1076 - Der Weg der Porleyter
nachdem uns allen ein gehöriger Schreck eingejagt wurde. Wir sollten nicht versuchen zu begreifen, was wir nicht verstehen können. Für mich steht fest, daß wir von hier fortgeekelt werden sollen."
„Das wissen wir auch schon", meinte Gucky. „Nun, Perry?"
Rhodan verzog keine Miene. Doch unwillkürlich lauschte er in sich hinein, versuchte ein erstes Anzeichen dafür zu finden, daß sein Zellaktivator nicht fehlerfrei funktionierte.
Er spürte nichts.
„Ich glaube", sagte er gedehnt, „daß wir nun die Bestätigung dafür haben, daß die Porleyter noch nicht so negativ geworden sind, um unser Leben willentlich zu gefährden."
Ras Tschubai lachte trocken.
„So, das tun sie nicht? Perry, es beginnt mit uns Mutanten und wird mit allen Zellaktivatorträgern enden."
„Das weiß ich", entgegnete Rhodan. „Doch sie wissen genau, daß wir uns dann rechtzeitig zurückziehen. Und bis dahin ..." Er breitete die Arme aus und seufzte. „Bis dahin werden wir warten."
„Auf Oso? Darauf, daß er sein Versprechen wahrmacht und uns sagt, was der Frostrubin ist?"
War es ein Versprechen gewesen? Und war Oso noch der gleiche, der ihm vor dem Verlassen der RAKAL WOOLVER gegenübergestanden hatte?
Rhodans Gedanken drehten sich im Kreis. Es waren immer wieder die gleichen Fragen, die ihn bewegten - und auf die er doch keine Antwort fand.
„Wir warten", entschied er. „Ich würde euch und mich selber betrügen, wollte ich behaupten, daß ich viel Hoffnung in Oso setze. Doch dieser winzige Rest Zuversicht, der uns bleiben muß, sollte es wert sein, die Ungewißheit noch für ein paar Tage zu ertragen."
„Für Tage?" entfuhr es Tekener.
„Bis die Zellaktivatoren streiken. In einer solchen Lage waren wir schon mehrere Male, Tek. Und wie damals wird der Spuk vorbei sein, wenn wir aus M3 heraus sind."
Nicht nur Tekeners Gesicht verriet Skepsis, obwohl er Rhodans Entscheidung schließlich guthieß.
Doch selbst die größten Pessimisten konnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen, wie sehr er sich täuschte.
*
Zwei Tage vergingen, ohne daß etwas Neues geschah. Die Mutanten litten unter der zunehmenden Erschöpfung. Rhodan gönnte sich kaum eine Stunde Schlaf und mußte sich bei Anbruch des dritten Tages schweren Herzens eingestehen, daß er sich wahrhaftig nur etwas vorgemacht hatte.
Wäre Oso willens gewesen, sich noch einmal zu melden, und sei es nur, um die Terraner nochmals zum Rückzug aufzufordern, so hätte er nun lange genug Zeit dazu gehabt.
Eine neue Unruhe bemächtigte sich seiner in zunehmenden Maß, ohne daß er ihren tieferen Grund zu erkennen vermocht hätte.
Die Zahl derer, die auf sofortigen Aufbruch drängten, wuchs beängstigend schnell, und Rhodan konnte sich deren Argumenten nicht mehr verschließen.
Sein Entschluß stand endgültig fest, als er zu Waringer in dessen Kabine gerufen wurde.
Waringer lag kreidebleich auf einer Liege. Irmina Kotschistowa war bei ihm. Als sie Rhodan erblickte, huschte ein Schatten über ihr Gesicht.
„Es ist soweit, Perry", flüsterte sie. „Ich ... spüre es auch bereits."
Rhodan setzte sich auf die Kante und begegnete dem Blick des ehemaligen Schwiegersohns.
„Tut mir leid, Perry. Ich ..."
„Sag jetzt nichts, Geoffry. Wenn sich hier irgend jemand Vorwürfe zu machen hätte, so bin ich das." Er nickte. „Ja, Geoffry, ich hätte mich nicht in etwas verrennen dürfen. Von den Porleytern haben wir nichts mehr zu erwarten - jedenfalls nichts Gutes."
„Du wolltest nicht glauben, daß sie sich so verändern können, oder?"
„Das auch. Wir haben alle genug Zeit zum Nachdenken gehabt, und wenn ich ganz ehrlich sein soll, so wird auch mir angst und bange, wenn ich daran denke, was sie dort draußen vorhaben oder vorbereiten. Etwas sagt mir, daß wir so lange auf Zhruut bleiben sollten, bis wir es wissen. Aber das ist vorbei, Geoff. Die RAKAL WOOLVER wird in Kürze starten, und wir verlassen M3 mit der ganzen Flotte."
Waringer richtete sich auf. Er lächelte Irmina schwach an, als sie die Stirn in Falten legte.
„Es geht schon wieder. Macht euch um mich keine Sorgen. Aber Perry, das ist nicht alles, oder? Du wärest nicht du, wenn du nicht schon ein neues Ziel im Auge hättest."
Rhodans Blick richtete sich in die Ferne.
„Wir verlassen M3 so schnell wie möglich. Wir haben die Koordinatenangabe des Ankerplatzes des Frostrubins. Auch wenn wir nicht erfahren werden, was uns dort erwartet ..."
Er erhob sich und legte Waringer sanft eine Hand
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