Aufschrei und spürte ihren Herzschlag, als sie das Gefühl hatte, daß ihr der Magen umgestülpt, daß sie mit einem Schlag vollkommen schwerelos wurde. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihren Schädel. Dann war die Umgebung in grelles, bläulichweißes Licht getaucht.
Nikki wurde sich dessen kaum bewußt, daß ihr Zeigefinger den Autopiloten aktivierte.
Auch der Schmerz ging in einer plötzlich aufwallenden Panik unter. Die Helligkeit blendete, und doch starrte die Raumfahrerin aus weit aufgerissenen Augen auf den schemenhaften Umriß der Space-Jet, die wie von Fesselfeldern gehalten im Zentrum des hellen Leuchtens stand.
Narktor! durchfuhr es sie. Sie wollte es hinausschreien, doch kein Laut kam über
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